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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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geringsten Hinweis darauf, dass ihr die bloß jemand zugesteckt hatte.
    Eine Packung Pfefferminztaler gefolgt von einem Hotdog drückten meinen Blutdruck wieder auf normale Werte herunter. Bis ich die restliche Post öffnete.
    Ich hatte doch tatsächlich einen persönlich zugestellten Brief von Skip Hinkel, seines Zeichens Rechtsanwalt, erhalten. Darin wurde ich aufgefordert, von sämtlichen Ansprüchen auf die anwaltliche Vertretung von Patrick John Blackburn Abstand zu nehmen und Akten und Korrespondenz unverzüglich und vollständig der Kanz lei Hinkel auszuhändigen.
Beigelegt war ein Formular für den Anwaltswechsel. Ich sollte durch Unterschrift meine Zustimmung erklären.
    Das konnte ich aber nicht, weil ich nie PJs Anwältin gewesen war. Und Hinkel würde ich höchstens die Haare schicken, die meinen Abfluss verstopften. Oder den Welpen mitsamt den Zeitungen, die er durchnässt hatte. Nein, das konnte ich dem Hund nicht antun.
    Aber das eigentliche Problem war viel gravierender. In dem Schreiben hieß es weiter, jegliche Kommunikation zwischen mir und PJ bezüglich Brittany Gaines falle unter die anwaltliche Schweigepflicht. Es wurde mir untersagt, irgendwelche Informationen preiszugeben, die ich von PJ bekommen hatte. Sogar eine einstweilige Verfügung wurde erwähnt. Skip wollte mir offenbar einen Maulkorb verpassen. Falls ihm das gelang, konnte ich das, was PJ mir er zählt hatte, nicht zu mei ner Entlastung anführen. Damit wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass ich im Gefängnis landete.
    PJ war natürlich abgetaucht. Er war weder in seiner Wohnung noch bei seinen Eltern noch im Tierheim und schon gar nicht bei den Jimsons. Hotdog und Pfefferminztaler lagen mir mittlerweile bleischwer im Magen. Ich zog mich um und ging joggen.
    Als ich zurückkehrte, rollte ein Abschleppwagen durch meine Straße. Der Fahrer war mit einem Klemmbrett bewaffnet und inspizierte die Kennzeichen der Wagen, die am Straßenrand parkten. Vor dem Haus der Vincents bremste er und fuhr das Fenster herunter.
    »He, Sie da. Ich suche einen …« - Blick auf das Klemmbrett - »K. E. Delaney.«
    »Wegen einer Panne?«, fragte ich.
    »Nicht direkt.«

    Es ging mit Sicherheit um eine Zwangsrücknahme. Nun, mein Auto würde er nicht kriegen.
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Es geht um ei nen Alfa Romeo.« Erneuter Blick auf das Klemmbrett. »In Rot.«
    Ich sah mittlerweile auch rot. Und falls ich PJ mit dem Alfa erwischte, würde ich ihm den Hintern versohlen, bis er einem Pavian glich.

15. Kapitel
    Um zehn Uhr am selben Abend betrat ich das Chaco, wo ich Ricky Jimson spielen hören wollte. Es war ein improvisierter Gig, ohne Werbung. Ricky und sein Gitarrist wollten nur ihren neuen Stücken den letzten Schliff verleihen. Brian und Marc begleiteten mich. Jesse saß bereits an einem Tisch an der Wand. Wir gingen davon aus, dass PJ zusammen mit Ricky auftauchen würde, und wollten uns auf die Lauer legen, um ihn in die Zange zu nehmen.
    An Wochentagen fungierte das Chaco vor allem als Kneipe. Die Beleuchtung war gedämpft, und auf der Bühne spielte ein Trio Latin Funk. Jesse hatte eine leere Carlsberg-Flasche vor sich und eine halb volle in der Hand. Die Krücken lehnten an der Ziegelmauer hinter ihm.
    »Bisher keine Spur von Ricky«, sagte er.
    Ich fragte die anderen, was sie trinken wollten. Als ich ein paar Minuten später an der Bar wartete, klopfte mir jemand auf die Schulter.
    »Ich nehme zurück, was ich gesagt habe.«
    Karen Jimson kaute auf ihrem Kaugummi herum. Ihre Rehaugen blickten zerknirscht. »Ich hätte dich nicht so runtermachen sollen.«
    Runtermachen war wohl leicht untertrieben. Immerhin hatte sie behauptet, ich hätte fünftausend Dollar gestohlen. »Danke. Dafür kann ich mir auch nichts kaufen.«

    Im Spiegel hinter der Bar sah ich Ricky vorbeiwandern. Er unterhielt sich mit seinem Gitarristen.
    »Wenn ich’s dir doch sage, du musst dir die Haare wachsen lassen. Sonst ist die Wind maschine die reinste Verschwendung.«
    Musikerfrisuren hatten eindeutig auch wirtschaftliche Aspekte. Der G itarrist trug e inen I rokesenschnitt, während Ricky sein Haar zurückgekämmt hatte, was ihn einige Zentimeter größer wirken ließ. Karen zwinkerte mir zu und schlenderte mit den beiden davon. In diesem Augenblick betrat PJ das Lokal.
    Seine Anwesenheit bestätigte meinen Verdacht. Karen glaubte nicht, dass PJ das Geld gestohlen hatte, sonst hätte sie ihn gefeuert. Das legte den Verdacht nahe, dass Sinsa ihre

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