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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hatten. So ging das nicht. Ich musste mich neu orientieren.
    »Diese Kerle wollen Geld von mir. Was halten Sie davon, sie bei der Übergabe abzufangen?«
    Detective Rodriguez ließ die Gabel sinken und überlegte. »Eine Falle, meinen Sie.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
    »Da müssten Sie aber mitspielen. Schließlich sollen Sie das Geld ja abliefern.«
    Nur hatte ich nicht die geringste Absicht, das zu tun. »Sie könnten mir den Rücken decken. Wenn die beiden auftauchen, greifen Sie ein und verhaften sie.«

    »Aber weswegen denn? Sie haben sich doch be reit erklärt zu zahlen.«
    »Unter Zwang. Um lebend von dem Boot runterzukommen.«
    »Sind Sie heute zu irgendeinem Zeitpunkt von Toby Price oder den Ming-Brüdern körperlich bedroht worden?«
    Ich umklammerte die Tischkante. »Das ist doch Wahnsinn. Sie wissen genau, dass die Warnung nicht explizit ausgesprochen wurde. Warum tun Sie mir das an?«
    »Weil ich schlagkräftige Argumente für meinen Lieutenant brauche.«
    Ich griff über den Tisch und drückte ihre Hand.
    »Ich muss mir überlegen, wie ich am besten vorgehe. Ich bin nämlich bei der Abteilung für Personendelikte. Erpressung ist ein Vermögensdelikt, dafür bin ich nicht zuständig.«
    »Was soll ich tun?«
    »Im Augenblick gar nichts. Das muss jemand entscheiden, der was zu sagen hat.« Sie gab dem Kell ner ein Zeichen, dass sie zahlen wollte. »Können Sie heute Nacht irgendwo unterschlüpfen?«
    »Darf ich denn nicht nach Hause?«
    »Wenn Ihnen die Mings bisher auf den Fersen waren, werden sie bestimmt nicht in aller Ruhe abwarten, bis Sie morgen Nachmittag bei Price auf der Jacht erscheinen.«
    Ich gab ihr mei ne Handynummer, damit sie mich erreichen konnte. Der Kellner legte die Rechnung auf den Tisch, und sie zog ein paar Scheine aus ihrer Brieftasche.
    »Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich garantiere für gar nichts«, sagte sie. »Ich melde mich bei Ihnen. Verhalten Sie sich einfach ruhig.«

    Bei mir schrillten auf einmal alle Alarmglocken. Die Generalprobe für die Hochzeit!
    Detective Rodriguez hörte auf, Dollarnoten zu zählen. »Was ist los?«
    »Ich habe einen Termin.«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Ich weiß.« Ganz, ganz langsam beugte ich mich vor und legte die Stirn auf den Tisch. »Ich weiß.«
     
    »Verdammt noch mal.« Ich brach auch den letzten Wählversuch auf meinem Handy ab.
    Keine Nikki, kein Jesse. Kein Brian - der war mit Luke Wale beobachten gefahren. Der Welpe war den gan zen Nachmittag allein gewesen, ohne Futter und möglicherweise inzwischen auch ohne Wasser. Länger konnte ich ihn nicht sich selbst überlassen. Ich musste bei mir zu Hause vorbeifahren und ihn holen.
    Vorsichtshalber parkte ich einen Block vom Haus entfernt und näherte mich dem Grundstück über eine Seitenstraße. Im Westen glühte der Horizont rosa, und im Osten funkelten über den Bergen die Sterne am indigoblauen Himmel. Durch eine Lücke in der hinteren Hecke schlüpfte ich in den Garten.
    Als ich das Licht einschaltete, kläffte Ollie fröhlich. Schwanzwedelnd stand er in seinem Karton. Ich kraulte ihn hinter den Ohren.
    »Wir machen einen Ausflug. Komm, wir holen deine Sachen.«
    Das Wedeln wurde immer enthusiastischer.
    Ich sammelte Hundefutter und Leine ein. Dann warf ich Jeans, ein T-Shirt, Laufschuhe und meinen Laptop in eine
Sporttasche. Als u nverbesserliche Optimistin e rgänzte i ch diese Ausstattung durch eine Strumpfhose, hochzeitsfeine Dessous und Make-up. Die Probe würde ich verpassen, aber vielleicht, ganz vielleicht, lösten sich alle Probleme, und ich schaffte es rechtzeitig zur Hochzeit.
    Ja, und zu Weihnachten würde mir das Christkind ein Pony bringen. Ich zog gerade den Reißverschluss der Tasche zu, als das Telefon klingelte. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und ich hörte Nikkis Stimme.
    »Ev, geh ran.«
    Ich schnappte mir den Hörer. »Wo bist du denn?«
    »Gerade nach Hause gekommen. Erwartest du Besuch?«
    »Nein.« Ich wirbelte herum und spähte nach draußen. In Nikkis Wohn zimmer brannte Licht, aber sonst war niemand zu sehen.
    »Vor dem Haus stehen zwei Männer. Sie fahren einen roten Kleinbus und schei nen mir sehr unangenehme Typen zu sein.«
    »Was tun sie?«
    »Stehen auf dem Gehweg und glotzen mein Haus an. Kennst du sie?«
    »Schließ die Haustür ab.«
    »Mist.« Ich hörte sie durch den Gang trappeln. »Soll ich die Polizei rufen?«
    »Ja.«
    »Was hast du vor?«
    Ich stand wie erstarrt in meinem Wohnzimmer. Wenn die Mings mich wirklich

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