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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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Modemagazins.
    „Das bin ich nicht!“, widerspreche ich sofort, obwohl das durchaus in Erwägung zu ziehen wäre.
    Christian schmunzelt wissend und das ärgert mich. Macht er sich jetzt einen Spaß daraus, dass er zwei Frauen für sich gewonnen hat? Ich werde jedenfalls nicht zu seinem Harem gehören. In unserem Land herrscht immer noch das Gesetz der Monogamie. Und ich bin eine absolute Verfechterin dieser Lebensart.
    Sylvia platzt plötzlich herein und meine Gesichtsfarbe wechselt zu einem Purpurrot. Christians Umarmung findet nun ihren Höhepunkt, denn anstatt sich von mir zu lösen, drückt er mich noch fester an sich. Sylvia steht wie gelähmt in der Tür und bekommt kein Wort heraus. Wahrscheinlich denkt sie, dass Christian zu neuen Verhörmethoden übergegangen ist. Ich fühle mich wie eine Presswurst. Er drückt so fest, dass ich jeden Augenblick zu platzen drohe.
    „Frau Müller, würden Sie die Tür bitte von außen schließen.“ Er will wohl keine Zeugen, falls seine Methode mein Leben vorzeitig verkürzt.
    „Entschuldigung!“ Sie geht rückwärts zur Tür und stolpert über die Schwelle. „Entschuldigung!“, kann sie noch ein zweites Mal sagen, bevor sie die Tür ungewohnt leise verschließt. Plötzlich rumpelt es im Flur. Sylvia ist offenbar mit dem Faxgerät zusammengestoßen. Ich kann das Ding auch nicht leiden. Ständig piept es.
    „Um es kurz zu machen“, bemerkt Christian auf einmal und übergeht den Tumult, der im Flur gerade entsteht, „du wirst heute Abend zu mir kommen. Es ist eine Menge Arbeit liegen geblieben in den letzten drei Tagen. Wir haben viel zu tun.“
    „Du willst, dass ich meine Arbeit bei dir zu Hause erledige? Das kann ich hier im Büro viel besser!“, erwidere ich verwundert.
    „Keine Widerrede! Es wird so gemacht!“
    Erneut rührt sich etwas an der Tür. Es klopft und Christians neue Freundin kommt herein. Sofort gibt er mich frei und ich scheine wieder abgemeldet zu sein.
    „Ich muss jetzt leider gehen. Wir sehen uns ja dann übermorgen Abend bei dir“, sagt sie zu ihm, küsst ihn auf die Wange und verlässt lächelnd den Raum. Christian schaut ihr hinterher wie ein gerupfter Truthahn. Ist das jetzt ein liebestoller Blick oder interpretiere ich da zu viel hinein?
    Auf keinen Fall werde ich Christian heute Abend zu Hause aufsuchen. Ich lass mich doch nicht zu seiner Zweitfrau machen. Da bin ich zweifellos überflüssig.
    „Gut, wann fahren wir zu dir?“ Habe ich das jetzt gefragt?
    Christian lächelt, als hätte er beim Roulette gewonnen.
    „Wir fahren gegen achtzehn Uhr.“

 
Arbeit geht vor Leidenschaft, oder umgekehrt?
     
    Zur vereinbarten Zeit verlassen wir gemeinsam die Büroräume. Ich staune immer noch, dass ich zugestimmt habe, Christian nach Hause zu begleiten. Bin ich eine Masochistin und will die beiden unbedingt zusammen sehen? – Sie wird heute Abend nicht da sein. Ich habe also nichts zu befürchten.
    Stumm sitzen wir in seinem Wagen, während Christian uns immer weiter aus der Stadt herausführt. Ich wusste gar nicht, dass er ein Landei ist. Kurz vor der Stadtgrenze biegt er in eine kleine ruhige Sackgasse ein. Am Ende der Straße kann ich in der Abenddämmerung ein malerisches Einfamilienhaus erkennen, auf das er zusteuert. Dahinter erstreckt sich scheinbar unendliches Weideland. Ich gebe zu, sein Haus ist traumhaft gelegen . Mein Teleskop und ich hätten hier das reinste Beobachtungsvergnügen. Kaum störende Lichtquellen und der Himmel erscheint grenzenlos. Christian fährt den Wagen in eine große Garage.
    „So, da sind wir.“ Ja, das hätte ich beinahe nicht bemerkt.
    Staunend trete ich aus der Garage und blicke auf einen großen Garten, der das Haus umgibt.
    „Kümmerst du dich ganz allein um den Garten?“
    Christian lächelt und verschließt den Wagen.
    „Aber nein. Dafür bleibt kaum Zeit.“
    „Du solltest nicht so viel arbeiten.“
    „Liebend gern. Vielleicht möchtest du ja meine Teilhaberin werden. Dann könnte ich mich aus dem Geschäft zurückziehen.“
    Will er mich jetzt veräppeln? Ich folge ihm durch den Vorgarten zur Haustür und erwidere nichts auf seine sonderbare Bemerkung. Christian schließt auf und betritt vor mir das Haus. Ich weiß wirklich nicht, was ich hier mache. Trotzdem folge ich ihm. Als die Tür ins Schloss fällt, bereue ich es schon wieder, hereingekommen zu sein. Für einen Augenblick erwäge ich eine planlose Flucht. Aber wohin sollte ich laufen? Diese Gegend ist mir so fremd wie die Innentasche

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