Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
sich selbstständig und rutschte von der Straße, während der Rest des Jets allmählich langsamer wurde, dabei aber immer noch zahlreiche Autos regelrecht zerdrückte und weiterhin eine dichte schwarze Rauchwolke hinter sich herzog.
Die Nachrichtenleute weinten jetzt vor laufender Kamera. Towers sagte etwas hilflos: »Da gibt es ganz bestimmt Überlebende. Einige Leute werden es schon schaffen.«
Moore strich sich mit den Fingern durch die Haare, holte dann sein Smartphone heraus und schickte Wazir eine SMS :
M USS SOFORT MIT IHNEN SPRECHEN. DRINGEND.
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Je mehr die Dinge sich ändern
DEA, Office of Diversion Control
San Diego, Kalifornien
M eyers hatte Moore und Towers ein Stück mitgenommen und dann am DEA -Büro abgesetzt. Auf einem Video, das ein Mädchen in der Handy-Wartezone in Los Angeles aufgenommen hatte, waren drei Terroristen neben einem Direc TV -Transporter zu sehen. Sie trugen Jeans und Flanellhemden wie Wanderarbeiter, hatten allerdings ihre Gesichter mit Sturmhauben vermummt. Gigi Rasmussen war eine 19 -jährige Studentin an der University of Southern California, deren Aufnahme zuerst den Start der zweiten Rakete, danach die Ermordung eines Zivilisten zeigte, der die Terroristen ange griffen hatte, und schließlich mit deren Abfahrt endete. Im ganzen Video hörte man ihre aufgeregten Kommentare und entsetzten Ausrufe. Gigi Rasmussen hatte das Video an CNN verkauft, aber die CIA untersagte dem Sender die Ausstrahlung aus Gründen der nationalen Sicherheit. Moore wusste jedoch, dass es über kurz oder lang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden würde. Das Raketenabschussgerät wurde als Anza iden tifiziert, die Rakete selbst war wahrscheinlich eine MKIII , derselbe Typ, den die Terroristen in San Diego benutzt hatten. Die CIA konnte jetzt gezielt nach illegalen Verkäufen dieser Waffen suchen. Selbst ein flüchtiger Blick auf die Spezifikationen dieser MANPADs lieferte Moore jedoch die wichtigsten Informationen: Die Waffen wurden in Pakistan hergestellt, und die MKIII -Raketen waren die chinesische Version der amerikanischen Stinger. Die Taliban in Waziristan hatten zweifellos Zugriff auf solche Waffen.
Moore untersuchte jedes Foto genau, das sie von Mullah Abdul Samad in ihren Unterlagen hatten. Dann schaute er sich dessen Augen in Großaufnahme an und verglich sie mit einem Festbild, das er sich aus dem Video herauskopiert hatte. Schließlich schlug er mit dem Handknöchel an den Bildschirm und forderte Towers auf, sich selbst ein Urteil zu bilden.
»Verdammt, das könnte er tatsächlich sein. Übrigens, sie fanden das Wrack des Transporters in einem Parkhaus an der 111 . Straße. Sie haben ihn dort in Brand gesetzt. Keine Waffen. Keine Zeugen. Und wissen Sie, warum? Weil sie alle umbrachten, die dort gearbeitet haben. Sie haben sie gefesselt und geknebelt und dann erstochen.«
Moore schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Merken Sie sich meine Worte! Wenn wir überhaupt noch DNA -Spuren finden, passen sie zu denen auf dem Fatimas- Hand-Anhänger. Samad hat das Team in L. A. angeführt. Darauf verwette ich meinen Kopf.«
Towers dachte kurz nach, dann nahm sein Gesicht einen seltsamen Ausdruck an. »Da ist noch etwas. Offen sichtlich mögen diese Drecksäcke Schokolade. Auf der Fußmatte haben sie eine Menge Einwickelpapier gefunden. Die Alufolie hat sogar das Feuer überstanden.«
»Vielleicht finden sich auf denen ein paar gute DNA -Spuren. Aber wissen Sie, was mir große Sorgen macht? Der Gedanke, wie viele Schläfer ihnen geholfen haben müssen …« Moore wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernsehgerät zu.
Kein einziges Flugzeug war mehr in der Luft. Überall waren Katastrophenhilfeteams auf dem Weg. In einem Umkreis von 160 Kilometer um die sechs großen Flughäfen, auf denen diese Anschläge ausgeführt worden waren, richtete man gerade Straßensperren und Kontrollpunkte ein. Samad und seine Männer hatten diese Maßnahmen jedoch zweifellos vorausgesehen. Waren sie entkommen, bevor diese Straßensperren errichtet wurden? Oder würden sie ein paar Tage oder sogar ein paar Wochen in der Umgebung der Anschlagsorte bleiben?
In der Zwischenzeit hielten alle Amerikaner kollektiv den Atem an und warteten voller Bangen darauf, was noch passieren könnte, welche chemischen, biologischen oder atomaren Attentate sie womöglich mit ähnlich grauenvollen Bildern konfrontieren würden wie jene, die gerade über ihre Fernsehschirme flimmerten. In New York hatten sich die Menschen
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