Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
der Hauptmann am Esstisch saß. Er zeigte mit einer einladenden Handbewegung auf den Stuhl neben ihm. In dieser äußerst unzivilen Situation wirkte diese zivile Geste jedoch vollkommen deplatziert.
Noch bevor sie sich gesetzt hatte, betrat Boris den Raum mit zwei Suppenschüsseln – und einem blauen Auge. Alana fragte sich, ob das laute Geräusch von vorhin wohl bedeutet hatte, dass der Diener hingefallen war.
Mit einem jämmerlichen Blick sank Boris vor ihr auf die Knie, ohne dabei die Suppe zu verschütten. »Ich schwöre, Lady, ich war nur besorgt, dass Sie frieren könnten! Der Raum ist sogar im Sommer kalt.«
»Sie will bestimmt nicht hören, was für ein Idiot du bist!«, fuhr Christoph den Diener an.
Nein, das nicht, aber sein Schuldgefühl konnte ihr vielleicht nützlich sein. »Sie können es wiedergutmachen, indem Sie eine Waschfrau beauftragen, meine Kleider zu waschen«, schlug sie vor.
»Ich werde es persönlich erledigen.«
»Nein, eine Frau …«
»Es wird mir eine Ehre sein!«
Sie gab auf und nickte nur steif. Doch sobald er die Suppe abgestellt hatte und gegangen war, sagte sie zum Hauptmann: »Du hättest ihn nicht schlagen müssen.«
»Doch.«
»Es wäre nicht passiert, wenn du mich nicht in dein Gefängnis gesteckt hättest. Schlag dir selbst ein blaues Auge!«
Er hob eine Augenbraue ob ihres Tons. »Möchtest du noch irgendetwas loswerden, bevor wir essen?«
Er klang, als hätte sie überhaupt keinen Grund, verärgert zu sein. »Ja. Ich weiß, wer du bist. Du bist dieser ungehobelte Klotz vom Bergpass!«
»Aha? Warum regst du dich so auf? Ach ja, weil du von mir auf den Hintern bekommen hast, nicht wahr?« Er begann zu lachen. »Es hat so stark geschneit, dass ich mir nicht ganz sicher war.«
Sie errötete, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. Hatte sie etwa gedacht, er würde sich für sein Benehmen entschuldigen? Wie dumm von ihr! Ganz offensichtlich hatte er überhaupt kein Schamgefühl angesichts solcher Grobheiten. Aber zumindest musste er auch nicht herausfinden, wer der Anführer dieser Männer war, da er es selbst war. Und das bedeutete, dass er auch wusste, wer der Schmuckdieb war.
»Du warst lange genug weg, um den Dieb zur Rede zu stellen, der mein Armband gestohlen hat. Hast du es schon getan?«
»Er sagt, du lügst.«
» Er lügt!«
»Da steht Aussage gegen Aussage – zumindest im Moment. Aber wir sind auf dem Rückweg in die Stadt an seinem Heimatdorf vorbeigekommen. Womöglich hat er deine Kinkerlitzchen auf dem Bauernhof seiner Familie versteckt. Meine Männer werden es morgen herausfinden.«
Das war immerhin etwas. Eigentlich sogar viel mehr, als sie nach seiner skeptischen Reaktion auf ihre Anschuldigungen erwartet hatte.
Sie dachte gerade darüber nach, ob er vielleicht doch zu einem Verbündeten werden könnte, als er hinzufügte: »Und, noch etwas, das du loswerden möchtest? Meine Kleider vielleicht?«
Und wieder errötete sie. Aber so, wie er sie beobachtete, hatte sie das Gefühl, dass er sie irgendwie auf die Probe stellte. Versuchte er mit Absicht, ihr zu nahe zu treten? Wollte er, dass sie sich verplapperte? Wie naiv von ihr, zu glauben, dass sie in einer solchen Situation die Kontrolle über ihre Gefühle bewahren könnte! Aber es musste ihr gelingen!
Es klang nur ein klein wenig gespreizt, als sie sagte: »Ich möchte gern wissen, warum du die Augen vor der Tatsache verschließt, dass ich Alana Stindal bin.«
»Ich habe mir darüber noch keine Meinung gebildet.«
»Doch, das hast du. Ich sage dir die Wahrheit, erweise du mir also dieselbe Höflichkeit! Du hättest mich niemals in eine Gefängniszelle gesteckt, wenn du nicht von Anfang an eine Meinung gehabt hättest. Und das nur, weil vor mir auch andere da waren? Hat man auch nur einer von ihnen geglaubt, dass sie die Tochter des Königs ist? Oder hat man mich etwa vor sieben Jahren begraben?«
Christoph ging nicht auf ihre Fragen ein, sondern erwiderte nur: »Setz dich, Alana! Iss deine Suppe, solange sie noch heiß ist.«
»Guter Gott, du redest mit mir wie mit einem Kind!«, stieß sie ungläubig hervor.
»Wie alt bist du denn?«
»Du weißt sehr genau, dass ich dieses Jahr achtzehn geworden bin. Ich bin alt genug, um zu heiraten, alt genug, um Kinder zu bekommen, alt genug, um meinen mir rechtmäßig zustehenden Platz einzunehmen – hier!«
Er lächelte und bemerkte: »Hast du nicht gesagt, du möchtest gar nicht hierbleiben?«
Alana war seine Fragen und Wortklaubereien
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