Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
lange innegehabt hatte.«
»Das klingt, als hätten die Bruslans viel zu gewinnen, wenn keine Stindals mehr übrig bleiben.«
»In der Tat, und du und dein Vater, ihr seid die letzten beiden. Es wäre eigentlich logisch, anzunehmen, dass die Bruslans das Komplott gegen dich geschmiedet haben. Deinem Vater muss das auch klar gewesen sein, aber er hat nichts gegen sie unternommen. Bevor ich nicht weiß, warum, muss ich davon ausgehen, dass er noch andere Feinde hat. Aber nun genug Geschichte! Du hast viel gelernt, aber noch lange nicht ausreichend. Dein Vater ist kein alter Mann. Du hast noch viele Jahre vor dir, in denen du alles lernen wirst, was ein Mitglied der königlichen Familie wissen muss und was ich dir noch nicht zeigen konnte.«
Ein Mitglied der königlichen Familie. Wie konnte Poppie glauben, dass sie das sein wollte? Aber sie wollte ihren Vater kennenlernen. Alana war neugierig auf ihn, mehr, als sie zugab. Nur die Verantwortung, die dieses Kennenlernen mit sich brachte, war ihr ein Dorn im Auge. Der Gedanke, dass eines Tages ein ganzes Volk von ihren Entscheidungen abhing, überforderte sie völlig. Auch war sie sich der Einschränkungen bewusst. Und ganz sicher wollte sie auch nicht ganz von Poppie getrennt sein, der bestimmt nicht so mit offenen Armen aufgenommen würde wie sie.
Sie machte sich Sorgen um ihn. Er würde sich jetzt voll und ganz der Aufgabe verschreiben, die ihr Vater eigentlich schon vor Jahren hätte lösen sollen, nämlich herauszufinden, wer ihn angeheuert hatte, um sie umbringen zu lassen. Solange diese Leute nicht gefunden waren, schwebte er in Gefahr.
»Hast du jemals wieder jemanden getötet, nachdem du mich nach England gebracht hast?«, fragte sie ihn eines Nachts.
Sie waren auf dem Weg ins Theater in Paris. Bis jetzt waren sie ohne Zwischenstopp gereist, also genehmigte er ihnen einen Tag Pause, damit sie etwas von dieser großartigen alten Stadt sehen konnten. Der Schock darüber, wer Alana war, hatte den Schock darüber, wer Poppie gewesen war, etwas abgemildert. Zumindest konnte sie nun darüber sprechen, ohne dass sich ihr Magen zusammenkrampfte.
»Nein, obwohl es einen Moment gab, in dem es hätte passieren können«, gab Poppie zu. »Es war nur ein paar Monate, nachdem ich deinem Vater die Botschaft überbringen ließ. Ich hörte, dass einige Männer, offensichtlich Ausländer, unter Londons Immigranten herumfragten, ob jemand einen lubinischen Mann mit einem Kind kannte, der erst kürzlich angekommen war. Die Londoner waren allerdings nicht sehr kooperativ. Ich habe nur davon gehört, bei uns ist niemals jemand aufgetaucht.«
»Also haben sie vielleicht gar nicht nach mir gesucht?«
»Es könnte sein, dass es keinen Zusammenhang gab, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass man nach dir sucht. Dein Vater dachte vielleicht, dass er dich besser beschützen könnte als ich.«
Sie starrte Poppie durchdringend an. »Du hättest also die Leute meines Vaters umgebracht?«
»Versteh das nicht falsch, Alana!«, sagte er ernst. »Ich war mir so sicher, wie ich unter den Umständen eben sein konnte, dass mein Auftraggeber davon überzeugt war, dass du getötet wurdest. Ich konnte die Möglichkeit, dass es anders war, jedoch nicht völlig außer Acht lassen.«
Sie reisten mitten durch Europa, und es war nicht gerade die beste Zeit dafür, denn der Winter stand vor der Tür. Es würde bald Schnee geben, und zwar reichlich, je höher es die Berge hinaufging. Alana hatte viel über die Länder gelernt, die sie durchquerten: Frankreich, das Rheinland, wo sie eine Pause im Großherzogtum Baden einlegten, und Württemberg.
In München, im Königreich Bayern, machten sie ihre letzte Pause. Poppie schlug vor, dass Alana sich für den letzten Teil der Reise als Mann verkleidete. Sie glaubte zuerst nicht, dass er es ernst meinte, dem war aber so.
»Du bist zu hübsch«, erläuterte er. »Das lenkt zu viel Aufmerksamkeit auf uns, was wir nicht wollen. Und ich weiß nicht, ob du deiner Mutter ähnlich siehst. Es wäre eine Katastrophe, wenn du erkannt wirst, noch bevor wir den Palast erreichen.«
»Und wenn ich ihr gar nicht ähnlich sehe? Wie soll ich dann beweisen, wer ich bin?«
»Mit der Wahrheit. Und damit.«
Er zog ein kleines Armband aus der Tasche und legte es in ihre Hand. Es war aus Gold, verziert mit kleinen Edelsteinen und einer Gravur auf der Innenseite. Sie konnte nur einen Teil davon entziffern, nämlich ihren Namen.
»Die Buchstaben sind so winzig, ich kann
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