Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Ohnmacht gefallen war. Auf alle Fälle rührte er sich nicht.
Die beiden Polizisten ließen sich auf den Boden fallen, als sie von der Hausecke aus beschossen wurden. Wenigstens zwei Mündungsfeuer waren zu sehen. Moore richtete sich auf und eilte an der Brüstung entlang bis zu dieser Dachecke hinüber. Von dort konnte er direkt auf die beiden Aztecas hinunterschauen, die die Polizisten unter Beschuss nahmen. Sie wussten nicht, woher das Feuer kam, bis sie in ihrer eigenen Blutlache lagen und zu dieser Gestalt hinaufschauten, die gerade an der Dachkante verschwand. Dies war das letzte Bild, das sie jemals sehen würden.
»Alles in Ordnung, Sie können wieder aufstehen«, rief Moore den Polizisten zu. Dann rannte er quer über das Dach zu der Stelle direkt über den Garagentoren, wo er drei weitere Streifenwagen der Bundespolizei mit Blaulicht und Sirene die Zufahrtsstraße hochjagen sah.
»Keine Bewegung!«, erklang jetzt eine Stimme hinter ihm.
Er dachte erst daran, seinen Kopf ganz leicht zu drehen, um den Angreifer zu identifizieren, aber dann begriff er, dass dies nicht mehr nötig war. Da die Aztecas keine Gefangenen machten, hätten sie ihn auch nicht angesprochen, bevor sie ihn kaltgemacht hätten. Irgend wie kam ihm die Stimme bekannt vor.
»Señor, ich gehöre zur Bundespolizei wie Sie«, erklärte Moore dem Mann.
Jemand nahm ihm das Gewehr aus der Hand und holte seine Pistole aus dem Hosenbund. Moore hob nicht die Hände. Er wirbelte einfach herum und überraschte dadurch diesen Typen, da niemand mit einem Fünkchen Verstand so etwas tun würde, solange noch eine Waffe auf ihn gerichtet war. Tatsächlich war der Mann weder ein Bundespolizist noch ein Azteca.
Es war der Junge aus dem Range Rover, der gemeint hatte, er hoffe, dass Zúñiga ihn am Leben ließe, der Junge mit dem Totenkopfohrring im linken Ohrläppchen.
»Du bist an allem schuld«, rief er. »Ich habe ihn da unten liegen sehen. Mein Boss ist wegen dir gestorben.«
Mit einer flüssigen Bewegung schlug er dem Jungen mit dem Handballen unter die Nase. Ein alter Mythos behauptete, man könne einen Menschen auf diese Weise töten. Das war Unsinn. Moore wollte den Jungen nur betäuben. Außerdem war sein Gesicht sowieso viel zu hübsch. Als der Junge zurücktaumelte und laut schreien wollte, entwand er ihm sein eigenes Gewehr und schlug ihm dessen Kolben auf den Kopf. Noch ein Sicario außer Gefecht gesetzt!
Moore eilte zum Abflussrohr zurück, hängte sich sein Gewehr um die Schulter und stieg über die Brüstung. Er war etwa die Hälfte des Rohrs hinuntergeklettert, als die Haltebügel unter seinem Gewicht nachgaben und das ganze verdammte Rohr von der Hauswand wegkippte. Es war zwar nur ein Sturz aus Mannshöhe, aber als er auf beiden Füßen aufkam, fuhr ein höllischer Schmerz in seine Beine. Aber er ignorierte den Schmerz, weil immer mehr Federales die Zufahrt hinauffuhren. Er rollte sich auf die Seite, stand auf und humpelte zum Hubschrauber hinüber, wobei er immer noch das Gefühl hatte, in seinen Schenkel würden glühende Nadeln gebohrt. Als er die Ladeluke des Helikopters erreicht hatte, zog ihn Towers in die Maschine. Corrales war bereits da, aber seine Augen waren vor Schmerz eng zusammengekniffen. Ein Beamter schloss die Ladeluke, und die Nase des Hubschraubers stürzte regelrecht vornüber, als sie in aller Eile aufstiegen.
Towers machte eine hohle Hand um Moores Ohr und schrie: »Ich hoffe schwer, dass dieser Typ vor Geheimnissen nur so strotzt …«
Moore nickte. Nach Zúñigas Tod würde das Sinaloa-Kartell seine Operationen erst einmal einstellen – zumindest für eine Weile. In dieser Zeit wären die Sinaloas von weiteren Angriffen heftig bedroht. Es bestand sogar die Gefahr, dass sie vom Juárez-Kartell übernommen werden könnten. Wenn dies geschah, wäre die Mission der Vereinigten Taskforce, das Juárez-Kartell zu Fall zu bringen, nicht nur gescheitert, sondern sie hätten auch noch für weiteres Wachstum von Rojas’ Imperium gesorgt.
37
Zwei Bestimmungsorte
DEA, Office of Diversion Control
San Diego, Kalifornien
A ls sie ins DEA -Büro zurückkehrten, war es kurz vor 23 Uhr. Sie brachten Corrales in den Konferenzraum. Ein Sanitäter hatte ihn schon an Bord des Hubschraubers versorgt und ihm wiederholt versichert, dass er sich nicht beide Beine gebrochen, sondern nur den rechten Knöchel verstaucht hatte. Er konnte also immer noch humpeln, wenn auch mit Mühe. Moore und Towers boten ihm sogar an, ihn in
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