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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gestellt. Dann wurde ich auf die Station gebracht. Mich in das Bett zu legen war schlimmer als das Einrenken, aber ich bekam starke Schmerzmittel verabreicht.
    Schließlich erschien Brian. Sein Gesicht verriet mir auf den ersten Blick, wie schlimm ich aussehen musste. Seine Augen waren schwarz vor Wut, und seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
    »Diese Dreckskerle landen hinter Gittern, dafür verbürge ich mich höchstpersönlich.«
    Ich blin zelte nur. Die Wirkung der Schmerzmittel hatte noch nicht eingesetzt, und jedes Wort tat mir weh.
    »Ich hätte mitkommen sollen«, sagte er. »Wenn ich dabei gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert.«
    »Nein. Meine Schuld.«
    »Ganz bestimmt nicht.« Sein Blick hing an meinem von blauen Flecken und Platzwunden verunstalteten Gesicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis er weitersprach. »Marc hat dich mit Jesse wegfahren sehen.«
    »Hör auf.«
    »Warum sollte ich?«
    Seine Stimme wurde lauter. Vor mei nen Augen brach der alte Konflikt wieder auf, aber ich hatte keine Kraft mehr dafür.
    »Was ist passiert? Wo steckt er?«, fragte Brian.
    Ich starrte ihn verblüfft an. Was sollte das heißen? »Weiß er denn nicht Bescheid?«
    »Marc konnte ihn nicht erreichen. Evan, hat er dich allein dort stehen lassen?«
    »Nein.«
    »Hör auf, ihn zu decken.«
    Marc erschien hinter ihm in der Tür. »Delaney.«
    Brian ging einem Konflikt höchst ungern aus dem Weg. Wenn er sein Ziel erst einmal in Sichtweite hatte, wollte er es auch ins Fadenkreuz nehmen. Er hatte das Gitter an meinem
Bett mit beiden Händen gepackt und schien mich mit seinen Blicken durchbohren zu wollen.
    Marc stellte sich neben ihn. »Das ist weder die Zeit noch der Ort dafür.«
    Er hatte Sakko und Krawatte abgelegt. Rote Blutflecken markierten die Stelle, wo mein Kopf auf seinem weißen Hemd geruht hatte.
    Ich musterte Brian. »Ich bin ausgestiegen.« Ich verlagerte meine Position und zuckte vor Schmerz zusammen. »Jesse hat mich angefleht, wieder einzusteigen, aber ich wollte nicht.«
    »Warum?«, fragte Brian.
    »Das geht dich nichts an.« Er konnte sich ausrechnen, dass wir uns gestritten hatten. »Wir hatten Marcs Wagen kommen sehen, und dachten, es wäre sicher.«
    »Er hätte …«
    »Hör endlich auf«, sagte ich.
    Marc legte Brian die Hand auf die Schulter. »Geh mal kurz vor die Tür.«
    Brian wirkte, als wollte er widersprechen, aber Marcs Hand war unnachgiebig. Brian nickte, warf mir einen widerstrebenden Blick zu und entschwand. Marc atmete auf.
    »Danke«, sagte ich.
    »Den Dank habe ich nicht verdient. Ich war ein miserabler Leibwächter.«
    »Aber im entscheidenden Moment warst du zur Stelle. Das ist genug.«
    Vorsichtig strich er mir mit dem Zeigefinger eine Haarsträhne aus der Stirn. Sei ne Miene war ernst, und der Schmerz in sei nen Augen war mir unangenehm. Auf diese Art von Aufmerksamkeit, auf die bedauernden Blicke meiner Mitmenschen konnte ich gut verzichten.

    »Du warst heute ganz schön mutig«, sagte er.
    »Nein, ich hatte eine Heidenangst.«
    »Das ist Tapferkeit. Nicht den Kopf zu verlieren und zu tun, was nötig ist, obwohl man vor Angst schlottert. Genau das hast du getan, und deswegen bist du noch am Leben.«
    Ich konnte es nicht ertragen, mir das anzuhören. Ich selbst sah mein Verhalten nämlich ganz anders. Ich war dumm und überheblich gewesen, hatte das Risiko unter- und meine Fähigkeiten überschätzt. Schnelle Beine und eine flinke Zunge halfen gar nichts, wenn der Gegner so skrupellos war wie die Mings. Nichts, was ich zu bieten hatte, konnte sie aufhalten. Ich hatte alles versucht, und sie hatten mich grün und blau geschlagen.
    Unaufhaltsam stiegen die Tränen in mir auf. Sie brannten in meinen Augen und in der Platzwunde an meiner Wange. Ich versuchte, sie mit der gesunden Hand wegzuwischen.
    Marc holte ein Taschentuch hervor und tupfte mein Gesicht damit ab. Dann strich er mir übers Haar.
    »Du hast keinen Grund, dich zu schämen, hörst du? Du bist davongekommen, obwohl die anderen in der Übermacht waren.«
    »Tolle Leistung. Beim nächsten Mal trete ich nicht mehr als Schwergewicht an.«
    Seine braunen Augen wurden weich. Er streichelte mir die Hand.
    »Weißt du gar nicht, was für eine tolle Frau du bist?«
    Dann führte er meine Hand an sei ne Lippen und küsste meine Handfläche, mein Handgelenk, jeden einzelnen Finger, ließ sei nen Mund ganz langsam über mei ne Haut wandern.
    Es war unglaublich rührend und erotisch zugleich, ein einziges
Wechselbad

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