Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten
abstützte. Der Anblick des riesigen Raumes war atemberaubend. Eine riesige Fensterfront, die zum Balkon hinaus ging, ein Holzofen, und der Boden war aus Echtholz.
Die durch eine Theke getrennte Küche war in Silber gehalten und sah einfach genial aus. Verdammt, verdammt, verdammt! , fluchte meine innere Stimme und sagte mir sogleich, dass ich die Wohnung abschreiben konnte. Wie sollte ich zur Ruhe kommen, wenn unter mir Leonard wohnte und sich wahrscheinlich jedes Wochenende vögeln ließ? Mein Innerstes würde zerreißen und ich zugrunde gehen. Nein, gewiss würde ich mir das nicht antun, eher unter einer Brücke schlafen.
Mein Blick schweifte durch die Wohnung und ich war den Tränen nahe. Diese Wohnung war ein Traum, perfekt, günstig, in einer ruhigen Lage … was wollte Leonard nur hier?
Die Frage, ob er es sich nicht anders überlegen könnte, schwirrte mir durch den Kopf, aber ich traute mich nicht, sie auszusprechen. Er passte hier nicht hin. Meine Gedanken waren nicht sehr freundlich, aber ich konnte sie nicht lenken, meinen Blick dagegen schon, als Leonard mich fragte, ob ich die Wohnung wollte.
„Ich denke nicht, obwohl sie wirklich fantastisch ist.“
„An was liegt es dann? An meiner miserablen Verkaufstechnik?
Es tut mir wirklich leid, ich hätte mich besser informieren sollen, doch leider ließ es die Zeit nicht zu. Ich hoffe sehr, dass es Ihnen nicht zu sehr aufstößt …“
Ich unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Das ist es nicht. Leonard, ich denke einfach, es wäre nicht gut, dass wir beide in einem Haus wohnen!“, wechselte ich wieder ins Du und hielt meinen Blick weiter gesenkt.
Ich vernahm ein bejahendes Grummeln. „Verstehe schon“, setzte er dann doch dran.
„Wie kommt es, dass du deine Wohnung in der Stadt für diese aufgibst?“ Mein Blick endete in seinem und ich traute dem nicht, was ich meinte, zu sehen.
Leonard sah anders aus, blass, seine Augen waren von Ringen untermalt und schienen nervös. Dies bestätigten mir auch seine Hände, die sich krampfend um die Mappe an seiner Brust gelegt hatten, dass die Knöchel weiß hervorschauten. Es schien einem Schutzschild gleichzukommen. Was war aus dem Mann geworden, der souverän ins Gesicht seines Gegenübers sah und von sich überzeugt war? Ich trat näher zu ihm, ließ meine Hand auf seinen Oberarm nieder. „Alles in Ordnung mit dir?“ Zeitgleich mit meiner Berührung zuckte er zusammen. Ich sah die Mappe auf dem Boden landen und spürte Sekunden später seine Faust auf meinem Auge. Es kam so überraschend, dass ich ihm erst noch hinterher sah, wie er fluchtartig die Wohnung verließ, bevor der Schmerz einsetzte.
Leonard
Schwer atmend, lehnte ich mich an die Hauswand und besah mir meine Faust, die immer noch geballt war. Ich hatte Bastian geschlagen … Nicht dass es für mich überraschend kam, jedoch dass es ausgerechnet Bastian traf. Am Mittag war es schon dazu gekommen, weswegen ich diese Hausbesichtigung machen musste. Es hatte meinen Kollegen getroffen, der mir mehr aus Quatsch auf den Hintern schlug. Mein Chef fand es nicht amüsant, beschimpfte ihn und hatte Verständnis für mich.
Dass es normal zwischen meinem Kollegen und mir war, konnte er nicht ahnen und ich wollte, nein, konnte es nicht richtigstellen. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Seit zwei Wochen reagierte ich aggressiv, wenn mich jemand berührte, und versuchte deshalb jedem aus dem Weg zu gehen. Selbst Lars hätte es fast erwischt, doch dieser konnte sich rechtzeitig ducken, was er sicher seiner Boxleidenschaft verdankte.
Natürlich versuchte mein bester Freund herauszufinden was mit mir los war, doch konnte ich nichts sagen. Immer nach solch einer Attacke zog ich mich zurück und versuchte mir selbst bewusst zu machen, dass ich so nicht reagieren durfte. Was war nur mit mir geschehen? Nie war ich aggressiv oder gar ein Schläger gewesen, eher das Gegenteil, und nun? Ich erkannte mich selbst nicht wieder.
Mit einer Hand auf dem lädierten Auge, die andere umschloss meine Mappe, erschien Bastian an der Haustür. Ich sah ihn schluckend an, suchte nach einer Entschuldigung, doch nichts wollte über meine Lippen kommen.
„Leonard, was ist los mit dir?“, sprach er mich an. Besorgnis schwang in seiner Stimme mit, genau wie Unverständnis.
„Ich … ich … es tut mir leid … ich … ich wollte das nicht, wirklich“, zwang ich mir hinaus und verdrängte das Wasser in meinen Augen.
Ich durfte nicht anfangen zu heulen, wie käme
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