Gefechte der Leidenschaft
auf dem Schoß.«
»Ich bin wieder ganz wohlauf, danke. Außerdem fehlt mir die Geduld für diese Art von Kränkelei, die heute so in Mode ist.«
»Also gibt es bei Ihnen keine Ohnmachtsanfälle und überreizten Nerven? Das muss ich mir merken.«
Sie runzelte ein wenig die Stirn. »Wie meinen Sie das? Ich empfinde die Erschütterung und den Schmerz eines Verlustes ebenso wie jeder andere, das kann ich Ihnen versichern.«
»Ich wollte nie etwas anderes andeuten«, entgegnete er und wunderte sich ein wenig über ihren scharfen Ton. »Erlauben Sie mir zu sagen, wie erleichtert ich bin, dass Sie sich wohl genug für das hier fühlen.« Er machte eine Handbewegung in Richtung auf die Modistin, eine Terzeronin, die ihm kaum einen Blick gegönnt hatte, seit er ins Zimmer gekommen war.
»Es ist nicht zu anstrengend, denn wir lassen nur zwei oder drei der Kleider für sie umändern, die ich während meiner Trauerzeit getragen habe«, erklärte Maurelle. »Sie müssen lediglich hier und da ein wenig zurechtgezupft werden. Die neuen Kleider, die sie für Besuche und Abendgesellschaften, zum Spazierengehen und Reiten braucht, können warten, bis es ihr besser geht.«
»Man sollte meinen, sie hat gar nichts anzuziehen.«
»Das hat sie auch nicht, mon brave. Ich habe im Haus der Moisants überaus höflich darum ersuchen lassen, dass man den Inhalt ihres Kleiderschranks zusammenpackt und hierher schickt. Man hat es abgelehnt.«
Das sah Moisant ähnlich, unter den gegebenen Umständen so ungefällig wie möglich zu sein, dachte Caid. »Ich bitte um Verzeihung, das hätte ich wissen sollen.«
»Die Garderobe, die ich zurückgelassen habe, füllte nicht einmal einen halben Kleiderschrank und war überhaupt nicht modisch«, sagte Lisette und hob das Kinn ein wenig. »Ich werde sie nicht vermissen.«
Unmöglich zu sagen, ob sie die Wahrheit sprach oder nur gute Miene zum bösen Spiel machte. Wie auch immer, Caid bewunderte sie auf jeden Fall dafür. »Ich wünschte nur, das Problem mit Ihrer Unterbringung ließe sich ebenso leicht lösen. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger scheint es mir geraten, dass Sie ein eigenes Haus beziehen.«
»Wirklich?« Lisettes Stimme wurde so kühl wie der Nordwind.
»Ich fürchte, dann wären Sie Kränkungen oder Schlimmerem allzu offen ausgesetzt.«
»Ich habe mir Gedanken über das Problem gemacht«, sagte sie hoheitsvoll. »Und ich kenne genau die richtige Dame, die mir Hilfe und Unterstützung geben kann, ein wahrer Ausbund an Ehrbarkeit.«
»Das glaube ich Ihnen gern, aber das reicht nicht. Madame Herriot hat für die Sicherheit ihres Hauses ein paar kräftige Diener bei der Hand und ich bin sicher, sie wird Ihnen noch ein wenig länger ihre Gastfreundschaft gewähren, zumindest bis zum Ende der Saison.«
»Caid, mon cher ...«, setzte Maurelle an.
»Wie könntest du das auch nicht?« Er wandte sich ihr mit einer bittenden Geste zu. »Erinnerst du dich nicht mehr, wie schwierig das Leben mit einem älteren Mann von unerfreulichem Charakter war? Ich weiß, du warst (roh, diesen Zwang endlich los zu sein. Und ich weiß außerdem, dass du in Wahrheit sehr mitfühlend bist. Da kannst du doch gewiss dieser Dame dein Haus und dein großes Herz öffnen.«
»Natürlich, wenn du mich so fragst«, sagte Maurelle und auf ihren Wangen bildeten sich zwei rote Flecke. »Trotzdem glaube ich nicht...»
»Ich möchte viel lieber meinen eigenen Weg gehen«, sagte Lisette bestimmt.
»Auch wenn es ebenso gefährlich wie unklug ist?«
»Selbst dann«, antwortete Lisette mit Nachdruck. »Ich kann nicht zulassen, dass Madame Herriot meinetwegen leidet, was sehr wohl der Fall sein könnte, falls mein Schwiegervater glaubt, sie stünde seinen Wünschen im Wege. Außerdem werde ich nicht dulden, dass dieser Herr auch noch aus der Ferne mein Handeln lenkt, jetzt, wo ich ihm glücklich entronnen bin. Ich werde mich nicht vor ihm verkriechen und ich werde auch nicht zitternd im Bett liegen und darauf warten, dass er mit Gewalt meinen Gehorsam erzwingt. Ich will und werde meine eigene Herrin sein.«
»Und was dann?«, fragte Caid. »Was werden Sie tun, wenn Sie sich in Ihrem Haus eingerichtet haben und niemand besucht Sie, niemand schickt Ihnen eine Einladung oder lässt sich herab Sie zu empfangen?«
»Niemand? Oder meinen sie die Haute volee? Ich gebe nicht viel um die feine Gesellschaft und ihren endlosen Reigen von Festlichkeiten, bei denen man immer die gleiche Musik hört und immer
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