Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
das seine neueste Taktik, an ihre Gefühle zu appellieren? Sie wollte ihn auf keinen Fall glauben lassen, dass es funktionierte.
Sie antwortete mit einer Gegenfrage: »Kannst du denn aufhören, jemanden zu lieben, den du dein ganzes Leben lang geliebt hast? Was er mir über seine Vergangenheit erzählt hat, war entsetzlich, aber das ist nicht der Mann, der mich großgezogen hat. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll, um dir klarzumachen, dass er sich geändert hat.«
»Hat er das? Sagtest du nicht, er sei hier, um deine Feinde zu töten?«
»Das ist nicht dasselbe. Er will mich beschützen – und meinen Vater. Herr Hauptmann, das bedeutet nur, dass er dir Arbeit abnimmt.«
Christoph wurde nicht böse, sondern lächelte sogar. »Das war eine sehr gute Antwort.«
Sein Lächeln gefiel ihr nicht. Es lenkte ihre Aufmerksamkeit sofort auf seinen Mund und erinnerte sie an andere Dinge. Wenn er doch nicht so verdammt gut ausgesehen hätte! Wenn er alt oder hässlich gewesen oder nicht so einen wunderschönen Körper besessen hätte, wäre es so viel einfacher gewesen, mit ihm zurechtzukommen! Aber die Anziehung war zu stark, und sie kam ihr viel zu oft dazwischen.
Unvermittelt verkündete er: »Wir werden darüber diskutieren, ob du unschuldig im Sinne der Anklage bist.«
Das war eine unglaubliche Aussage! Sofort wurde Alana wieder misstrauisch. »Und dann kannst du mich gehen lassen?«
»Nein.«
»Worum geht es dann?«
»Es geht darum, dass du nicht ins Gefängnis kommst, wenn das hier vorbei ist – und dein Vormund vielleicht auch nicht.«
Sie beugte sich vor und runzelte die Stirn. »Etwas Ähnliches hast du vorhin schon gesagt. Worauf willst du hinaus?«
»Ich vermute, man hat dich getäuscht. Die Berater der Bruslans sind inzwischen anscheinend intelligenter als früher, dass sie sich solche Sachen ausdenken.«
»Wie denn getäuscht?«
»Dein Vormund wurde gekauft oder auch erpresst, vielleicht sogar mit deinem Leben. Womöglich hat man ihm dieses ganze Märchen aufgezwungen, auch den Namen Leonard Kastner, der in diesem Fall als Verdächtiger wohlbekannt ist, ebenso wie Rastibon, der berühmteste Auftragsmörder der damaligen Zeit. Ich glaube ihm, dass er Lubinier ist, vielleicht einer der in Ungnade gefallenen Adligen, die sich lieber woanders ein neues Leben aufbauen wollten, statt hier in Schande zu leben. Das würde zu dem passen, was er dir erzählt hat, als du noch klein warst. Vielleicht ist er mit alten Freunden hier in Kontakt geblieben, und die Bruslans haben auf diese Weise erfahren, dass er eine Nichte im passenden Alter hat. Denk darüber nach, Alana! Alles, was du mir erzählt hast, weißt du von ihm , und auch erst seit kurzem. Wenn er wirklich Angst hatte, dass sie dich töten, ist es nur verständlich, dass er alles dafür getan hat, dass du ihm glaubst. Dazu gehören eben auch solche Ausschmückungen wie seine frühere Existenz als Auftragsmörder.«
Sie dachte einen Moment lang darüber nach, aber es ergab keinen Sinn. »Wenn die Bruslans das alles arrangiert haben, warum dann die Sache mit den Rebellen?«, fragte sie. »Oder willst du behaupten, dass die beiden Verschwörungen nichts miteinander zu tun haben?«
»Es ist ein und dieselbe Verschwörung. Die Propaganda der Rebellen bereitet nur den Boden für deine Krönungszeremonie.«
»Und der Krieg?«
»Wenn sie die Krone zurückbekommen, werden sie kein Interesse mehr an einer totalen Zerstörung haben. Je mehr Menschen sterben, desto weniger Untertanen haben sie. Es geht hier nicht um Krieg, Alana, es geht darum, beim Volk Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Herrscher zu schüren, damit wieder ein Bruslan auf dem Thron akzeptiert wird. Du bist ihr letzter Trumpf. Wenn du Erfolg gehabt hättest und Frederick dich jetzt als seine Tochter vorstellen würde, würde es so ausgelegt werden, dass er versucht, das Volk mit einer falschen Prinzessin auszutricksen. Und dann gäbe es zwei mögliche Konsequenzen: entweder einen gewalttätigen Volksaufstand, der mit seinem Tod enden könnte, oder die Forderung nach seiner Abdankung. Das ist das Ziel des Ganzen, und du hast es selbst gesagt: ›Ich kann dazu dienen, einen Krieg zu verhindern.‹ Waren das nicht deine Worte?«
Diese Theorie erstaunte Alana. Eigentlich klang sie sogar plausibel, abgesehen davon, dass Poppie bei so etwas nicht mitmachen würde. Er hätte ihr die Wahrheit gesagt und sie aus der Schusslinie gebracht, selbst wenn es bedeutet hätte, dass sie England
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