Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
verlassen und sich irgendwo verstecken müssten. Niemals hätte er sie nur um einer Lüge willen diesem Misstrauen ausgesetzt, dem sie sich jetzt gegenübersah.
»Ich verstehe, warum du diese Version meiner vorziehst«, sagte sie nachdenklich. »Du hast die Tochter deines Königs kompromittiert. Du würdest seinen Zorn ertragen müssen, wenn ich mit ihm wieder vereint wäre.«
»Wenn das so wäre, müsste ich dich demütigst um Verzeihung bitten.«
Nur bei dem Gedanken verfinsterte sich Christophs Miene. Aber warum, wenn er doch so überzeugt war, dass dies nie geschehen würde?
»Weißt du überhaupt, was Demut heißt?«, fragte sie neugierig und fügte rasch hinzu: »Nicht dass ich dir vergeben würde, auch wenn du nur ein Mindestmaß an Demut aufbringen könntest.«
Er blickte noch finsterer drein. »Wenn du die Prinzessin wärst, würde meine Familie wegen mir erneut in Ungnade fallen, und ich müsste mich selbst für immer aus Lubinia verbannen, weil ich in meinem Amt so versagt habe. Zum Glück für meine Familie wird das nicht passieren.«
Die absolute Überzeugung, die sie so zur Verzweiflung brachte, schwang erneut in seinen Worten mit. »Ich sollte dir Recht geben und die Sache endlich abschließen«, entgegnete sie in scharfem Ton. »Es gibt aber leider eine kleine Diskrepanz zwischen deiner Theorie und den Tatsachen, die beweisen, dass Poppie die Wahrheit gesagt hat. Ich hatte nicht vor, es zu erwähnen, da er nicht sicher war, ob die Nachricht meinen Vater überhaupt erreicht hat. Falls nicht, würdest du nur wieder behaupten, es sei eine Lüge – so wie alles, was ich bisher gesagt habe, deiner Meinung nach eine Lüge ist. Aber da du mir sowieso schon nicht glaubst, kann ich es dir ja auch gleich erzählen, für den Fall, dass die Nachricht meinen Vater eben doch erreicht hat.«
»Genug jetzt! Sag es mir einfach!«
Oje, dachte Alana, jetzt war er wirklich wütend! Nur weil sie ihm nicht gleich dankbar die Hand geküsst hatte, als er eingeräumt hatte, sie könnte vielleicht »unschuldig« sein? Oder weil sie gesagt hatte, dass sie ihm nicht vergeben würde? Ihr war bisher nicht klar gewesen, wie wichtig es ihm war, dass sie nicht die Prinzessin war. Konnte er dadurch wirklich in Ungnade fallen? Eigentlich hätte sie es hoffen müssen, aber ihr war nicht wohl bei dem Gedanken.
»Alana!«, brummte er drohend.
»Schon gut! Aber ich habe dich vorgewarnt: Vielleicht führt das auch nirgendwohin. Also, einige Monate nachdem ich aus dem Palast entführt worden war, überkam Poppie Mitleid mit meinem Vater. Deshalb sandte er ihm eine Botschaft, in der er versicherte, dass er mich in Sicherheit bringen und so lange beschützen würde, bis Frederick herausgefunden hat, wer damals meinen Tod wollte. Niemand sonst kann von dieser Botschaft wissen. Wenn mein Vater sie bekommen hat, beweist das, dass Poppie sowohl über seine als auch über meine Identität die Wahrheit sagt.«
Der Ärger wich aus Christophs Gesicht. Sie wusste nicht, warum, bis er hervorbrachte: »Das hättest du viel früher sagen müssen.«
»Du wusstest davon?«
»Nein, aber ich werde es bald erfahren.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum. Alana hegte keinen Zweifel, wohin er jetzt gehen würde, und plötzlich krampfte sich ihr Magen vor Angst zusammen. Wenn diese Botschaft den König vor all den Jahren wirklich erreicht hatte, würde Christoph zusammen mit Frederick zurückkehren, und sie würde endlich ihren Vater kennenlernen …
Kapitel 30
A lana saß am Esstisch in Christophs Wohnzimmer. Sie war so nervös, dass sie keinen Bissen hinunterbrachte, vor Aufregung konnte sie sich kaum bewegen. Fast hoffte sie schon, dass Christoph zurückkommen und sagen würde: »Aha, schon wieder eine Lüge!«
Genau das musste er gedacht haben, als er gegangen war, denn er wirkte nicht im Geringsten besorgt, dass seine Stellung in Gefahr war. Mit dieser Gefahr hatte er wahrscheinlich ohnehin übertrieben.
»Möchtest du ein Bad nehmen, Lady?«
Boris musste zweimal fragen, bis sie ihn überhaupt bemerkte. »Nein, ich – doch, eigentlich gern.«
Er strahlte sie an. »Die Badewanne in der Küche ist gefüllt.«
»In der Küche?«
»Dort baden wir alle, es ist der wärmste Raum. Du wirst ungestört sein.«
Sie hatte ein Bad wirklich nötig, also konnte sie nicht ablehnen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie fertig sein, bevor Christoph zurückkam. Und der Raum war bereits frei für sie, die große runde Badewanne stand neben dem
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