Gefechte der Leidenschaft
Braut eine bedeutende Erbin war.
»Wer hat von Heirat gesprochen?«
Rios belustigter Blick verriet Caid, dass er vielleicht schon zu viel gesagt hatte. Es wurde Zeit, das Thema zu wechseln, bevor er gänzlich indiskret wurde. »Niemand außer dir, dem sie im Kopf herumspukt. Wie gehen die Hochzeitsvorbereitungen voran?«
»Gut, so viel ich weiß«, antwortete Rio leichthin. »Nach zwei Wochen ermüdender Einkauferei habe ich gestern den corbeille de noce mit den Brautgeschenken abgeschickt. Meine Aufgabe ist damit erfüllt und ich muss jetzt nur noch in der Kathedrale erscheinen.«
»Haben sie Mademoiselle Vallier gefallen?«
Rios Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen und in seinen dunkelgrauen Augen glitzerte es wie Silber. »Offensichtlich wusste sie meine Mühe zu würdigen.«
Caid konnte sich ganz gut vorstellen, wie diese Würdigung ausgesehen haben mochte, doch der Anstand und ein gesunder Sinn für Selbstschutz hielten ihn von entsprechenden Bemerkungen ab. Danach zu urteilen, mit welcher Hingabe Rio sie ausgesucht hatte, mussten es zweifellos verschwenderische Gaben gewesen sein. Der corbeille de noce war der traditionelle Hochzeitskorb, ein Geschenk des Bräutigams an die Braut. Wie sich Caid hatte sagen lassen, war er eine vergoldete Kostbarkeit, gefüllt mit den schönsten und erlesensten Geschenken, die für Geld zu haben waren - Kaschmirschals, so fein gewebt, dass man sie durch einen Trauring ziehen konnte, Juwelengehänge, kunstvoll bemalte Fächer, geschnitzte Kämme, edelsteinbesetzte Handschuhe und was dergleichen mehr war. Einem Bräutigam fiel immer ein Stein vom Herzen, wenn er den Korb endlich bestückt und überreicht hatte.
»Der große Tag ist bald da«, sagte Caid. »Hast du die
Vorbereitungen für die Reise nach Spanien schon getroffen?«
Rio schüttelte den Kopf. »Celina möchte lieber in der Stadt bleiben, bis die s aison des visites vorbei ist und die Sommerhitze einsetzt.«
»Und was wäre dir lieber? Ich könnte mir vorstellen, dass du darauf brennst, deine alte Heimat wiederzusehen.«
»Es ist jetzt schon so viele Jahre her, dass es auf paar Wochen mehr nicht ankommt«, entgegnete Rio unbekümmert.
In Wahrheit, dachte Caid, war Rio ganz vernarrt in seine französisch-kreolische Braut und hätte ihr zuliebe alles getan. Fast hätte man Mitleid mit ihm haben können, wenn seine Celina nicht ebenso in ihn verliebt gewesen wäre. Es gab Augenblicke, in denen Caid Rio um diese Zuneigung und seine strahlend glückliche Zukunft beneidete, doch er hütete sich, es sich anmerken zu lassen. »Dann wirst du also zum Fechtturnier noch hier sein?«
La Roche kam Rio mit der Antwort zuvor. »Warum sollte er mit anderen Fechtmeistern die Klingen kreuzen, wenn er kein maitre d'armes mehr ist, sobald er die Stadt verlassen hat? Außerdem wird er wohl kaum das Leben, das ihn an der Seite der schönen Celina erwartet, aufs Spiel setzen.«
»Stimmt beides«, pflichtete Rio ihm gutmütig bei. »Ich überlasse einem von euch den Siegespreis.«
»Damit meint er natürlich, dass wir gegen ihn keine Chance hätten«, sagte Caid grinsend zu La Roche.
»Für diese Rücksichtnahme sind wir ihm überaus dankbar.« Der italienische Fechtmeister erhob sein Glas und trank ihm zu.
Caid musste sich eingestehen, dass seine Chancen wirklich bedeutend besser standen, wenn Rio aus dem Rennen war. Der Spanier war ein ernst zu nehmender Gegner, der seine Ausbildung, wie er selbst, in Paris genossen hatte, obwohl sich ihre Wege dort seltsamerweise niemals gekreuzt hatten. Auch La Roche, ein Meister des italienischen Stils, war ein ausgezeichneter Fechter. Die Rivalität zwischen den Dreien war freundschaftlicher Natur, was sich nicht von allen Fechtmeistern in der Passage behaupten ließ. Es konnte sehr wohl sein, dass sich durch das bevorstehende Turnier die Reihen lichteten. Der Wettkampf hatte noch nicht begonnen und schon schlugen die Gefühle so hohe Wellen wie der Mississippi bei Hochwasser — besonders unter denjenigen Fechtlehrern, die man vom Wettbewerb ausgeschlossen hatte, weil sie kein Diplom einer anerkannten Fechtakademie vorweisen konnten. Caid hatte sein Diplom natürlich in Paris erworben, darum focht er im französischen Stil, wogegen La Roche und einige andere die italienische Methode bevorzugten. Er war gespannt, welche Richtung die erfolgreichste sein würde.
Doch um diese Frage ging es beim Turnier natürlich nicht, sondern einzig um die Ehre. Und auch darum, ein breiteres
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