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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Unterdrückung des Mün dungsfeuers verbergen halfen. Läge das Ziel jedoch mehr als 800 Meter entfernt, könnte Moore feuern, ohne dass der Feind seine Position orten könnte. Natürlich galt wie stets Murphys Gesetz, sodass die Verhältnisse hier und heute für sie nicht gerade günstig waren.
    Die Entfernung zum Haus und den davor postier ten Wachen betrug nur 527 Meter. Der Wind wehte im Augenblick mit einer Geschwindigkeit von nur 15 Stun denkilometern aus Nordnordost. Ihr gegenwärtiger Stand ort lag 2170 Meter über dem Meeresspiegel und ungefähr 9 Meter höher als ihr Ziel. Zog man den Wind, die Ge schossfallberechnungen und ihre gegenwärtigen Positio nen in Betracht, wären die Schüsse zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Man würde sie sicherlich hören. Vielleicht würden sie jedoch die Feuerwerkskörper übertönen, deren Krachen von der Stadtmitte herüber hallte. Wie Moore bereits früher geäußert hatte, war dies der einzige glückliche Umstand, den sie hier ausnutzen konnten. Allerdings würden sie auch mehr als Glück benötigen, denn die wirkliche Aufgabe begann ja erst, wenn sie die Wachen vor dem Haus ausgeschaltet haben würden …
    Moore rief Towers an, der den Funk- und Telefonverkehr der Rachegeier weiter abhören ließ. »Gibt’s was Neues?«
    »Wir gehen noch einmal alle bisherigen Handy-Gespräche durch. Das wird eine Weile dauern. Über Funk gab es bisher nur das übliche Geplauder. Einen von ihnen nennen sie Capitán Salou. Ich habe mal nachgeschaut, was wir über ihn haben. Er hat zwanzig Jahre bei den guatemaltekischen Spezialkräften gedient und ließ sich dann pensionieren, um Söldner zu werden. Technisch ausgedrückt ist er ein bösartiger, gemeiner Arschficker.«
    »Und er kann mit einer Axt umgehen«, fügte Moore düster hinzu.
    »In Cristóbal geht jedoch noch etwas anderes vor. Die lokale Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft. Anscheinend suchen sie nach einigen Vermissten.«
    »Das überrascht mich nicht. Vielleicht hat Daddy herausgefunden, dass sein kleiner Junge gekidnappt wurde, und ein paar Anrufe getätigt.«
    »Nun, wenn dem so ist, sollten Sie die beiden herausholen und mit ihnen von dort verschwinden, bevor Rojas’ Leute eintreffen.«
    »Das sehe ich auch so. Ich warte nur noch, bis die Party endlich losgeht …«
    Moore schloss die Augen, versuchte, alle fremden Ge danken zu unterdrücken und sich ganz auf die Schüsse und den Augenblick zu konzentrieren. Aber sein Bewusstsein weigerte sich, zu kooperieren, da ihn dieser Moment zu sehr an ein Trauma in seiner Vergangenheit erinnerte. Plötzlich stand er wieder am Strand von Coronado, beobachtete, wie die Flut hereinkam, und sah, wie sich dort draußen in der dunklen See eine Hand aus den Wellen erhob … und er hörte eine Stimme, die tatsächlich seine eigene war, voller Verzweiflung rufen: »Verlass mich nicht! Lass mich nicht im Stich!«
    »Wir müssen zurück!«
    »Er hebt ab! Es geht nicht!«
    »Tu das nicht, Max! Tu das nicht!«
    »Ich hab keine Wahl! Sei endlich ruhig! Wir ziehen ab!«
    Moore beutelte es heftig, als er diese Stimmen hörte.
    Und dann ließ sich eine weitere Stimme aus seiner Ver gangenheit vernehmen: »Ihr seid die Klasse 198. Ihr seid die Kämpfer, die wegen ihrer Teamarbeit überlebt haben.«
    Er gehörte jedoch nicht mehr dazu. Er hatte die Navy durch Täuschung dazu gebracht, ihn ihrer für würdig zu halten, aber eigentlich hätte er niemals ein SEAL werden dürfen. Er hatte deren Grundregel gebrochen und hätte dafür bestraft werden müssen. Da dies nicht geschehen war, dachte er, er müsse das eben selbst erledigen. Er verdiente kein aufrechtes Leben mehr nach dem, was er getan hatte. Nein, er verdiente es ganz bestimmt nicht mehr.
    In der Zeit seiner tiefsten Depression hatte er dann versucht, seine Stimmung zu heben, indem er buchstäblich von hoch oben nach tief unten durch die Luft segel te. Dabei ging es jedoch nicht um reines Fallschirmspringen, das er ja bereits kannte. Ein paar gute Freunde hatten ihm von einer äußerst exotischen Sache erzählt, die sie im norwegischen Romsdal-Tal erlebt hatten. Er reiste sofort dorthin. Zwei Tage nach seiner Ankunft trug er einen sogenannten Wingsuit und sauste mit 250 Kilometer pro Stunde durch die Luft. Er sprang von einem fast 1000 Meter hohen Kliff ins Tal hinunter, wobei er die günstigen Winde aus nutzte, die dort während der Sommersonnenwende herrschten. Dieser »Flügelanzug« mit seinen Flächen aus Stoff zwischen den

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