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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Vorwurfs des Widerstands
gegen die Staatsgewalt wird sie eine Kaution hinterlegen müssen.«
    »Wollen Sie das wirklich durchziehen? Von mir aus.« Sie legte mir die Hand auf den Rücken. »Wird nicht lange dauern.«
    »Ich würde gern unter vier Augen mit Ms. Marks sprechen«, sagte ich.
    Detective Rodriguez sammelte ihre Sachen ein. »So lange Sie wollen.« Damit verschwanden die beiden Beamten.
    »Danke.« Ich rieb mir das schmer zende Auge. »Wo ist Jesse?«
    »Der kümmert sich um die Kaution. Wir hatten schon den Verdacht, dass Zelinski den starken Mann markieren würde. Dem macht es Spaß, Leute zu drangsalieren.«
    »Die wollen mich wegen Mordes anklagen«, sagte ich.
    »Sie fischen im Trüben.«
    »Ja, aber mit ei ner Harpune.«
    Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Halt die Ohren steif. Das mit der Kaution wird ein paar Stunden dauern. Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Beim Gedanken an meine Zellengenossin hätte ich sie fast gebeten, in Las Vegas anzurufen und hundert Dollar auf deren nächsten Messerkampf zu setzen. Aber das kam wohl nicht infrage.
    »Brauchst du zufällig einen Welpen?«, fragte ich.
     
    Gegen dreiundzwanzig Uhr, als meine Messerheldin in ihrer Ecke schnarchte, öffnete sich die Zellentür. Zu meiner Überraschung wartete Marc Dupree mit Jesse in der Eingangshalle auf mich. Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande. Es war ein aufregender Tag gewesen, aber ich war dankbar,
dass es so glimpflich abgegangen war. Marc klopfte mir auf die Schulter.
    »Du bist mein Held«, sagte ich zu Jesse, nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn.
    »Brian kriegt sich gar nicht mehr ein. Er will mir morgen früh unbedingt die Gebühr für das Kautionsbüro erstatten.«
    »Gute Idee.«
    »Er kann nichts für dei ne Festnahme, und du auch nicht, Ev. Dafür ist ganz allein Zelinski verantwortlich.«
    »Okay, das sehe ich ein.« Ich beugte mich vor und küsste ihn erneut. »Danke.«
    Mit einem Windstoß öffnete sich die Tür, und Jesses Eltern spazierten herein. Sie wurden von ei nem Mann mit blonder Fönwelle begleitet, der stark an einen zwielichtigen Gebrauchtwagenverkäufer e rinnerte.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte Patsy.
    Jesse sank in sich zusammen, und ich spürte erneut die stechenden Kopfschmerzen.
    Der Blonde hob grüßend das Kinn. Im Neonlicht schimmerte seine Solariumsbräune quittengelb.
    »Skip«, sagte Jesse.
    Der Neuankömmling antwortete mit ei nem scherzhaft gemeinten militärischen Gruß. »Hallo, Jester. Keine Sorge, Amigo. Ich hab alles im Griff.«
    Jesse sah ihm nach, als er an uns vorbeirauschte. »Fahr nach Hause, Ev. Ich muss hier noch was erledigen.«
    Nach ei nem Augenblick des Zögerns drückte ich sei ne Hand. Marc hielt mir die Tür auf. Als sie hinter uns zufiel, hörte ich Jesse mit seiner Mutter reden.
    »Mom, wie kommst du dazu, Skip Hinkel für PJ zu engagieren?«

    »Du hast uns ja keine Wahl gelassen«, zischte Patsy zurück.
    Ich machte kehrt. Skip Hinkel war ein Rechtsverdreher, wie er im Buche stand. Verschlagen und aggressiv, aber effizient. Schon sein Anblick verursachte mir Übelkeit. Aber Marc legte mir die Hand auf den Rücken und schob mich zu seinem Pick-up.
    »Zeit zum Rück zug. Die Schlacht kannst du nicht gewinnen«, sagte er.
    »Ich fürchte, der Stein des Anstoßes bin ich.«
    »Du hast für heute genug erlebt. Jesse kommt schon allein zurecht.«

14. Kapitel
    Das einzig Erfreuliche am nächsten Morgen war, dass mein Name nicht in der Zeitung stand. Noch nicht. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und rief Jesse an.
    »PJ ist auf freiem Fuß«, sagte er.
    »Keine Anklage?«
    »Nicht wegen B rittany, a ber wegen Marihuanabesitzes und unbezahlten Strafzetteln in Höhe von achthundert Dollar.«
    »Kein Wunder, dass er abhauen wollte.« Ich rührte in meiner Tasse. »Wie schaut’s mit PJs Anwalt aus?«
    »Du meinst Skip, das Wunderkind? Meine Eltern würden ihn am liebsten adoptieren.«
    Ungeachtet meiner miesen Stimmung hatte ich zu tun. Ich führte Ollie im Garten Gassi, fütterte ihn und schüttelte seine Decke auf. Dann fuhr ich zur juristischen Bibliothek, die im Gerichtsgebäude untergebracht war. Zum Mittagessen kam ich nach Hause, ging erneut mit Ollie Gassi und fuhr zu rück in die Stadt. Hatte ich Kinderspiel gesagt? Warum muss ich den Mund bloß immer so voll nehmen?
    Erst am späten Nachmittag machte ich Feierabend und schlenderte über die Wendeltreppe nach draußen. Die Luft in den Grünanlagen war erfrischend, und das

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