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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Standesgenossen stets für unschuldig, denn immerhin konnte jeder von ihnen auch einmal auf dem Duellplatz landen.
    »Es ist ein Unrecht, ein großes Unrecht! Vier andere Duelle haben heute morgen stattgefunden. Für ihr Hauen und Stechen stehen diese Herren bei den Eichen ja geradezu Schlange, wie andere Leute für Opernbilletts. Aber nur Monsieur O’Neill hat man ins calaboose gesteckt.«
    Sie meinte natürlich das Gefängnis. Die Bezeichnung calaboose kam vom spanischen Calabozo und war ein weiteres Überbleibsel aus der Kolonialzeit.
    »Es muss etwas geschehen«, sagte Lisette, warf die Decke zurück und schwang die Füße aus dem Bett. »Hilf mir beim Anziehen, schnell!«
    Weniger als eine Stunde später schritt sie, mit Agatha im Schlepptau, forsch die Straße hinunter und die Enden ihres duftigen Schals flatterten ihr um den Kopf. Es gab nur wenige Leute, die sie nicht bloß als Eugene Moisants Ehefrau kannten, und einer von ihnen war Richter Reinhardt. Er war ein Freund ihrer Mutter gewesen und vor seiner Ernennung zum Richter auch ihr Anwalt. Als solcher hatte er ihr Testament und Lisettes Ehevertrag aufgesetzt, der unter anderem die Verfügungen über ihre Mitgift enthielt. Der Richter kannte Henri Moisant, einen seiner Altersgenossen, sehr gut und so hatte er beide Dokumente so eindeutig und verbindlich wie möglich abgefasst. Ihm hatte Lisette einen Großteil ihrer jetzigen Unabhängigkeit zu verdanken.
    Der Richter saß beim Frühstück. Er war jedoch schon für seine Arbeit angekleidet und erhob sich, als Lisette und Agatha hereinkamen. Er äußerte seine Freude über den unerwarteten Besuch, sagte, wie sehr ihm der Salon neulich gefallen habe, und bot ihnen als kleinen Imbiss cafe au lait, ein Omelett und frisch gebackene Brötchen an. Lisette war ganz und gar nicht hungrig, nahm aber eine Tasse Kaffee an, damit der Richter weiteressen konnte und aus lauter Höflichkeit sein Frühstück nicht kalt werden zu lassen brauchte.
    »Sie werden sich fragen, was uns zu so früher Stunde hierher führt«, begann sie, als der Butler gegangen war. »Es mag vermessen von mir sein, auf alte Freundschaft zu pochen, aber ich muss Sie um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Schon gewährt, ma belle, um das Andenken deiner seligen Mutter willen«, antwortete Richter Reinhardt und schwenkte ein dick mit Butter bestrichenes Brötchen. »Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, was ich für dich tun könnte.«
    »Es geht nicht direkt um mich, sondern um jemanden, dem die Gendarmen um meinetwillen übel mitgespielt haben«, sagte Lisette und erzählte ihm die ganze Geschichte.
    »Das ist keine Kleinigkeit«, bemerkte der Richter, nachdem sie geendet hatte. Er nippte an seinem Kaffee und schaute sie mit seinen klugen Augen an.
    »Ich glaube, dass Henri Moisant mit all seiner Bosheit dahinter steckt«, entgegnete Lisette. »Das darf doch so nicht weitergehen, oder? «
    »In dieser Saison ist es mit der Duelliererei besonders schlimm. Jeden Tag hört man von zwei, drei oder noch mehr Zweikämpfen. Der junge Jourdain erlag letzte Woche seinen Verletzungen und der Verlobte meiner Nichte wird für den Rest seines Lebens nicht mehr gerade gehen können und das nur, weil er gegen einen Mann gekämpft hat, den er kaum kannte. Schuld daran ist dieses Turnier der Fechtmeister. Wenn die jungen Männer davon hören, kocht ihnen das Blut und sie sind bereit, aus dem geringsten Anlass mit den Degen aufeinander loszugehen.«
    »Ich bin völlig Ihrer Meinung, dass es sinnlos ist und unterbunden werden sollte, aber warum wird ein einzelner Mann dafür bestraft?«
    »Diese Berufsfechter werden langsam zu übermütig.«
    »Ist es ihre Schuld, dass andere sie als Zielscheiben ansehen? Sollen sie sich denn nicht verteidigen?«
    »Darum geht es nicht allein, ma chere. Es gibt Gerüchte, wonach einige von ihnen Geld von Leuten erpressen, indem sie ihnen mit einer Forderung drohen.«
    »Nicht Caid O’Neill. Er wollte nur einen schutzlosen Jungen verteidigen. Doch jemand, der von dem Duell wusste, hat die Gendarmen dorthin geschickt und so das Gesetz für seine eigenen Zwecke missbraucht.«
    Der Richter blickte nachdenklich drein. »Wenn das stimmt, kann man es nicht durchgehen lassen. Ich muss noch einmal darüber nachdenken, besonders im Hinblick auf eine gewisse merkwürdige Anzeige, die vor kurzem überall auftauchte.«
    »Sie wissen also davon«, sagte Lisette mit erstickter Stimme. »Das habe ich mir fast gedacht.«
    »Dafür hat schon jemand

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