Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
»ich war nicht angespannt, als ich hierherkam, ich war wütend. Das ist ein Unterschied.«
»Deine Angst verschwindet, und Wut tritt an ihre Stelle? Glaubst du etwa, du wärst keine Gefangene mehr, weil ich mit dir zu Abend esse?«
Die Angst, die der Hauptmann gerade erwähnt hatte, wäre sicher zurückgekehrt, wenn sie nicht sein Seufzen vernommen hätte. Sie blickte ihn aufmerksam an, und er sagte für mehrere lange Minuten nichts mehr.
»Welche Frage sollte ich dir also beantworten?«, hakte er schließlich nach.
Sie entspannte sich ob seines ruhigen, professionellen Tonfalls. Nun benahm er sich wie der Hauptmann der Palastwachen und nicht mehr wie ein zügelloser Wüstling.
Sie antwortete ebenso ruhig: »Wir beide wissen, dass du mich nie eingesperrt hättest, wenn du die Möglichkeit in Betracht ziehen würdest, dass ich Fredericks Tochter bin. Aber wie kannst du nach allem, was ich dir erzählt habe, immer noch so vom Gegenteil überzeugt sein?«
Sie schaute auf, um seine Reaktion zu beobachten. Er schien zu zögern, ob er überhaupt antworten sollte, aber auf einmal verengte sein Blick sich.
»Du unterschätzt den Ernst deiner Lage. Wir empfangen nicht jeden mit offenen Armen, der bewaffnet in den Palast eindringt, wenn wir wissen, dass es Leute gibt, die unserem König etwas antun wollen.«
»Du willst mir doch nicht unterstellen, dass ich eine Mörderin bin!«, erwiderte Alana ungläubig.
»Das habe ich nicht gesagt. Aber du hast mir noch nicht zur Genüge erklärt, warum du so schwer bewaffnet warst.«
»Doch, das habe ich! Die Pistolen dienen zu meiner direkten Verteidigung, die Dolche sind sozusagen das letzte Mittel, aber alle Waffen trage ich zu meinem eigenen Schutz und aus keinem anderen Grund. Das entkräftet aber nicht deinen Verdacht, oder?«
»Ich habe dir gesagt, dass ich nicht vorschnell urteilen will.«
Sie nickte, obwohl sie ihm kein Wort glaubte. Er hatte ihr den Grund für ihren Besuch schließlich auch nicht abgenommen.
Verzweifelt machte sie eine Kopfbewegung in Richtung der Degen an der Wand. »Ich weiß, wie man damit umgeht. Soll ich es beweisen?«
Er brach in lautes Lachen aus. »Du willst beweisen, dass du eine Mörderin bist?«
»Ich glaube, es würde beweisen, dass ich es nicht bin, denn das ist keine Waffe, die ein Mörder verwenden würde, oder? Beim Fechten geht es schließlich gleichermaßen um Angriff und Verteidigung.«
Er lächelte noch immer, als er sagte: »Du hast anscheinend eine Antwort auf alles, das spricht für einen wachen Geist. Die Intelligenz, die du mit jedem Wort beweist, geht gewiss mit einem hervorragenden Gedächtnis einher.«
Sie schnalzte mit der Zunge. »Ich bin also Teil eines ausgeklügelten Plans und habe meinen Text gut auswendig gelernt? Ist es das, was du wirklich denkst?«
Christoph starrte sie ziemlich lange an. Der Humor war aus seinem Blick verschwunden, der intensive Ausdruck seiner blauen Augen verunsicherte sie erneut. Doch sie erkannte darin nicht Leidenschaft, sondern Misstrauen. Sie durfte seinem Blick jetzt nicht ausweichen.
Schließlich sagte er: »Ich bitte um Entschuldigung.«
Für seine Belustigung? Oder für seine falschen Schlussfolgerungen?
Alana beschloss, unverblümt zu antworten. »Ich war Teil eines ausgeklügelten Plans, aber meine Rolle bestand darin, zu sterben. Poppie vereitelte den Plan, indem er mich entführte.«
»Wie wird ein Auftragsmörder zum Entführer?«
»Ich habe ihn angelächelt. Das klingt sehr sentimental, ich weiß, aber von dem Moment an wurde er zu meinem Beschützer. Ich verdanke ihm mein Leben. Wenn jemand anders auf mich angesetzt worden wäre, wäre ich jetzt tot.« Da der Hauptmann nun etwas umgänglicher war, beantwortete sie auch seine vorherige Frage. »Du hast nach meinen anderen Reisebegleitern gefragt. Wir haben für die Reise durch Europa eine Kutsche mitsamt Fahrer gemietet. Der Junge, Henry, ist ein Waisenkind, das Poppie und ich sehr liebgewonnen haben. Es gibt keinen Plan, wie du behauptest. Wir haben Henry nicht einmal gesagt, wer ich wirklich bin.«
»Und der echte Name deines Vormunds?«
»Ich habe ihn dir schon genannt. Unter diesem Namen lebt er seit all den Jahren in England, und ich dachte, es sei auch mein Nachname, bis er mir von meinem Vater erzählt hat.«
»Das nennst du die Wahrheit sagen? Farmer ist kein lubinischer Name.«
»Ich nenne es einen Mann beschützen, der wie ein Vater für mich ist – und zwar vor dir. Du brauchst ihn nicht, wenn du mich
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