Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten
in ihm versenkt.
Hart und unnachgiebig grunzte der bärige Kerl seine Geilheit hinaus. Leonard schien eher im Stillen zu genießen. Obwohl ich ihn anders erlebt hatte. Es sah brutal aus, wie der Traum meines letzten Jahres immer wieder gegen die Mauer gestoßen wurde, bis sein Hintermann davon genug hatte. Er wandte Leonard um, drückte ihn auf die Knie und entfernte das Kondom. Das Gesehene ließ mich würgen, allein die Vorstellung einen Schwanz so tief in den Rachen gestoßen zu bekommen, verursachte bei mir Atemnot und einen Würgereiz.
Eilig hatte ich mich abgewandt und war verschwunden. Mit diesen Minuten war aus meinem Traum ein Alptraum geworden oder einfach verpufft, wie man es sehen wollte. Selbst mit meinen 27 Jahren war ich naiv wie ein Sechzehnjähriger. Ich schämte mich in Grund und Boden und ließ in dieser Nacht mehr als ein Bier meine Kehle befeuchten, unterdrückte jedes Gefühl in mir, bis ich in einen komatösen Schlaf fiel.
Der nächste Tag war auch nicht sonderlich erbauend, erst recht nicht, als mich Chris abholte und mit zu Leonard schleppte. Typisch großer Bruder, meinte er wirklich, mich zu jedem mitschleppen zu müssen, wieso auch immer.
Mich nervte es mehr, als es mich freute. Zwar mochte ich meinen Bruder wirklich gerne und war auch froh, die Akzeptanz von ihm zu haben, hatte mir immer wieder gut getan. Er führte mich in die Szene ein, stellte mir Männer vor, die wie wir homosexuell waren, und so konnte ich erste Erfahrungen sammeln, ohne eins auf die Fresse zu kassieren. Dass ich mit meinem typischen Aussehen eines Twinks nie als Top angesehen wurde, war der Nachteil, allerdings genoss ich auch diese Art von Sex. Es war eben nicht meine Favoritenrolle, aber gut, darum ging es nun nicht.
Kaum dass die Uhr neun zeigte, waren wir auf dem Weg zu Leonard. In mir wallte weiter die Wut, der Schmerz, was auch immer, der Nacht hoch. Ich wollte mir nichts anmerken lassen und dachte wirklich, es zu schaffen, bis Leonard mich in sein Schlafzimmer zog. Ich konnte die Hoffnung auf eine Wiederholung nicht unterdrücken, doch der leicht angetrunkene Zustand meines Gegenübers ließ anderes erahnen. Nun ja, es war eine Katastrophe, und ich nun wieder daheim, schmiss mich auf mein Bett und versuchte die Nässe aus meinen Augen zu vertreiben.
Ich war schließlich kein Mädchen, musste nicht rumflennen wegen einem Kerl, der es nicht wert war. Der jedem seinen Arsch hinhielt, solange er gefüllt wurde. Wie konnte ich nur so dämlich sein und mir Hoffnungen machen? Nein, ich hatte nie erwartet, dass er ein Jahr auf mich wartet, aber Hoffnungen hatte ich. Er war dreißig und ich dachte, dass die Vernunft Einzug halten würde. Gott, war ich dämlich. Ich wickelte meine Decke zusammen, schlang meine Glieder darum und träumte mich in meinen Traum, der mich seit einem Jahr verfolgte. Die erste und letzte gemeinsame Nacht von Leonard und mir.
Es war eine deprimierende Vorstellung und doch tat sie meinem Inneren so gut. Ich flüchtete mich in einen Traum, der nie Wirklichkeit werden würde, und doch war es der einzige Gedanke, der mir einen ruhigen Schlaf brachte. Erbärmlicher Bastian! , hatte selbst mein Verstand Mitleid mit mir und rügte mich sogleich. Der nächste Tag war auch nicht besser, meine Laune hatte wieder einen Tiefpunkt erreicht, wo mir besser keiner zu dumm kam.
So verbarrikadierte ich mich in meinem Büro und hoffte, dass mich meine Arbeit ablenken und keiner mich stören würde. Ab und an hatte wohl jemand was für mich übrig, so verbrachte ich wirklich den ganzen Montag in Ruhe und brachte sogar die Hälfte meiner angefallenen Akten dazu, in die richtigen Ordner zu gelangen. Müde rieb ich meine Augen, machte das Licht meines Büros aus und ging hinaus.
Ich fuhr nachhause und machte es mir mit einem Fertigessen vor dem Fernseher gemütlich. Toller Alltag, der sich nun über zwei Wochen hinzog. Bis auf die Wochenenden, in denen ich es aber vermied, vor die Türe zu gehen und stattdessen lieber mein Zimmer renovierte. Ich bewohnte zusammen mit meinem Bruder Chris eine Wohnung und da er meist nicht daheim war, konnte ich walten, wie ich wollte. Darum musste ich mich auch noch kümmern, ich wollte, brauchte meine eigenen vier Wände.
Zwar nahm Chris Rücksicht, brachte keinen Kerl mit hierher, doch wie lange sein Verständnis hielt, wollte ich nicht austesten. Mein Blick glitt über die Wohnungsausschreibungen, während ich eine nach der anderen ausstrich. Zu weit weg, zu teuer, zu
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