Gefürchtet
zuckten weiße Blitze.
»Mein Gott, jetzt reiß dich zusammen!«, sagte Murphy.
Aber bei Merlin war ein Damm gebrochen. »Wir sind erledigt. Wir sind so was von erledigt.«
Er ging vor mir in die Hocke, packte mich am Haar und drückte mein Gesicht in die Pfütze. Und durch die kalte braune Brühe hinein in den Schlamm und die Steine am Grunde der Lache. Augen, Nase, Mund unter Wasser. Panik erfasste mich.
Er riss mich an den Haaren hoch. »Erledigt. Und du bist schuld!«
Luft. Ich atmete ein, verschluckte mich, hustete. »Nein, ich …«
Wieder drückte er mein Gesicht nach unten. Ein Platschen, dann landeten Mund und Nase im Schlamm.
Ich ruderte wild mit ei nem Arm und versuchte, mich hochzustemmen, aber gegen Merlins Druck auf meinen Kopf und Murphys Gewicht auf meinem Rücken hatte ich keine Chance. Ich krallte die Finger in den Matsch unter meinem Mund und versuchte, ihn wegzuschaufeln, aber der Schlamm war zu tief. Verzweifelt sammelte ich Erde und Steine in der Hand und schleuderte sie blindlings in die Höhe, in der Hoffnung, Merlin zu treffen. Meine Lungen brannten wie Feuer. Ich packte erneut zu, erwischte meinen Schlüsselbund und ballte die Hand zur Faust. Dann holte ich aus und stach mit den Schlüsseln nach ihm. In meiner Verzweiflung war mir jedes Mittel recht.
Aber sie waren zu stark. Ich ertrank in fünf Zentimetern Wasser. Und es tat furchtbar weh.
Dann zuckte Merlins Hand zurück.
Ich riss mein Gesicht aus der Pfütze und rang nach Luft. Mund und Nase troffen von Schlamm. Ich spuckte und hustete. Hatte ich getroffen? Ich blinzelte, warf den Kopf hin und her, um den Dreck abzuschütteln, der mei ne Augen verkrustete. Merlin war direkt vor mir auf dem Hintern gelandet. Ich keuchte verzweifelt.
Merlins Schultern zuckten, und sein Gesicht war gerötet. Vielleicht hatte ich seine Weichteile erwischt.
Murphy drohte ihm mit dem Finger. »So nicht!«
Also hatte ich Merlin gar nicht getroffen - Murphy hatte ihn niedergeschlagen. Murphys Pratze legte sich in meinen Nacken. Sie war heiß und hatte die Größe eines Baseballhandschuhs.
Er beugte sich vor und sprach mir di rekt ins Ohr. »Ich lass dir die Wahl.«
Im Traum will ich oft rennen, aber die Luft ist wie Klebstoff und hält meine Beine fest. Jetzt ließ mich der Albtraum selbst im Wachen nicht los. Meine Glieder waren wie gelähmt. Murphy hielt mir zwei Schlagzeugstöcke unter die Nase.
»Wie willst du’s haben?«, fragte er.
Das war kein Traum. Ich leistete erbitterten Widerstand.
Ich trat um mich, bäumte mich auf, warf den Kopf zurück.
»Halt sie fest«, befahl Murphy. Merlin ging in die Hocke und drückte meine Schultern auf den Boden, während Murphy den Reißverschluss an mei nem Kleid öffnete. Die kalte Luft ließ mich frösteln. Murphys feuchte Hand wanderte über meinen Rücken.
Dann legte er sich auf mich. Ich stöhnte wie ein Tier und wand mich verzweifelt. Die Hand mit den Schlagzeugstöcken wanderte über mei ne Rippen zu mei nen Oberschenkeln und schob sich unter den raschelnden Stoff meines Kleides. Ich schrie durch die zusammengebissenen Zähne.
Seine Lippen berührten mein Ohr. »Du hast uns aufs Kreuz gelegt, jetzt legen wir dich aufs Kreuz. Wie ist es dir lieber?«
Seine Hand schob sich unter dem Rock an mei nen Oberschenkeln nach oben. Die Schlagzeugstöcke malten eine Linie auf mei nem Bein. Ich krallte mich in den Matsch und versuchte, mich an den Fingernägeln unter ihm weg zuziehen, aber er lag über mir wie eine Decke aus Fleisch.
»Das Geld«, stieß ich durch die Zähne hervor. »Ich besorge es.«
»Was?«
»Die Bank. Ich bring euch hin.«
Sein Schnurrbart strich über meinen Nacken. Seine Lippen
waren feucht. »Diese Alternative steht aber nicht zur Wahl.«
Die Stöcke strichen über meine Haut. Murphy grunzte. Sein Atem in meinem Nacken war heiß, und zwischen den Beinen war er steinhart.
Nicht weinen. Bloß nicht wei nen. Wenn ich Schwäche zeigte, war ich verloren.
Ich brauchte Zeit. Immerhin spielte sich das Gan ze direkt am Straßenrand ab. Irgendwann musste ein Auto vorbeikommen. Leider wurden in Montecito Einsamkeit und Abgeschiedenheit mit siebenstelligen Beträgen erkauft. Aber wenn es mir gelang, am Leben zu bleiben, würde irgendjemand kommen.
Allerdings würde mich das nicht davor retten, dass er mich mit den Schlagzeugstöcken missbrauchte, mit denen er mir schon über den Slip strich. Bloß nicht weinen.
Ich hatte nur eine Chance, eine einzige Chance. Die beiden fürchteten
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