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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Hintertür schlüpfte.
    Das Hausmädchen hatte schon Feierabend. Das Haus war leer. Zumindest würde Ricky das denken.
    Sie rannte ins Wohnzimmer, wo das Stechapfelgemälde von Georgia O’Keeffe über dem Kamin hing.
    »Er ist hier«, rief sie.
    Sie spähte aus dem vorderen Fenster.
    Ja, er war ausgestiegen und rieb sich die Augen. War das etwa ein Surfbrett auf dem Rücksitz? Egal. Er sah gar nicht gut aus.
    Dafür würde ihm in ein paar Minuten schön warm werden. Richtig schön warm.
     
    Der Deputy im Streifenwagen hinter mir sprach in sein Funkgerät. Vermutlich leitete er mein Kennzeichen weiter, um herauszufinden, ob ich polizeilich gesucht wurde, bevor er mich fragte, warum ich mich unbedingt mit einer Lokomotive der Southern Pacific anlegen wollte. Endlich gab der Zug den Bahnübergang frei. Blinklicht und Signalton erloschen. Die Schranke hob sich von der Motorhaube des Explorers. Ich trat aufs Gas.
    Im Spiegel bemerkte ich, wie sich am Strei fenwagen das Einsatzlicht einschaltete. Nur zu! Packen wir’s an.
    Ich brauchte weniger als eine Minute bis zum Haus. Die Tür knallte gegen die Wand, als ich sie aufriss.
    »Jesse!«
    Aber ich hörte nur das Echo meiner eigenen Stiefel auf dem Hartholzboden. Draußen fuhr der Deputy mit blinkenden Lichtern vor. Ich rief erneut nach Jesse, rannte ans Fenster. Auch am Strand keine Spur von ihm.

    Der Beamte pochte mit dem Gummiknüppel an die offene Tür. »Hallo? Würden Sie bitte rauskommen?«
    Jesse war weg. Ich wirbelte herum und starrte auf den Küchentisch. Die Waffe war verschwunden.
     
    Sinsa stürmte in den rückwärtigen Teil des Hauses. Dabei stolperte sie über ihre schweren Stiefel und wäre fast gestürzt. Sie fing sich wieder und eilte in die Küche. War das ein Omen - ein schlechtes Vorzeichen? Sollte ihr Plan scheitern?
    Nein. Zum Zögern war jetzt kei ne Zeit. Sie konnte nicht mehr zurück. Die Würfel waren gefallen. Sie überprüfte die Küche. Alles war bereit, einschließlich der Nachricht.
    Dann hörte sie, wie sich die Haustür öffnete. Keine Zeit mehr. Sie hetzte ins Fitnessstudio. Shaun stand vor der Spiegelwand und drohte seinem Ebenbild mit dem Finger.
    Er legte den Kopf zur Seite. »Was sehe ich da unter deinen Armen, Ricky … doch nicht etwa Schweiß?«
    »Ricky ist hier.«
    Er starrte in den Spiegel. »Erfolg ist angeblich ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Schweiß.«
    »Hast du gehört? Es geht los.«
    »Auf den Erfolg, du Null!« Er zeigte seinem Spiegelbild den Stinkefinger.
    »Shaun, schau mich an.« Sie packte ihn am Arm. »Hör auf, deinen Text zu üben. Du musst völlig ruhig sein.«
    »Nur keine Aufregung. Ich bin die Ruhe in Person.« Er ließ die Hände sinken, rollte den Kopf und schüttelte die Schultern aus, um die Muskeln zu lockern. »Du brauchst mir kei ne Instruktionen zu geben.«
    »Bist du sicher? Falls du irgendwelche Zweifel hast, blasen wir die Sache besser ab.«

    »Improvisation ist meine große Stärke.« Er atmete tief durch. »PJ hat alles vermasselt, nicht ich.«
    Sie sah sich um: Fitnessbike, Laufband, Gewichte. Alles Dekoration. Ricky benutzte grundsätzlich nur die Sau na. Darauf setzte sie.
    Shaun warf sich selbst einen finsteren Blick zu. »Wer schwitzt jetzt, hä?«
    Lampenfieber war nicht Shauns Problem, dafür war er viel zu sehr mit seiner übermäßigen Transpiration beschäftigt.
    Er wischte sich über die Stirn. »Für eine Dusche ist wohl keine Zeit mehr?«
    Sinsa beschlich ein leises Unbehagen.
    Aber es musste sein. Wenn sie die Sache durchzog, würde ihre Mutter nichts erfahren, nie. Alles würde wieder in Ordnung kommen. Mom würde dafür sorgen, dass ihr nichts passierte. Blieben nur noch PJ und Evan Delaney.
    »Keine Sperenzchen«, sagte sie.
    »Ich garantiere für nichts.«
    Sie nahm sein Kinn zwischen ihre Finger und drehte sein Gesicht zu ihr. »Brittany war mehr als genug. Bei einem zweiten Mord geraten wir auf jeden Fall in Verdacht. Also muss es wie ein Unfall aussehen.«
    Er nickte. Sein Atem kitzelte auf ihrer Hand. Jetzt ging es wirklich zur Sache. Sie versuchte, ihre Gefühle zu analysieren. Erregung, ja, das war es.
    »Wir sollten filmen«, schlug Shaun vor.
    »Nein. Das hier ist Business, kein Theater.«
    »Aber es ist die Vollendung. Er hat mich live im Fernsehen erledigt. Jetzt schließt sich der Kreis.«
    Was war der Kerl doch für ein Idiot. »Baby, das geht nicht. Wir haben keine Zeit.«

    »Von mir aus.« Er wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Wer

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