Gefürchtet
es nichts zu verzeihen. Ich war unerträglich. Immer wieder denke ich, ich habe die Sache im Griff, und dann
packt es mich aus heiterem Himmel, und alles geht wieder von vorne los.«
»Dann erzähl mir davon. Du musst nicht allein damit fertig werden.«
Er drückte mich an seine Brust und vergrub seinen Kopf an meinem Hals. Wir hielten einander im Arm.
Und dann brauchten wir keine Worte mehr. Ich zog ihn an mich, bis er auf mir lag. Ich sehnte mich verzweifelt nach seiner Wärme, nach sei nem Mund, sei ner Haut. Viel zu lange waren wir nicht mehr zusammen gewesen. Nicht mehr denken, nur noch fühlen, die Nähe des anderen spüren und wissen, dass wir füreinander da waren. Ich wollte mich ihm schenken, mit ihm verschmelzen. Sein Mund lag auf meinen Lippen, glitten zu meinem Hals. Er öffnete meine Bluse, küsste meine Brust. Ich stöhnte leise und drängte mich ihm entgegen. Er hievte sich ganz auf das Bett. Ich kämpfte mit seinem Hemd, riss es ihm vom Leib, küsste seine Brust, seine Schulter, seine Hand, saugte an seinen Fingern und ließ meine Zunge über die Innenseite seiner Arme wandern. Dann öffnete ich den Reißverschluss seiner Hose und streichelte ihn, wo er mei ne Berührung spüren konnte. Schließlich löste ich mich von ihm, zog ihm Schuhe und Socken aus, Hose und Boxershorts, während er an meiner Jeans zerrte und mit sei ner Hand über mei nen Rücken bis unter meinen Slip fuhr. Wir hatten uns in der Bettwäsche verfangen, aber nach so langer Zeit wollte ich nicht aufhören und nachdenken. Zu kostbar war dieser Augenblick, als dass ich ihn durch irgendetwas hätte stören wollen. Ich streifte meine Jeans ab und ließ mich auf ihn fallen. Er drückte meine Beine auseinander. Und dann gab es nur noch Licht und Gefühl.
33. Kapitel
Ricky stellte den Ton mit der Fernbedienung lauter. Viel hatte er nicht verpasst - Magnum war mit T.C. im Hubschrauber unterwegs. Er liebte Episoden mit dem Helikopter. Am Ende hing Magnum immer an den Ku fen. Vielleicht konnte die Sendung seine Stimmung heben.
Das Haus war still, der Geländewagen weg. Sin musste abgehauen sein. Er war am Boden zerstört. Sein Herz raste wie wild, und seine Sicht war seltsam verschwommen. Vielleicht war es wie in dem Song von Jackson Browne: Er hatte zu viel gesehen in seinem Leben. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er ging in die Küche, um sich etwas Kaltes zu trinken zu holen, und fand ihre Nachricht.
Ich hab’s nicht so gemeint. Ich hatte Angst. Ich hätte nicht so böse werden sollen. Es tut mir leid.
Er schmolz dahin. Er fuhr mit den Fingern über die Worte und versuchte, sei ne Emotionen in den Griff zu bekommen.
Ich rede mit einem Anwalt. Bitte sag Mom nichts. Das erledige ich selbst. Es tut mir wirklich furchtbar leid.
Die Schrift wirkte verschmiert. Ob das an sei nen Augen lag? Außerdem war ihm heiß. Wahrscheinlich vor Erleichterung, aber ihm war wirklich entsetzlich heiß.
PS: Ich habe dir deinen Eisbecher gemacht.
Die Jalousien im Schlafzimmer waren geöffnet, sodass wir die weißen Zirruswolken über dem Ozean beobachten konnten. Die Äste der Kiefern schnarrten im Wind wie Besen auf einer Snaredrum. Schatten spielten an der Decke. Ich rutschte ans Fußende und sammelte die Decken vom Boden auf, setzte mich neben Jesse, wickelte uns in die Decken und schlang die Arme um die Knie, um den ziehenden Wolken nachzuspähen.
Er drehte sich auf die Seite und kuschelte sich an mich, sodass sein Arm an mei nem Bein lag. Ich fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar.
»Du musst mich nicht im Auge behalten«, sagte er. »Ich überlege es mir nicht anders.«
»Ich pass trotzdem lieber auf dich auf.«
»Weißt du, ich will den Leuten die Genugtuung nicht gönnen. Du weißt schon: ›Krüppel setzt seinem Leiden ein Ende.‹ Das wäre das Letzte.« Seine Hand ruhte warm auf mei nem Bein. »Ein Schicksal schlimmer als der Tod, so ein Quatsch. Nein, den Gefallen tue ich ihnen nicht. Ich bleibe.«
Ich streichelte seine Wange. Die Sonne ließ die Wolken vor dem Fenster rosa schimmern.
»Ich muss dir was sagen«, begann ich.
»Du willst reden? Ist ja ganz was Neues.« Aber sein Sarkasmus verflog, als er meine Miene bemerkte. »Worüber denn?«
»Diese Schuldgefühle.« Er verdrehte die Augen, aber ich ließ nicht locker. »Du findest es unfair, dass du überlebt hast, während deine Freunde sterben mussten.«
»Ist es auch.«
»Falsch. Ihr Tod war ein Verbrechen. Dass du überlebt hast, ist ein Geschenk.«
Er verzog die
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