Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
den Namen des anderen Verräters genannt, der praktischerweise bereits desertierte.«
»Na, dann hast du wenigstens einen Namen. Aber warum bist du dann so schlecht gelaunt?«
»Weil Aldo letzte Nacht umgebracht wurde. Ich habe also gar nichts.«
»Du bist zwei Verräter los. Das ist schon eine Verbesserung zu gestern.«
»Ja, das stimmt.«
»Wenn Rainiers Leben auf dem Spiel steht, hat er dann auch zugegeben, dass er mich umbringen wollte?«
»Nein, er behauptet nach wie vor, dass er dir nur Angst machen wollte. Ich bin geneigt, ihm zu glauben.«
»Du glaubst einem enttarnten Verräter mehr als mir? Vielen Dank!«, rief sie verärgert aus.
»Du versuchst nicht einmal, dich in meine Lage zu versetzen und mein Dilemma zu sehen! Deine Geschichte ist nicht so außergewöhnlich. Ich habe sie schon öfter gehört, mit mehreren kleinen Abwandlungen.«
»Ich sehe dein Problem, aber ich habe nicht damit gerechnet. Poppie war sich sicher, dass ich sofort zu meinem Vater gebracht werde und dass er keinen Zweifel hat, wer ich wirklich bin. Ich hatte das Armband als Beweis. Glaubst du wirklich, ein so erlesenes Schmuckstück könne man kopieren, ohne das Original zu kennen? Es war äußerst fein gearbeitet, mit Edelsteinen in den Farben des Regenbogens. Mein Vater hätte es auf jeden Fall erkannt. Aber es wurde mir gestohlen, und jetzt stehe ich vor dir und muss mich gegen deine Zweifel wehren! Ein ähnliches Dilemma.«
Alana seufzte. Christoph ignorierte es und fragte: »Du hast selbst gesagt, dass diese Geschichte nicht von dir stammt, sondern von Poppie. Was ist, wenn er dich angelogen hat?«
»Das würde er nicht tun.«
»Und was wäre, wenn doch?«
Sie hob eine Augenbraue. »Er soll mich also achtzehn Jahre lang aufgezogen haben, in der Absicht, mir eine erfundene Geschichte aufzutischen? Aus welchem Grund denn?«
»Jeder Mann, der das absolute Vertrauen eines Monarchen genießt, besitzt auch Macht. Macht ist eine sehr starke Motivation.«
»Das ist wahr«, räumte sie ein. »Aber achtzehn Jahre sind zu lang. Einer von uns – also ich, Poppie oder mein Vater – hätte auch sterben können. Und außerdem hätte das bedeutet, dass mein Vater die ganze Zeit keinen männlichen Erben hätte hervorbringen dürfen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne Poppie. Er hat mich nicht angelogen. Ich wünschte, es wäre so. Alles wäre mir lieber gewesen als das, was er mir erzählt hat.«
»Widersprichst du dir da nicht, Alana? Du hast gesagt, er ist nicht der Mann, für den du ihn gehalten hast.«
»Du reißt alles, was ich sage, aus dem Zusammenhang und verdrehst damit die Tatsachen. Ich war schockiert über seine Vergangenheit. Und über meine eigene Vergangenheit auch. Aber das ändert nichts daran, wer er heute ist und wer er in all den Jahren war, die ich ihn inzwischen kenne.«
»Du bist erstaunlich«, sagte er zu ihrer Überraschung. »Du hast sofort eine vorgefertigte Antwort auf alles, oder?«
Sie schenkte ihm ein gnädiges Lächeln. »Du kannst dich ja einmal fragen, warum. Frag dich, ob du lange überlegen musst, wenn du die Wahrheit sagst. Wenn ich lügen würde, ja, dann wäre es in der Tat erstaunlich.«
Er lachte. »Du benimmst dich nicht wie eine Achtzehnjährige, weißt du?«
Sie sah in verwundert an, fragte aber nur: »Warum sagst du das?«
»Die meisten adligen jungen Frauen sind in diesem Alter noch nicht sehr erwachsen. Du aber hast überhaupt nichts Kindliches mehr an dir.«
Alana musste lachen. »Wahrscheinlich, weil ich nie wie ein Kind behandelt wurde.«
»Nie?«
Sie zuckte mit den Achseln. »So schnell Poppie mich auch ins Herz geschlossen hatte, war er sich immer bewusst, dass ich eines Tages Königin würde. Deshalb hat er mich anders behandelt als andere Kinder.« Doch da kam ihr eine alte Erinnerung hoch, und sie beschloss, Christoph davon zu erzählen. »Doch, ein Mal behandelte er mich wie ein Kind. Ich hatte mir bei einem Ausflug in einen Londoner Park den Finger verstaucht. Ich glaube, ich war sechs Jahre alt. Aber ich weinte wie ein Baby, denn es war das erste Mal, dass ich so schlimme Schmerzen hatte. Poppie hielt mich die ganze Zeit im Arm, während der Arzt meinen Finger behandelte, und erzählte mir lustige Geschichten, um mich abzulenken. Ich musste sogar lachen, obwohl mir die Tränen herunterliefen.«
»Du liebst ihn immer noch sehr, habe ich Recht?«
Er hatte es so mitfühlend geäußert, dass ihr fast die Tränen kamen. Aber es machte sie auch misstrauisch. War
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