Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
wur de immer wieder nach dem letzten Prüfbericht zum Hei matschutzministerium befragt, in dem er festgestellt hatte, das Ministerium habe seine Aktivitäten dem Kongress nicht transparent genug gemacht. Die Volksvertreter könnten deshalb nicht wirklich beurteilen, ob die Behörde mit ihrem gewaltigen Jahresetat wirklich effizient und wirtschaftlich arbeite. Das GAO werde deshalb im Rahmen einer weiteren Untersuchung zu klären versuchen, wo die Versäumnisse und Fehler lägen. Moore hoffte nur, dass die Öffentlichkeit nicht auch ein Auge auf die CIA werfen könnte und dabei über Calexico und einen vom Juárez-Kartell betriebenen und von Terroristen benutzten Grenztunnel zu einem Mann gelangen würde, der den Auftrag bekommen hatte, dieses Kartell zu zerschlagen.
Überall in den USA wurde wieder die amerikanische Flagge gehisst. Plötzlich entdeckten alle ihren vorher verschwundenen Patriotismus wieder. Kongressabge ordnete, die wie nach dem 11 . September eine militärische Ant wort forderten, wurden von vielen Bürgern unterstützt, die überall im Land große Protestmärsche veranstalteten. Tausende versammelten sich auf dem Capitol Hill. Die Waffenkäufe verzehnfachten sich. Überall im Land wurden Moscheen demoliert und sogar Bombenanschläge wurden auf die Gotteshäuser verübt.
Am siebten Tag nach den Terrorangriffen traf dann endlich eine Siegesmeldung aus den pakistanischen Stammesgebieten ein: Laut Moores Kollegen dort hatte eine Hellfire-Rakete, die von einer Predator-Drohne der CIA abgefeuert worden war, Mullah Omar Rahmani getötet. Sein Tod war die erste gute Nachricht, die das amerikanische Volk nach den Attentaten erreichte. Die Jagd nach den Terroristen ging weiter, hatte bisher jedoch trotz unzähliger Überstunden und Unmassen von Spuren und Hinweisen zu keinerlei Erfolgen geführt.
Der Präsident hielt eine Pressekonferenz ab, auf der er bestätigte, dass der Hauptdrahtzieher der Anschläge getötet worden sei. Countrysänger brachten bereits die ersten Songs heraus, in denen sie die knallharte amerikanische Reaktion bejubelten.
Moore war jedoch trotz der Ausschaltung Rahmanis nicht nach Feiern zumute. Er hatte immer noch nichts von Wazir gehört. Das Schweigen des Alten machte ihm Sorgen und raubte ihm jede Freude an der sogenannten »guten Nachricht«. Er erklärte Slater und O’Hara, dass er selbst nach Pakistan reisen werde, um Rahmanis Leiche zu identifizieren. Das müsse er einfach tun. Gleichzeitig würde er versuchen, wieder Kontakt zu Wazir zu knüpfen. Er erinnerte seine Vorgesetzten auch daran, dass die Tötung Rahmanis es unmöglich gemacht haben kön nte, die anderen Terroristen zu finden. Obwohl Moore die Drohnenangriffe immer noch für unsinnig oder gar schädlich hielt, begriff er jetzt, weshalb seine Forderung nach Einstellung abgelehnt worden war. Das amerikanische Volk wollte Blut sehen, und die CIA stand unter dem ungeheuren Druck, diesen Rachedurst zu stillen, selbst wenn es mehr schadete als nutzte. Die Tage der Gladiatorenspiele im Kolosseum waren zurückgekehrt.
Moore flog nach Islamabad. Er dachte, er könne vielleicht zuerst in der Botschaft vorbeischauen und Leslie überraschen. Er hatte durch einen gemeinsamen Freund erfahren, dass sie von der Botschaft in Kabul wieder nach Islamabad versetzt worden war, wo sie sich einst kennengelernt hatten.
Er erwischte sie auf dem Parkplatz, als sie gerade zum Essen fahren wollte.
»O mein Gott« rief sie und schob ihre Brille auf die Nasenspitze, um ihn über den Rand anzuschauen. »Träume ich?«
»Nein, ich träume gerade.«
Sie boxte ihn gegen die Schulter. »Du Schuft. Aber du siehst gut aus. Wenn du sauber bist, machst du sogar etwas her. Ich mag die Frisur. Sie erinnert mich daran, dass wir unsere bilateralen Beziehungen auffrischen sollten.«
»Du meinst, ich sollte dich mit harten Tatsachen konfrontieren?«
»Das war aber ein bisschen frivol.«
»In deiner Gegenwart bin ich gerne frivol.«
Sie atmete einmal tief durch und wandte sich von ihm ab.
»Was ist los?«
»Was meinst du mit ›Was ist los?‹. Was hast du denn erwartet? Ich habe gekündigt. Ende der Woche kehre ich in die Staaten zurück.«
Er warf die Hände in die Luft, da er wusste, wie viel sie in ihre Karriere investiert hatte. »Warum?«
»Weil ich einfach die Nase voll habe. Ich dachte, die Rückversetzung nach Islamabad würde eine Rolle spielen machen, aber das war nicht der Fall. Das Einzige, was hier aufregend war und Spaß gemacht
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