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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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erscheinen«, sagte er und setzte seine Sonnenbrille wieder auf. »Aber manchmal ist es besser, wenn ich sie aufbehalte, nicht wahr?«
    »Das ist schon okay«, sagte sie. »Vielen Dank.«
    Jetzt drängten sie sich an den Menschentrauben vorbei, die an den Esstischen am Pool standen. Miguel flüsterte ihr zu: »Lass dich nicht von seinem Aussehen täuschen. Er sieht mehr mit seinem einen Auge als die meisten Leute mit zweien.«
    »Wie hat er es verloren?«
    »Als kleiner Junge. Eine traurige Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie dir einmal, aber heute trinken wir kostbaren Wein und amüsieren uns!«
    Am Pool standen vier Bars, deren Barkeeper Ströme von Wein und Champagner ausschenkten. Über dem Ganzen hatte man vor dem Hintergrund der blauen Gewässer des Nordpazifiks ein Spruchband aufgehängt, das sich jetzt wie gemalt von dem Dunkelorange des Abendhimmels abhob. Die Aufschrift des Spruchbands lautete: WILLKOMMEN ZUR BENEFIZVERANSTALTUNG ZUGUNSTEN DES JORGE-ROJAS-SCHULRE FORMPROJEKTS . Alle Gäste mussten 1000 Dollar spen den. Miguels Vater brachte auf diese Weise seine reichen Freunde zweimal jährlich dazu, ein bisschen Geld für eine gute Sache auszugeben. Die Stiftung seines Vaters konnte tatsächlich auf bedeutende Erfolge verweisen. Selbst die mexikanische Regierung konnte nicht so viel zur Verbesserung des Bildungswesens beitragen wie Jorge Rojas.
    »Miguel, Miguel«, erklang plötzlich hinter ihm eine vertraute Stimme. Eine eng zusammenstehende Gruppe von Gästen trat auseinander, um Mariana und Arturo González, Miguels Tante und Onkel, durchzulassen. Beide waren Ende vierzig und tadellos frisiert und gekleidet. Sie wirkten, als ob sie gleich auf einem roten Teppich in Hollywood flanieren wollten. Mariana war nach dem Tod ihres gemeinsamen Bruders das einzige Geschwister seines Vaters.
    »Schau an. Gut siehst du aus«, sagte seine Tante und zupfte ihn am Ärmel seines dunkelgrauen Anzugs.
    »Gefällt er dir? Mein Vater und ich haben in New York einen neuen Designer gefunden. Er ist extra hierhergeflogen, um für uns zu arbeiten.« Miguel würde Sonia nie erzählen, dass dieser Anzug mehr als 10 000 US -Dollar gekostet hatte. Tatsächlich war ihm der Reichtum seiner Familie manchmal peinlich. Er spielte ihn herunter, wann immer er konnte. Sonias Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann aus Madrid, ein Kas tilier, der seine eigene Fahrradfirma namens Castilia besaß, die an der Tour de France teil nehmenden Profimannschaften sonderangefertigte Renn räder lieferte. Trotzdem konnte sich der Wohlstand ihrer Familie in keiner Weise mit dem Reichtum seines Vaters verglei chen. Jorge Rojas war nicht nur einer der reichsten Män ner Mexikos, er war einer der reichsten Männer der Welt, was das Leben seines Sohnes so kompliziert wie unwirklich machte.
    »Also das ist die berühmte Sonia?«, fragte seine Tante.
    »Ja«, antwortete Miguel und strahlte vor Stolz. Wie es seine Tante wohl von ihm erwartet hatte, wurde sein Ton dann formeller: »Sonia, das ist meine Tante Mariana und mein Onkel, Señor Arturo González, der Gouverneur von Chihuahua.«
    Sonia war eine perfekte Dame und begrüßte sie auf überaus förmliche Weise. Ihr strahlendes Lächeln und das Diamantcollier, das ihren makellosen Hals umspielte, zogen auch seinen Onkel in den Bann. Während ihr Miguel beim Sprechen zusah, achtete er nicht mehr auf ihre Worte, sondern beobachtete nur noch ihre Bewegungen und Reaktionen, die Freude und das Lächeln auf ihrem Gesicht und das berauschende Leuchten in ihren Augen.
    Miguels Vater hatte sie miteinander bekannt gemacht, nachdem er sie auf einem Treffen mit einigen Geschäftsfreunden kennengelernt hatte. Dass sie Kastilierin war, hatte seinen Vater schwer beeindruckt. Miguel war wenigstens anfänglich mehr von ihrem großartigen Hintern und ihrem ausladenden Vorbau fasziniert gewesen. Später erfuhr er, dass sie an der Universidad Complutense in Madrid, der zweitgrößten europäischen Universität, studiert hatte. Außerdem lernte er bald, dass hinter all dieser Schönheit ein waches Gehirn steckte. »Du solltest mich nicht vorschnell beurteilen«, hatte sie ihn ermahnt. »Ich bin zwar nicht auf eine sündteure Privatschule gegan gen, aber ich habe meinen Abschluss magna cum laude gemacht.«
    In dem Sommer nach ihrem Examen reiste sie nach New York, Miami und Los Angeles, Städte, in denen sie noch nie gewesen war. Sie interessierte sich besonders für Mode und die Filmindustrie. Sie hatte einen

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