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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und das Band straffte sich plötzlich, weil Shaun daran zog. Irgendwie gelang es mir, mit gefesselten Händen die Pistole zu packen. Ich wirbelte herum. Shaun stand in der Tür.
    »Keine Bewegung, oder ich schieße«, brüllte ich.
    Aus unerfindlichen Gründen bekam ich es plötz lich mit der Angst zu tun. Genau in dieser Situation war ich mit den Mings gewesen, als Marc schon zum Grei fen nahe war. Mir wurde übel.
    Shaun bemerkte es und grinste höhnisch. Offenbar davon überzeugt, dass ich nicht abdrücken würde, riss er an der Isolierbandspule und zerrte mich mit aller Kraft zurück ins Bad. Ich fuchtelte unkontrolliert mit der Pistole herum, stemmte die Hacken in den Boden und ruderte rückwärts, aber meine Stiefel rutschten auf dem Holz. Beim nächsten Ruck brach ich in die Knie.
    Er holte das Band ein und schleifte mich damit zurück ins Bad. Die Pistole zielte auf meine Kommode, während ich immer weiter auf das Bad zuglitt. Verzweifelt versuchte ich, meine Hände auf die Tür zu richten.
    Als Shaun das sah, wich er zurück und schlug die Tür zu.
    Ich versuchte, mich auf zurichten, aber zu mei nem Entsetzen verschwand das Isolierband weiter unter der Tür und zog mich mit sich. Schlagartig wurde mir klar, dass er meine
Hände gegen die Tür rammen wollte, damit ich die Waffe losließ. Dann war ich ihm hilflos ausgeliefert. Irgendwie drehte ich den Lauf in Richtung Tür und schoss.
    Der unerwartet heftige Rückstoß riss die Pistole nach oben zur Decke. Ich zielte erneut und feuerte. Und noch einmal. Die Tür splitterte. Draußen im Wohnzimmer klirrte Glas: Marc hatte eine Scheibe eingeschlagen.
    Das Isolierband wurde schlaff. Korditgeruch brannte mir in der Nase, und meine Ohren klingelten. Als Marc ins Zimmer stürzte, nahm ich den Finger vom Abzug und ließ die Pistole locker baumeln.
    Ohne ein Wort nahm Marc sie mir ab und richtete sie auf die Tür.
    »Mach auf«, sagte ich.
    Als er öffnete, war Shaun verschwunden.

35. Kapitel
    Er war durch das Fenster geflüchtet und über den Zaun auf die Straße geklettert. Helen Potts beobachtete von ihrem Haus aus, wie er in der abendlichen Kälte davonlief, wobei er immer wieder gehetzte Blicke über die Schulter warf.
    Marc saß mit mir auf der Hintertreppe der Vincents, während Polizisten und Kriminaltechniker mein Haus unter die Lupe nahmen.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Einen Bulldozer mieten und das Bad einreißen.«
    »Viel fehlt ja nicht. Die Kacheln hast du völlig zerschossen.«
    »Ich meine es ernst. Das ist nicht das erste Mal, dass ich in meinem Bad fast ums Leben gekommen wäre.«
    Er rieb mir den Rücken. »Benutzt du die falsche Seife?«
    »Ich wurde angegriffen«, sagte ich.
    Marc warf mir einen Seitenblick zu. »Von wem?«
    »Von meinem Juraabschluss.« Ich presste die Hände zwischen die Knie. »Die Dusche ist ein Strudel, ein Whirlpool des Bösen.«
    »Es ist völlig legitim, Angst zu haben, Evan.«
    »Wer braucht überhaupt Wasser? Vielleicht bade ich nie wieder. Wozu gibt es schließlich Feuchttücher? Oder ich baue mir ei nen Sandkasten und wäl ze mich darin wie ein Chinchilla.«

    Marc legte den Arm um mich. Ich wehrte mich nicht.
    »Gott ist ein miserabler Komödiant«, sagte ich.
    »Du brauchst einen Drink.«
    »Nicht nur einen. Aber da ich Flüssigkeiten nicht mehr ertrage, sehe ich da ein gewisses Problem.«
    Carl kam mit Thea auf dem Arm heraus. Sie trug ei nen Schlafanzug mit Füß lingen und nuckelte an ihrem Schnuller. Er hockte sich neben mich auf die Verandatreppe und schob seine Brille hoch.
    »Der Kerl hat Ollie nach draußen gelockt«, erklärte er. »Und Thea ist ihm nachgelaufen.«
    »Hätte ich ihn bloß erschossen!«, sagte ich. »Das ganze Magazin hätte ich leer machen sollen.«
    »Du brauchst einen Drink«, meinte Carl.
    »Das habe ich schon gehört.«
    Er warf einen Blick auf mein Haus am anderen Ende der Rasenfläche, wo die Cops Beweismaterial sammelten. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, Evan. Aber hast du dich schon mal gefragt, wieso dir diese Dinge zustoßen?«
    »Meine Dusche ist ein Schlund der Hölle.«
    »Ah.« Er drückte Thea an sich. »Du meinst also nicht …«
    »Ich lasse das Ding zubetonieren. Oder ich hole einen Exorzisten.«
    »… du solltest ein paar Veränderungen in deinem Leben vornehmen, damit es nicht ganz so aufregend ausfällt?«
    Ich presste die Handballen an die Augen, und Marc drückte mir die Schulter. Carl hatte einen wunden Punkt getroffen. Im Moment war ich

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