Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
mit der Erlaubnis des Königs natürlich. Aber Ihre Reaktion darauf ist ziemlich merkwürdig.«
»Wenn Sie sagen, dass sie meine Tochter ist, dann ist sie meine Tochter!«, rief Helga aus. »Aber ich spüre es nicht, das können Sie mir doch nicht vorwerfen! Mein Baby wurde mir weggenommen. Und hier vor mir steht eine erwachsene Frau, die mir nicht einmal ähnlich sieht!«
»Sieht sie denn Ihrem Mann ähnlich?«
Helga entgegnete belustigt: »Sie hat nun wirklich gar nichts von einem Mann.«
»Das stimmt«, pflichtete Christoph bei. »Vielleicht sollten Sie sich einfach freuen, dass sie so hübsch geworden ist.«
Helga musterte ihn merkwürdig, dann wandte sie sich wieder Alana zu und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Sie sind sehr schön. Du bist sehr schön. Bitte sei mir nicht böse!«
»Bin ich nicht«, erwiderte Alana. »Ich verstehe dich vollkommen. Mein ganzes Leben lang dachte ich, meine Eltern seien tot. Als ich erfahren habe, dass das nicht stimmt, war es ein Schock für mich. Es hat eine Weile gedauert, bis ich es wirklich glauben konnte. Aber mir half, darüber zu sprechen, und vielleicht hilft es dir ja auch. Erzähl mir von unserer Familie!«
Helga seufzte. »Sie sind alle tot. Meine Eltern waren noch am Leben, als ich in den Palast zog, aber sie waren schon alt. Sie haben mich erst spät bekommen. Mein Vater starb in dem Jahr, in dem ich mein Baby verloren habe. Meine Mutter zog dann hier zu mir ins Chalet, aber sie starb zwei Jahre später. Es tut mir leid, nur noch ich bin übrig – und du.«
»Es muss dir nicht leidtun«, sagte Alana und fragte dann vorsichtig: »Kannst du mir erzählen, warum du das getan hast, warum du die Babys vertauscht hast?«
Helga versteifte sich sofort. »Ich darf nicht darüber sprechen.«
Christoph fiel ein: »Als uns klarwurde, wer sie ist, hat der König mir die Erlaubnis erteilt, ihr die Wahrheit zu sagen und sie hierherzubringen. Sie kennt also bereits das Geheimnis, das Sie für sich behalten sollten. Sie können frei sprechen.«
Helga begann wieder, zu weinen, aber erst jetzt begriff Alana, warum. Bei der Erinnerung an diese schreckliche Zeit wurde auch der Schmerz über den Verlust ihres Kindes wieder lebendig. Alana überlegte, ob sie das Thema wechseln sollte. Eigentlich musste sie ja nicht unbedingt wissen, was zu dieser Tat geführt hatte, die ihr ganzes Leben verändert hatte. Aber vielleicht wollte Helga auch nicht darüber sprechen, weil sie dachte, dass Alana gelitten hatte, während sie von einem Mörder großgezogen worden war.
»Ich hatte ein schönes Leben ohne jegliche Entbehrungen«, versicherte sie deshalb. »Ich wurde in England wie eine Lady erzogen. Ich genoss eine gute Ausbildung, Dienstmädchen, Freunde, einen liebenden Verwandten – zumindest dachte ich das. Mir hat es an nichts gefehlt, außer an einer Mutter. Durch deine Tat ist mir also nichts Schlimmes passiert. Ganz ehrlich, ich hege keinerlei Groll gegen dich!«
»Ich schon«, stieß Helga kläglich hervor.
»Warum hast du es dann getan?«
Diese Frage kam von Christoph, und vielleicht antwortete Helga deshalb auch sofort. »Ich war nervös, weil der Palast fast leer war. Der König war in seinem Kummer schon viel zu lange weg, und niemand kam, um nach der Prinzessin zu sehen. Die Wahrheit ist, dass die Prinzessin schwer vernachlässigt wurde. Nach dem Bürgerkrieg, in dem der Palast angegriffen und König Ernst getötet worden war, waren erst drei Jahre vergangen. Ich war nicht die Einzige, die befürchtete, dass die Bruslans versuchen könnten, sich den Thron gewaltsam zurückzuholen. Es gab Gerüchte darüber in der Stadt, auch schon bevor König Frederick wieder geheiratet hat.«
»Das ist verständlich. Aber der Palast war doch nicht unbewacht«, wandte Christoph ein.
»Sie haben Recht, es gab viele Palastwachen im Burghof, aber nur sehr wenige innerhalb des Palastes. Die beiden Wachen, die für die Kinderstube zuständig waren, kamen auf ihrer nächtlichen Runde nur zwei Mal vorbei! Sie hätten eigentlich die ganze Zeit vor der Tür stehen sollen. Aber stattdessen warfen sie kaum einen Blick in die Wiege, wenn sie hereinkamen, sie waren ständig nur am Reden und Scherzen. Ich vertauschte die Babys nicht von Anfang an, sondern erst viele Wochen später, als ich nicht mehr nur besorgt war, sondern richtiggehend Angst hatte. Die Prinzessin war da schon fast drei Monate alt.«
»Wussten die Bediensteten von Ihrer List?«, fragte Christoph.
»Welche
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