Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
überzeugen, dass wir beide zur Verantwortung gezogen würden, wenn sie nicht ebenso aussagt, dass ich die Babys vertauscht habe, um die Prinzessin in Sicherheit zu bringen. Und genau das hat sie dann getan. Aber mir ist zu spät eingefallen, dass es einen Mann gab, der die Prinzessin erst kürzlich gesehen hatte, nämlich der Leibarzt. Zuerst kamen andere, um mir zu sagen, wie leid ihnen der Verlust meines Babys tat. Ich konnte kaum zuhören, weil ich wusste, dass die Wahrheit ans Licht käme, sobald der Arzt wieder auftauchte. Ich war völlig außer mir. Alle glaubten, vor Kummer, aber es war vor Angst, weil ich dachte, er würde erkennen, dass das überlebende Kind nicht Alana Stindal war.«
»Aber er kam nicht?«
»Doch. Er hatte zuvor erfahren, dass es der Prinzessin gutginge. Er sah mein Kind an und sagte: ›Ja, Gott sei Dank, es geht ihr gut.‹«
Leonard runzelte die Stirn. »Gehörte er zu den Verschwörern, die das Komplott gegen die Prinzessin geschmiedet hatten?«
Helga lachte etwas hysterisch. »Nein, er war einfach nur ein Mann, der seine Arbeit nicht gut machte. Ich dachte, er würde sie an jenem Tag gründlich untersuchen. Aber anscheinend hatte er zu viel anderes im Kopf, vor allem wohl seine Wut darüber, dass ein so wichtiger Mann wie er zu einer so niederen Aufgabe abgestellt worden war. Das würde auch erklären, warum er so kurz angebunden mir gegenüber war.«
Leonard konnte kaum glauben, dass all das geschehen war, ohne dass er irgendetwas davon erfahren hatte. »Er hat also bestätigt, dass das Baby die Prinzessin ist, und du bist mit der Geschichte durchgekommen?«
»Was hätte ich denn tun sollen? Zugeben, dass ich den Mann hereingelassen hatte, der sie entführte?«, schrie Helga.
Sie war völlig aufgelöst. Er legte seine Arme um sie. Es half aber nichts, sie weinte nur noch mehr.
»Das muss eine sehr harte Zeit für dich gewesen sein. Es tut mir leid, Helga, es tut mir wirklich leid. Ich hätte dich damals mitnehmen sollen, dich und deine Tochter. Aber du hattest ja noch sie …«
»Nein! Sie brachten sie weg, in ein Versteck. Sie wussten, dass ich Tag und Nacht nur noch weinte, also durfte ich sie nicht begleiten. Ich habe darum gebettelt, aber sie verboten es, weil ich in so tiefer Trauer über den Verlust meines Kindes war. Man lobte mich für das, was ich getan hatte, und überschüttete mich mit Belohnungen! Aber ich habe sie nie wiedergesehen.«
»Ich werde sie für dich finden, wo auch immer sie sie versteckt halten, damit ihr beide …«
Sie lehnte sich zurück und schlug in größter Pein auf seine Brust. »Sie ist tot! Sie starb im Alter von sieben Jahren! Und die ganze Zeit über hatte ich schreckliche Angst, dass sie mir immer ähnlicher sehen würde, je älter sie wird, und der König Verdacht schöpfen könnte. Sie war für mich bereits verloren, es war klar, dass ich sie nie wiedersehe. Und weil ich so lange mit der Angst gelebt hatte, war es beinahe eine Erleichterung, als sie starb! Frederick kam persönlich zu mir, um mir davon zu erzählen. Selbst in seinem großen Kummer hat er noch an mich gedacht. Er sagte, durch meine großmütige Tat hätte er zumindest sieben Jahre gehabt, um seine Tochter zu lieben.«
Leonard seufzte. »Es war damals also kein Scheinbegräbnis.«
»Nein.«
»Und Frederick ließ sein Volk in dem Glauben, die Prinzessin wäre entführt worden, damit ihr nicht noch einmal etwas geschehen konnte.«
»Ja!«
Leonard konstatierte all das mit tonloser Stimme, er erwartete gar keine Bestätigung. Doch dann folgten seine Gedanken dem Pfad der Logik weiter, und schließlich wurde ihm noch etwas klar: »Mein Gott, sie haben Alana nicht geglaubt, wer sie wirklich ist! Sie haben sich von ihr nicht überzeugen lassen, sondern stattdessen sie überzeugt, dass sie deine Tochter ist? Und du hast sie auch in dem Glauben gelassen?!«
Helga hob die Arme schützend vor ihren Kopf, in der Erwartung, er würde sie schlagen. Er glaubte, sie wimmern zu hören: »Sie werden mich umbringen! Ich kann es niemandem sagen, ich kann nicht!«
»Es ist in Ordnung, das musst du nicht. Ich werde es ihr sagen, auch wenn ich dafür in den Palast einbrechen muss. Das kann so nicht länger weitergehen.«
»Tu das nicht! Ich glaube, er weiß es bereits.«
»Der König?«
»Nein, der Hauptmann der Palastwache, der Mann, der Alana zu mir begleitet hat. Ich habe gemerkt, dass er misstrauisch war. Und er hat einen Mann bei mir zurückgelassen, der mich in den Palast
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