Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
hielten, wie einer von Rahmanis Männern ihnen berichtet hatte.
Einige von diesen hatten sogar vorgeschlagen, nordöstlich des Flughafens in Inglewood oder Huntington Park zu parken, um jedes Sicherheitsrisiko auszuschließen. Samad hatte sich am Ende jedoch für die Handy- Wartezone entschieden. Dort hätten seine Männer mehr Zeit, ihre Ziele zu erfassen, weil die Flugzeuge nach dem Start wegen des Lärmschutzprogramms des Flughafens erst einmal Richtung Pazifik fliegen würden. Dort würden sie umdrehen, über Land zurückfliegen und dann die Flugroute V- 264 einschlagen, die über Inglewood und Huntington Park führte. Kurz davor würden sie genau über diese Handy-Wartezone fliegen. Es war Rahmani ebenso klar wie den amerikanischen Behörden, dass es völlig unmöglich war, die Bodenflächen unterhalb von Flugrouten zu sichern. Deswegen hatten die Abschuss-Teams auch die Möglichkeit, die bestmögliche Stelle für ihre finsteren Absichten zu wählen.
Samad lief es heiß und kalt über den Rücken, wenn er daran dachte. Die enorme Brillanz und Kühnheit des Dschihad am 11 . September 2001 würde jetzt, wie versprochen, auf den amerikanischen Boden zurückkehren, nur dieses Mal würde Allahs Zorn die Städte Los Angeles, San Diego, Phoenix, Tucson, El Paso und San Antonio treffen.
Sechs Flugzeuge. Sechs Flughäfen. Der sechste Juni.
Einige muslimische Mitstreiter zweifelten daran, doch Samad war überzeugt, dass die Zahl 666 den Koran verkörperte. Sie war Allah. Sie bedeutete nicht Satan oder die Zahl des aus dem Meer aufsteigenden Tiers aus der Apokalypse des Johannes, wie viele Christen behaupteten. 666 war die vollkommene Zahl.
Und vollkommen sollte auch diese Operation werden. Sie sollte perfekt getimt ausgeführt werden. Die Flugzeuge waren nach monatelangen Beobachtungen und Nachforschungen von Taliban- und Al-Kaida-Schlä fern ausgewählt worden, die in den Flughäfen und deren Umgebungen arbeiteten. Rahmani selbst hatte dann alles koordiniert. Dabei hatte er Hunderte von Stunden damit verbracht, aus dem Internet Dokumente und Unterlagen herunterzuladen, die für jeden mit einem Zugang zum Web frei und leicht zugänglich waren. Dazu gehörten vor allem die FAA -Pläne und -Grundrisse aller Flughäfen sowie die An- und Abflugrouten der Flugzeuge. Mehrere Computerfachleute hatten ihn unterstützt, indem sie dreidimensionale Modelle entwickelten, mit denen man alle sechs Anschläge simulieren und mehrere Abschusskoordinaten und -radien virtuell erproben konnte.
Mit diesen Daten und mit der Macht Allahs, die ihre Herzen und Geister beflügelte, würde das von ihnen geplante Zerstörungswerk vollkommen gelingen und an allen sechs Standorten zur gleichen Zeit erfolgen.
Das Ziel in Los Angeles war der Delta-Airlines-Flug 2965 , der am Sonntag, den 6 . Juni, um 17 . 40 Uhr abhe ben würde. Sein Ziel war der John-F.-Kennedy-Flugha fen in New York. Es würde eine Boeing 757 sein, ein zweistrahliges Verkehrsflugzeug mit einer Turbine pro Tragfläche. Es war ein Großraumflugzeug, das zuzüglich zum Piloten, Kopiloten und den Flugbegleitern 2 02 Pas sagiere aufnehmen konnte. Die Sonntagabendflüge waren im Allgemeinen ausgebucht, da viele Geschäftsleute und Touristen an die Ostküste zurückflogen, um dort am Montagmorgen wieder zur Arbeit zu gehen.
Am wichtigsten war bei allem gewesen, die Leistungsfähigkeit ihrer Waffen zu berücksichtigen. Sie vor allem bestimmte die Auswahl der Ziele und der Anschlagsorte. Das MKIII -Leitsystem war ein Infrarot-Dualband-Suchkopf, der nach dem »Fire and Forget«-Prinzip funktionierte. Die Rakete wurde abgefeuert, ohne dass der Schütze zielen musste. Die MKIII jagte jedoch nicht einfach nur selbstständig dem Zielobjekt nach. Sie war eine »Smart Missile«, die den kürzesten Weg suchte und dabei eine Geschwindigkeit von 600 m/sek erreichte. Sie war mit einem 1 , 42 Kilo schweren, hochenergetischen Splittersprengkopf ausgerüstet, der das Triebwerk des Flugzeugs zerfetzen würde, das relativ nah am Rumpf unterhalb der Tragflächen in einer sogenannten Triebwerksgondel hing. Darüber hinaus würde er die Hydraulikleitungen, das elektrische System, die Leitflächen und die Treibstofftanks beschädigen. Alle diese Schäden zusammen mussten zu einem katastrophalen Systemversagen und damit zum Absturz des Flugzeugs führen.
Im November 2003 wurde eine DHL A 300 in Bagdad beim Start von einer Rakete in eine Tragfläche getroffen. Da es keine weiteren Beschädigungen gab,
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