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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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vergessen, als er sah, wie Lisette von diesem aufgestachelten Hafengesindel mitgeschleppt wurde. Wie hätte er sie auch nicht bemerken sollen? Sie hatte sich von ihnen abgehoben wie eine Perle in einem Eimer Schmutzwasser. Bei der Vorstellung, dieser Abschaum könne sie berührt und misshandelt, ja ihr noch Schlimmeres zugefügt haben, bekam er Gänsehaut und das Blut dröhnte wie Trommelschläge in seinem Schädel. Es hatte eine Sekunde gegeben — als er Moisant erkannt hatte und ihm klar geworden war, dass er der Anstifter war - da hätte Caid einen Mord begehen können.
    Doch damit würde er mit seiner Beschützerrolle zu weit gehen. Er hatte nicht das Recht, alles Schlimme von Lisette fern zu halten. Dieses Recht hatte er spätestens vor zwei Wochen verwirkt, in jener Nacht voller Leidenschaft. Und so war er nun darauf angewiesen, von Dritten etwas über sie zu erfahren, ohne ihr nahe sein zu können.
    »Was ist mit Squirrel und den anderen?«, fragte er brüsk.
    »Halten Wache wie immer. Das ist für sie mittlerweile nicht nur eine Pflichtübung, sondern ein wahres Vergnügen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Sie sind alle ganz schön verknallt in die junge Witwe mit dem bezaubernden Lächeln und, nicht zu vergessen, mit den leckeren Teekuchen.«
    »Und du?«
    »Oh«, entgegnete Blackford mit vor Ironie triefender Stimme, »ich bin dagegen nicht mehr gefeit als jeder andere.«
    Caid schnaubte. Jetzt war er auch nicht klüger als zuvor.
    »Eifersüchtig, alter Junge?«, fragte Blackford.
    »Auf eine Bande Straßenbengel? Das wollen wir doch nicht hoffen«, entgegnete Caid spöttisch.
    »Auf jeden, der dir das Herz der Dame streitig machen könnte«, sagte Blackford und seine blauen Augen funkelten.
    »Hast du das denn vor?« Der Schmerz bei dem Gedanken, der Engländer könne Lisette den Hof machen, sie küssen, mit ihr schlafen, ob nun mit oder ohne Ehering, ging ihm durch und durch. Für einen Augenblick versank er in der lebhaften Erinnerung daran, wie sie nackt auf dem Rosenteppich gelegen hatte, umflossen von ihrem seidigen Haar, mit einer Schleife um ihren Schenkel. Seit seiner Rückkehr vom Maison Blanche hatte dieses Bild immer wieder sein Blut zum Kochen gebracht, doch gerade jetzt kam ihm das scheußlich ungelegen.
    »Nicht in meiner jetzigen Verfassung«, erwiderte Blackford mit einer knappen Verbeugung.
    Das hieß, Blackford hielt es für möglich, dass Caid um seinen Platz als Beschützer der Dame kämpfen würde. Und damit hatte er verdammt Recht.
    Caid fragte sich, ob Blackford wirklich etwas für Lisette empfand oder ob er ihn mit dem Geplänkel nur dazu bringen wollte, seine eigenen Gefühle Lisette gegenüber einzugestehen. So etwas sähe dem Engländer ähnlich.
    »Wie steht es damit bei dir, mein Freund?«, ergriff Blackford erneut das Wort. »Ich meine deine Verfassung, nicht deine Absichten.«
    Caid legte die linke Hand auf seine linke Schulter und spannte die Muskel an, die er sich gezerrt hatte, als Moisants Pferd ihn gegen das Tor des Vallier- Hauses gedrückt hatte. »Es geht. Durch Übung wird es wohl besser werden.«
    »Ein Pech, dass das ausgerechnet vor dem Turnier passieren musste.«
    »Wie bei dir, meinst du wohl.«
    »OH, das war schon mehr als nur ein unglücklicher Zufall.«
    Die Worte waren beiläufig gesagt, doch Blackfords Augen sprachen eine andere Sprache. Der Unfall, bei dem Dorelle zu Tode gekommen war, beschäftigte ihn immer noch, und wer wollte ihm das verdenken?
    »Bei mir auch«, entgegnete Caid.
    Der Engländer wirkte nicht überrascht. »Du meinst also, es war nicht einfach Pech, sondern jemand wollte verhindern, dass du heute gewinnst, oder dich überhaupt beiseite schaffen?«
    »Du glaubst also auch, dass es kein Unfall war?«
    »Versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen«, sagte Blackford warnend. »Wir haben alle den Angreifer erkannt und das sollten wir wohl auch.«
    Caid seufzte resigniert. Offenbar sollte der Konflikt zwischen Moisant und Lisette immer vor interessiertem Publikum ausgetragen werden. »Ich weiß nicht, ob er wirklich ein Ziel damit verfolgte.«
    »Also pure Bosheit?«
    »Das nehme ich an.«
    Blackford warf ihm einen scharfen, abwägenden Blick zu. »Wenn ich du wäre, würde ich trotzdem weiterhin auf der Hut sein, besonders vor denen, die allzu sehr um meine Gesundheit besorgt sind.«
    Das war ein ausgezeichneter Rat und noch dazu von einem, den das Ganze eigentlich gar nichts anging. Caid wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und

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