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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Eugenes Tod schwierig und danach unmöglich war.
    »Komm gleich mit hinein«, drängte Lisette. »Es tut mir wirklich Leid, aber es ist keiner hier, der uns mit dem Gepäck helfen könnte, da ich gerade erst eingezogen bin. Wenn du mir den Koffer gibst und die übrigen Sachen nimmst, haben wir dich im Handumdrehen in deinem Zimmer untergebracht.«
    Kurz darauf saßen sie schon gemütlich an einem kleinen Tisch im Salon. Lisette hatte Reiskuchen, calas genannt, und Kaffee von einem der Händler gekauft, die fast an jeder Straßenecke ihre Waren feilboten. Sie goss den Kaffee in eine Sevres-Kanne, die sie in einem Schrank gefunden hatte, und richtete die Kuchen auf einem passenden Teller an. Sie war sehr erleichtert, dass sie ihrem Gast etwas anbieten konnte, denn nichts war peinlicher, als mit leeren Händen dazustehen, wenn Besuch kam.
    Statt Kaffee hätte Lisette eigentlich lieber Tee gehabt, eine Vorliebe, die sie von Agatha übernommen hatte. Überhaupt hatte es eine Zeit gegeben, da die Gouvernante ihr in allem, vom Benehmen über die Kleidung bis hin zu den Essgewohnheiten, ein Vorbild gewesen war. Kein Wunder, denn in vieler Hinsicht stand sie Lisette damals näher als deren eigene Mutter. Die Kindersterblichkeit war so hoch, dass viele Leute ihre Kinder bis zum Alter von fünf oder sechs Jahren praktisch nicht beachteten, damit der Schmerz nicht unerträglich wurde, falls die Kleinen starben. Lisette war eigentlich erst durch die Verbindung mit Eugene ihrer Mutter näher gekommen und durch deren Krankheit, die schließlich zu ihrem Tod führte. In jenen Monaten vor ihrer Hochzeit hatte Lisette erkannt, dass sich in der Sorge ihrer Mutter um sie und in der Angst, sie allein in der Welt zurücklassen zu müssen, das wahre Ausmaß ihrer Liebe zeigte. Sie redeten über vieles miteinander in jenen langen Nächten, in denen ihre Mutter vor Schmerzen nicht schlafen konnte, und packten die Erinnerungen und Ratschläge eines ganzen Lebens in die Stunden, da Lisette die zerbrechliche Hand ihrer Mutter hielt. Und um ihr ein wenig Frieden zu geben, hatte sie sich am Ende einverstanden erklärt, Eugene rasch zu heiraten.
    »Ich freue mich, dass du so schnell kommen konntest«, sagte Lisette, schob ihren leeren Teller beiseite und füllte aus der rosenbemalten Porzellankanne Kaffee nach. »Das macht alles viel einfacher.«
    Agathas zarte Wangen waren rosig überhaucht. »Ich brauchte bloß meine Siebensachen zusammenzupacken, was ich herzlich gern tat. Ich muss gestehen, seit ich meine letzte Stelle verlassen habe, war weit und breit keine neue in Sicht. Das ist natürlich meine eigene Schuld - warum konnte ich auch meinen Mund nicht halten! Weißt du, der Mann, für den ich arbeitete, wollte mir keine Empfehlung ausstellen, aber ich konnte es einfach nicht widerspruchslos hinnehmen, dass er sein reizendes Töchterchen, das erst fünf war, in ein Korsett mit Holzleisten im Rücken zwängte, und das auch nachts. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so aufgebracht gewesen, zumal sie ein so zartes, kleines Ding war! Eine Frau muss viel Ungesundes über sich ergehen lassen, bis sie so aussieht, als könne sie jeder Windstoß umpusten.«
    »Aber das ist heute gang und gäbe.«
    »Das stimmt, aber es macht die Sache nicht besser.« Agatha schüttelte den Kopf. »Demnächst wird man noch hören, dass sie Kinder mit Essig und Arsen traktieren, genau wie ihre Mütter. Aber, wie gesagt, meine Aussichten waren nicht gut und die kleine Pension für Frauen, in der ich zwischen zwei Anstellungen wohne, ist zwar recht behaglich, aber nicht gerade sehr ... anregend. Deine freundliche Einladung kam also wie ein Geschenk des Himmels.«
    In Wahrheit war die Pension, wie Lisette wusste, ein trübsinniger Ort mit düsteren, abgenutzten Möbeln, wo es streng nach Katzen roch. Es hatte sie immer Überwindung gekostet, ihre alte Lehrerin dort zu besuchen. »Hier wird es viel lustiger zugehen, das verspreche ich dir.«
    »Während deiner Trauerzeit? Ich weiß sehr wohl, dass du nicht gerade untröstlich bist, aber trotzdem ...«
    »Ja, einige Zugeständnisse muss ich schon machen.« Lisette nippte an ihrem Kaffee. »Aber weißt du, New Orleans ist in dieser Hinsicht nicht so streng wie Boston, ich will mich also nicht beklagen. So ist es zum Beispiel durchaus erlaubt, in die Oper zu gehen, solange man ganz hinten in der Loge sitzt oder hinter dem Logengitter verborgen bleibt, und niemand wird etwas dabei finden, wenn ich ein paar Freunde zu

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