Gefürchtet
glaubte mir.
»Liegt das Geld in einem Safe mit Zeitschloss?«, fragte er.
Klang gut. »Nicht ganz. In einem Bankschließfach.«
»Dann besorg dir einfach den Schlüssel.«
»So leicht geht das nicht. Das Geld ist auf verschiedenen Konten bei mehreren Banken verteilt. Außerdem ist die Fahrtzeit zu berücksichtigen.«
Auf dem Couchtisch stand ein Becher Schokokuvertüre, in dem ein Buttermesser steckte. Damit schaufelte er einen Batzen Kuvertüre heraus und leckte ihn ab.
»Morgen«, sagte er.
»Aber nachmittags.«
»Versuch bloß nicht, mich zu verarschen.«
»Würde mir nicht einfallen.« Ich stand auf.
Er stach einen zweiten Batzen Kuvertüre ab und nuckelte gedankenverloren daran.
»Morgen um siebzehn Uhr will ich das Geld hier haben.« Endlich sah er mich an. »Und jetzt raus mit dir.«
Der rote Kleinbus tuckerte in die Durchfahrt hinter dem Brautmodengeschäft. Murphy schob die Tür auf und kletterte mit mir aus dem Wagen.
»Morgen. Und zieh dir was anderes an«, sagte er.
Als ich mich abwenden wollte, versperrte er mir den Weg. »Du weißt doch, bei mir hast du immer die Wahl.«
Merlin, der im Bus sitzen geblieben war, stöhnte. »Lass das, Murph.«
Murphys Augen funkelten belustigt, zumindest hätte ich das bei ei nem normalen Menschen so genannt. Er strich sich den Schnurrbart glatt, und sein fettiger Körpergeruch stieg mir in die Nase.
Hatte er etwa auch Brittany vor die Wahl gestellt? Ich wich zurück und drückte mich gegen den Kleinbus.
Er beugte sich ganz dicht zu mir. »Mit oder ohne Kleid?«
Ich zuckte zusammen. »Was?«
»Murph«, sagte Merlin. »Wir haben keine Zeit für den Quatsch. Der Boss mag so was nicht.«
Murphy grinste. »Wie sollen wir dich im Laden abliefern? Mit oder ohne Kleid?«
»Mit«, erwiderte ich.
»Wie du willst.«
Mit einem Grunzen wuchtete er mich hoch und warf mich in einen Müllcontainer.
Ich landete mit dem Rücken auf durchweichten Salatblättern, Fleischknorpeln und nasser Pappe. Über mir knallte Murphy den Deckel zu.
Dann drosch er gegen die Seite des Containers. »Morgen. Und keine Tricks!«
Als ich den Kleinbus davonfahren hörte, setzte ich mich vorsichtig auf. Bei jeder Bewegung gab die schleimige Masse unter mir saugende, knisternde Geräusche von sich. Vor Erleichterung kamen mir die Tränen.
Der Deckel öffnete sich ei nen Spalt, und Madame Kornelia spähte in den Container.
»Das Kleid bezahlen Sie mir«, verkündete sie. »Sofort, und zwar bar!«
17. Kapitel
Eine Stunde später traf ich mich im International House of Pancakes am Freeway in der Nähe der Polizeistation von Goleta mit Detective Rodriguez. Im Restaurant wimmelte es nur so von Fernfahrern, Polizeibeamten und Rentnern, die um fünf Uhr zu Abend aßen. Rodriguez saß in einer knallblauen Nische in der Nähe der Theke vor einer Portion Speck, Eier und Pfannkuchen. Ich ließ mich auf der Bank ihr gegenüber nieder.
Sie wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Tibbetts Price. Auch bekannt als Tokin’ Toby oder Toby Price-is-Right.«
»Sie haben meine Angaben also überprüft?«, fragte ich.
Sie rümpfte die Nase. »Was stinkt denn hier so nach Knoblauch?«
»Das kommt von meinem Ausflug in den Müllcontainer.«
»Sie sind heute wohl besonders mutig, dass Sie so ganz ohne Anwalt mit mir reden.«
»Ich hab schlicht und einfach Angst.«
Solche Angst, dass ich nicht warten wollte, bis jemand von Sanchez Marks Zeit hatte. Jesse war am Gericht, Lavonne war wegen einer Zeugenaussage nach Ventura gefahren. Und ich brauchte Detective Rodriguez’ Hilfe sofort.
»Er zählen Sie mir was über Toby Price«, sagte ich.
»Ein Junge aus Santa Barbara, der auf die schiefe Bahn geraten
ist. Er ist aalglatt, hat jede Menge Geld, und für ei nen Drogendealer ist er gar nicht dumm. Was er auch jedem erzählt.«
»Außerdem besitzt er ei nen Universitätsabschluss in Betriebswirtschaft und liest das Wall Street Journal.«
»Das liegt ihm im Blut. Sein Vater ist Börsenmakler. Der Sohn hat damit angefangen, seinen Mitschülern Drogen zu verkaufen, und sein Geschäft dann ins Studentenwohnheim verlegt. Mittlerweile führt er eine straff strukturierte Organisation. Viele seiner Geschäfte wickelt er in internationalen Gewässern ab.«
»Dann kann er die Jacht tatsächlich segeln.«
»Das hat er schon als Kind gelernt. Das Boot hat er von seinem Vater geerbt. Den Liegeplatz hat er angeblich als Gegenleistung für eine Drogenlieferung bekommen.«
Über die absurde
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