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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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keinen Sinn.«
    »Wer? Nun sag schon.«
    »Ist  ja gut, meine Liebe. Es war Monsieur Moisant.«
    Moisant. Agatha konnte es nicht wissen, aber seine Anwesenheit ergab durchaus einen Sinn, wenn man an die Attacke gegen Caid dachte. Das Spottständchen war nur ein Vorwand gewesen, eine Tarnung für seinen Versuch, den Mann zu beseitigen, der ihn daran hinderte, sich seine Schwiegertochter gefügig zu machen.
    Vielleicht war ihm das ja auch gelungen. Aul jeden Fall hatte er es geschafft, Caid zu verwunden. Welche Genugtuung musste es Moisant bereitet haben, sie und Agatha da auf der Straße zu sehen! Oder war auch das beabsichtigt gewesen? Hatte Henri Moisant gewollt, dass sie den Anschlag auf Caids Leben mitansah?
    Urplötzlich wurde Lisette von einer rasenden Wut erfasst, dass ihr förmlich der Kopf dröhnte. Sie war wie besessen von dem Wunsch, einem anderen Menschen wehzutun. Sie hasste Henri Moisant mit jeder Faser ihres Herzens für das, was er seinem Sohn, Caids Schwester und ihr selbst angetan hatte. Doch am meisten verachtete sie ihn für seinen feigen Angriff auf Caid.
    Aber andererseits ...
    Es waren bereits zu viele in ihren Streit mit hineingezogen worden. Sie konnte nicht noch mehr Tote und Verletzte auf ihr Gewissen laden. Die Freiheit, nach der sie sich so gesehnt hatte, war nichts als ein flüchtiger Traum gewesen, der nie wahr werden konnte. Sie hatte es erzwingen wollen, indem sie davonlief und ihren eigenen Hausstand gründete, beschützt von einem Mann, der stark genug war, ihren Schwiegervater in Schach zu halten. Das war dumm gewesen. Freiheit hatte man sich zu verdienen, dachte sie. Sie musste aufhören wegzulaufen und sich stattdessen dem Mann stellen, der ihr unbedingt wieder Fesseln anlegen wollte. Es war Zeit, den Streit zu beenden, den Zorn ihres Schwiegervaters zu besänftigen und sich mit ihm auszusöhnen.
    Sie sah keinen anderen Weg.

Neunzehntes Kapitel
    Das St.-Philipp-Theater, auf der Rue St. Philippe zwischen Bourbon Street und Rue Royale gelegen, war ein zweistöckiges Gebäude im Stil des sechzehnten Jahrhunderts mit hohen Giebeln und Fensterbögen, die die Eingangsloggia und den darüber liegenden Balkon einrahmten. Es war dreißig Jahre alt und seit dem Bau der neueren, schöneren Theater - des Theatre D’Orleans, Theatre de la Renaissance, American Theater und weiterer - ein wenig heruntergekommen. Von Zeit zu Zeit gab es dort noch Aufführungen, meist Varieteshows und derbe Komödien, die den Geschmack der einfachen Leute trafen. Um sich eine weitere Einnahmequelle zu sichern, veranstalteten die Betreiber inzwischen auch Quadronenbälle.
    ln einem Artikel, den Caid in der L’Abeille gelesen hatte, war das Theater eine Räuberhöhle genannt worden, eine Bezeichnung, die der Wahrheit ziemlich nahe kam. Der Anschein von Glanz und Größe, den es sich einst gegeben hatte, war längst verblasst. Die vergoldeten Schnitzereien blätterten ab, die Samtvorhänge waren zerschlissen und zerfetzt und in den Wandleuchtern steckten verrußte, abgebrannte Kerzenstummel. Stäubchen tanzten in den Sonnenstrahlen, die durch die hohen Fenster im ersten Stock fielen, wo man die Vorhänge aufgezogen hatte, um mehr Licht einzulassen. Der Geruch nach Tünche und warmem Wollstoff, nach Staub und Schweiß hing dick in der Luft und überall lag feiner Sand, den die Besucher mit ihren Stiefeln und Schuhen hereingetragen hatten. Trotz alledem war das Theater mit seinen rund siebenhundert Sitzen und der weitläufigen ebenen Parkettfläche durchaus geeignet als Austragungsort für das Turnier der Fechtmeister.
    Fünf Längen Leinwand, auf das rechte Maß zugeschnitten, markierten die Fechtbahnen, die durch gespannte Seile vom Zuschauerraum getrennt waren. Wichtigtuerische Herren mit langen Listen gingen hin und her und auf kleinen, rings um die rechteckigen Fechtbahnen gruppierten Plattformen hatten der Wettkampfrichter und die vier Mitglieder der Jury Platz genommen. In bequemer Reichweite standen die Schatullen mit den Wettkampfwaffen, jede mit dem Namen des Eigentümers versehen. In den Logen im ersten Rang drängten sich die — natürlich rein männlichen - Zuschauer, plauderten scherzten und schlossen Wetten ab, während sie auf den Beginn des Spektakels warteten. Auch die nach hinten ansteigenden Sitzreihen waren gut belegt, sodass die maitre d'armes, die bereit standen, um ihre Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen, ein großes Publikum haben würden.
    Das Stimmengesumm erinnerte an einen Stock

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