Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
groß, drei weiße, ein grauer, und spielten mit einem Knochen.
Sie hatten ein großes Gehege mit hohen Steinmauern, das oben offen war. Da es immer noch schneite, dauerte es einen Moment, bis sie den ausgewachsenen weißen Wolf erblickte, der in einer Ecke saß und sie beobachtete. Dann kam die Mutterwölfin aus einer Art Hundehütte, um nach ihren Jungen zu schauen. Sie packte sanft ein Kleines im Genick und trug es in die Hütte. Hendrik rief ihr etwas zu, und sie setzte es ab, aber nur kurz.
»Sie will alle verstecken, oder?«, fragte Alana enttäuscht. »Schade, ich wollte sie doch kennenlernen!«
»Das ist wahrscheinlich keine so gute Idee«, sagte Christoph neben ihr.
Aber Hendrik grinste. »Natürlich kann sie sie kennenlernen. Ich werde die Eltern in die Hütte sperren. Mich akzeptieren sie, weil ich sie manchmal füttere.«
»Sind die ausgewachsenen Wölfe nicht zahm?«
»Doch, schon, aber nur bei Geoffrey. Ich habe nicht seine Geduld.«
»Ich auch nicht«, warf Ella ein. »Ich bitte ihn manchmal, mir ein Kleines ins Haus zu bringen. Sie sind in diesem Alter so goldig. Aber sobald sie anfangen, an den Möbeln zu knabbern, müssen sie wieder zurück.«
Es dauerte nicht lange, bis Hendrik die beiden erwachsenen Tiere eingesperrt hatte. Er öffnete das Gatter, damit Alana das Gehege betreten konnte. Trotz der Kälte und des Schnees spielte sie eine ganze Stunde lang voller Freude mit den Wolfsjungen. Christoph hatte ihr geraten, die Handschuhe anzulassen. Ein guter Rat. Die scharfen Zähnchen verfingen sich in ihren Handschuhen und hätten ihr sonst in die Haut geritzt. Aber sie wollten nur spielen. Sie hatte den größten Spaß, als sie für die Kleinen Schneebälle warf. Sie jagten jedem einzelnen hinterher und gruben danach im Schnee, um den Ball zu finden, der nach der Landung zerfallen war. Die Wolfsmutter knurrte ab und an drohend durch das Gitter vor der Hütte, aber Hendrik sprach beruhigend auf sie ein, und schließlich legte sie sich hin. Allerdings verfolgte sie Alana jede Sekunde mit ihren goldenen Augen.
Hinter dem Gatter bemerkte Ella Christophs zärtliches Lächeln, während er Alana beim Spielen beobachtete. »Du magst sie, nicht wahr?«
Ohne den Blick von Alana abzuwenden, antwortete er: »Was an ihr könnte man nicht mögen? Sie fasziniert mich.«
»Dann bist du nicht bloß ihr Begleiter?«
»Interpretier nicht mehr hinein, als da ist, Mutter! Außerdem will sie sowieso nicht in Lubinia bleiben. Genau wie deine Mutter will sie nach England zurück.«
»Ich bin wegen eines Mannes geblieben«, erinnerte sie ihn.
Er legte ihr seinen Arm um die Schulter. »Und ich bin sehr froh, dass du das getan hast, denn sonst wäre ich nicht hier. Aber es gibt noch einen Grund, warum du dir deine mütterlichen Hoffnungen sparen kannst. Abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht gerade gut von mir denkt …«
Ella unterbrach ihn spöttisch: »Die Frauen vergöttern dich! Was hast du getan, dass sie ein schlechtes Bild von dir haben könnte?«
»Vielleicht kann ich es dir eines Tages erklären, wenn du es dann immer noch wissen willst, aber jetzt nicht.«
»Es gibt noch etwas anderes, oder?«
Er nickte ernst. »Ich muss vielleicht den Mann töten, der sie aufgezogen hat. Und sie liebt ihn wie eine Tochter.«
Leonard beobachtete die Palasttore und erkannte den Wachsoldaten, den er damals im Lagerhaus gesehen hatte. Jetzt lief der Mann in Richtung Stadt. Leonard war dem Kapuzenmann gefolgt, der behauptet hatte, Anführer der Verschwörertruppe zu sein, aber er war nur in einem Gasthaus eingekehrt, um dort zu übernachten. Am nächsten Morgen war Leonard nicht früh genug dort gewesen, um zu sehen, wo er hinging. Am nächsten Abend war er nicht wieder im Gasthaus aufgetaucht, aber Leonard hatte vor, diesen Abend noch einmal nachzusehen. Inzwischen hoffte er, etwas Interessantes herauszufinden, indem er dem Wachsoldaten folgte.
Er war heute nicht in Uniform und wirkte recht nervös. Er blickte sich immer wieder um, als fürchtete er, dass jemand aus dem Palast ihm folgte. Erst als der Palast nicht mehr in Sicht war, wurde er ruhiger. Leonard folgte ihm langsam auf seinem Pferd. Als er sah, wie der Soldat einen Schusterladen betrat und das Schild an der Tür, auf dem GEÖFFNET zu lesen war, umdrehte, so dass es die Aufschrift GESCHLOSSEN zeigte, band er sein Pferd ein paar Läden weiter an und wartete. Einen Moment später verließ der Schuster sein Geschäft, ohne die Tür abzuschließen, und
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