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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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übertragen bekommt, macht das aus Ihnen noch keinen Kriminellen.«
    Für Cardinal war es noch zu früh, Ordnung in den Wirrwarr seiner Gefühle zu bringen. »Heißt das dann, dass Sie die Ermittlungen gegen mich eingestellt haben?«
    »Ja. Damit bin ich fertig. Ich bin nicht mehr in der Abteilung für Sonderermittlungen, und Sie sind von jedem Verdacht befreit.«
    Cardinal konnte das kaum glauben. Aber es gab noch ein paar Dinge, die er wissen wollte. »Warum hat Dyson das gemacht? Der Fall Corbett war doch von Anfang an eine Katastrophe. Es warklar, dass jemand von der Polizei den Gangster jedes Mal warnte, aber ich war immer der Auffassung, dass der Verräter unter Musgraves Leuten zu suchen wäre. Als ich Dyson meine Vermutung mitteilte, sagte er bloß: ›Wenn Sie gegen Mounties ermitteln wollen, müssen Sie das in Ihrer Freizeit tun.‹ Dann verschwand Katie Pine, und Corbett war für mich kein Thema mehr. Warum hat Dyson so etwas gemacht? Wie schon gesagt, Freunde sind wir nicht, aber ich habe ihm nie irgendwie übel mitgespielt.«
    »Vor ein paar Jahren hat er festgestellt, dass die Summe, die er fürs Alter auf die hohe Kante gelegt hat, nicht berauschend ist. Das meiste legte er dann in Bergwerksbeteiligungen an. Mein Lehrer in Finanzwissenschaft sagte immer: ›Ein Bergwerk ist ein Loch im Boden, das einem Lügner gehört.‹ Und er hatte Recht damit.«
    »Dyson hat sein Geld in der Affäre um Bre-X verloren?«
    »Viele Leute haben dabei Geld verloren. Nur nicht so viel wie Dyson.«
    »Mein Gott.« Dann, nach einer kurzen Pause: »Sie haben mein Haus durchsucht. Ich war mir nicht sicher, ob Sie wirklich so weit gehen würden.«
    »Es tut mir leid, John. Aber versetzen Sie sich in meine Lage: entweder das Haus durchsuchen oder eine richterliche Erlaubnis beantragen. Als Sie mir an jenem Abend sagten, Sie müssten noch einmal aufs Revier, nahm ich das als Ihr Einverständnis. Wenn ich mich da geirrt haben sollte, dann bedaure ich das.« Ihre braunen Augen, die im Licht des Holzfeuers schimmerten, suchten eine Antwort in seiner Miene. »Habe ich mich geirrt?«
    Cardinal ließ sich mit der Antwort viel Zeit. Es war spät, vier Uhr morgens, und plötzlich lastete die Müdigkeit wie ein bleierner Mantel auf seinen Schultern. Delorme war von ihrem Triumph noch ganz elektrisiert; sie würde noch Stunden auf hohen Touren laufen. Schließlich sagte er: »Vielleicht war es das, mein Einverständnis, so richtig weiß ich es nicht. Aber das heißt nicht, dass Sie das ausnutzen mussten.«
    »Zugegeben, es war nicht gerade nett von mir. Hin und wieder erinnere ich mich daran, dass ein guter Polizist – wie übrigens auch ein guter Anwalt oder ein guter Arzt – nicht unbedingt ein sympathischer Mensch sein muss, mit dem man gerne Umgang hat. Sie und ich, wir müssen nicht weiter zusammenarbeiten, wenn Sie das nicht wollen. Nehmen Sie mir meinetwegen die Ermittlungen im Fall Pine-Curry weg. Aber ich persönlich meine, wir sollten diesen Fall gemeinsam zu Ende bringen.« Sie verschluckte das »i« in »gemeinsam«, was Cardinal ein Lächeln entlockte.
    »Was ist?«, fragte sie ihn. »Warum lächeln Sie?«
    Cardinal erhob sich steifbeinig und reichte Delorme ihren Mantel. Während sie die Druckknöpfe schloss, sah sie ihn unentwegt an. »Sie wollen es mir also nicht sagen?«
    »Seien Sie vorsichtig auf der Heimfahrt«, sagte er sanft. »Der Schneematsch kann jederzeit wieder gefrieren.«

46
    E ric ging Edie allmählich auf die Nerven. Mehrere Tage lang war er ganz ausgeglichen, ja geradezu heiterer Stimmung gewesen. Aber nun kommandierte er sie die ganze Zeit nur noch herum. Auf einmal wollte er, dass sie ihm etwas zum Abendessen machte. Was war bloß in ihn gefahren? Sonst ertrug er es doch nicht einmal, dass sie ihm beim Essen zusah. Und nun will er Würstchen und Kartoffelbrei, und sie darf bei diesem Schneematsch extra zum nächsten Supermarkt fahren und sich nasse Füße holen. Dann isst er im Wohnzimmer zu Abend, während sie und Großmutter mit einem Platz in der Küche vorlieb nehmen müssen. Vorgestern hatte sie in ihr Tagebuch geschrieben:
Ich empfinde eine schreckliche Leidenschaft für Eric, aber ich mag ihn nicht. Er ist gemein, selbstsüchtig, grausam und ein richtiger Tyrann. Und ich liebe ihn
.
    Nun waren sie wieder unten im Keller bei Keith, der immer noch mit Klebeband an diesen Stuhl mit dem Eimer darunter gefesselt war. Als Erstes musste sie diesen Scheißeimer leeren. Sie hasste es mittlerweile, in

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