Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
danach nie mehr dasselbe, und nichts fiel mir schwerer, als den Stolz meines Vaters zu wecken.«
»Ich bin mir sicher, dass Ihnen das schließlich doch noch gelungen ist.«
Der Alte lächelte. »Da müssen Sie meinen Vater fragen.«
»Lebt er denn noch?«
Wazir nickte. »Er lebt eine Autostunde von hier. Er muss der älteste Mann in seinem Dorf sein.«
»Nun, bestimmt ist er jetzt stolz auf Sie. Ich war kein sehr guter Sohn. Als ich schließlich merkte, was für ein Narr ich gewesen bin, war es zu spät. Mein Vater starb an Krebs.«
»Das tut mir leid. Dabei wollten wir doch nur gute Söhne sein, stimmt’s?«
»So einfach ist das nie.«
Moores Augen begannen zu brennen. Er wusste, dass der Alte weiter in ihn dringen würde. Und das tat er dann auch.
»Das Schwerste?«
Moore schaute zu Boden. »Es tut mir leid. Das geht mir jetzt zu nahe.«
Der Alte saß da, ohne ein Wort zu sagen, und nippte an seinem Tee. Das Schweigen eroberte den Raum, während Moore sich zwang, an nichts zu denken. Dann schaute er auf. »Ich nehme an, dass Sie mir nicht helfen werden, wenn ich es Ihnen nicht erzähle.«
»Wenn Sie es mir zu schnell erzählt hätten, hätte ich Ihnen nicht geglaubt. Ich verstehe, dass Ihr Schmerz so groß ist, dass Sie nicht darüber reden können. Ich kenne diesen Schmerz. Und ich werde Ihnen helfen. Ich muss Ihnen helfen.«
»Ich … ich habe einst eine Entscheidung getroffen, von der ich bis zum heutigen Tag nicht weiß, ob sie richtig war. Jedes Mal, wenn ich daran denke, habe ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen.«
Wazir zwinkerte ihm zu. »Diesen Zwang sollten Sie besser überwinden. Immerhin haben Sie gerade von meinem besten Quorma gegessen!«
Moore musste grinsen.
»Und jetzt zu den beiden Männern auf diesem Foto. Ich werde herausfinden, wer sie sind, aber ich halte sie für relativ unwichtig. Den Männern, die ihnen die Befehle geben, müssen Sie das Handwerk legen!«
»Haben Sie irgendwelche Namen für uns?«
»Sie haben doch mein Büro gesehen. Ich habe mehr als das.« Wazir führte sie zurück zu seinen Computern. Dort zeigte er Moore die Fotos zweier Männer, die er Mullah Abdul Samad und Mullah Omar Rahmani nannte. Samad war der jüngere der beiden, etwa in seinen Vierzigern, während Rahmani bereits auf die sechzig zuging.
»Sind diese Typen wirklich Taliban-Führer? Ich … ich kann nicht glauben, dass ich noch nichts von ihnen gehört habe.«
Wazir grinste. »Sie wollen nicht, dass Sie wissen, wer sie sind. Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Es gibt zwei Sorten von Taliban-Größen. Die einen zeigen sich in der Öffentlichkeit, das sind die, die Sie kennen. Und dann gibt es noch eine besondere Gruppe, die möglichst im Dunkeln bleiben möchte. Rahmani ist deren Anführer und Samad ist seine ›Faust‹, sein Vollstrecker. Sie sind für die Ermordung Ihrer Freunde und des Offiziers, der Ihnen helfen wollte, verantwortlich.«
Moore warf Rana einen vorwurfsvollen Blick zu. Er hatte dem Alten offensichtlich viel mehr erzählt, als er sollte. Rana zuckte die Achseln. »Ich musste ihm die Hin tergründe mitteilen, sonst hätte er uns nicht geholfen.«
Moore verzog das Gesicht. »Okay.« Er wandte sich wieder Wazir zu. »Dieser Mann wird vermisst.« Er reichte ihm ein Foto von Agent Gallagher mit seinem langen, metallisch grauen Haar und zottligen Bart. Gallaghers Eltern waren von Syrien in die Vereinigten Staaten ausgewandert, wo er das Licht der Welt erblickte. Sein wirklicher Name war Bashir Wassouf, aber bereits als Teenager hatte er ihn offiziell in Bobby Gallagher ändern lassen. Er hatte Moore häufig von der Diskriminierung erzählt, der er als junger, arabischstämmiger Einwanderer in Nordkalifornien erdulden musste.
»Lassen Sie mir eine Kopie dieses Fotos da«, sagte Wazir.
»Danke. Wissen Sie etwas über diesen anderen Mann, diesen Latino?«
»Er ist Mexikaner. Die kaufen in letzter Zeit weit mehr Opium als früher. Sie waren eigentlich nie sehr gute Kunden, aber in den letzten Jahren sind ihre Geschäfte um das Zehnfache gewachsen. Wie Sie bereits herausgefunden haben, hilft ihnen unsere Armee, ihre Ware durch ganz Pakistan und dann ins Ausland, nach Mexiko und in die Vereinigten Staaten zu befördern …«
»Wissen Sie, wer die Männer sind, die das im Augenblick erledigen?«
»Ich denke schon.«
»Wazir, ich möchte Ihnen für den Tee, den Eintopf … für alles danken. Ich bin Ihnen ehrlich dankbar.«
»Das weiß ich. Und wenn Sie bereit sind,
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