Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Studiums in der Baseballmannschaft der Univer sität von Südkalifornien gespielt hatte. Er war sogar ein paar Jahre Triathlet gewesen, bis er sich am Knie verletzt hatte. Er war immer noch ausgezeichnet in Form. Mit seinen 1 , 88 Meter war er eine imposante Erscheinung, ganz im Gegenteil zu Miguel, der nur 1 , 78 Meter groß war und wohl auch nicht mehr weiterwachsen würde.
Während Jorge sich sonst oft einen Dreitagebart stehen ließ, den er dann jedoch durch die Behauptung wegerklärte, er sei zu beschäftigt gewesen, um sich zu rasieren (manche fragten sich verwundert, wie einer der reichsten Männer der Welt dazu keine Zeit haben konnte), war er an diesem Abend perfekt rasiert. Sein markantes Kinn, das einem Filmstar alle Ehre gemacht hätte, kam dadurch umso mehr zur Geltung. Er grinste und winkte der Menge zu, als er sich mit schnellen, elastischen Schritten zum Rednerpult begab, wo er erst einmal Arturo herzlich umarmte.
Dann trat er einen Schritt zurück und tat so, als ob er seinem Schwager den Hals umdrehen wollte, was zu einem noch größeren Gelächter des Publikums führte. Er ließ Arturo wieder los und ging ans Mikrofon:
»Ich hatte ihn gebeten, niemals von meinem Gejammere über unsere Hausaufgaben zu erzählen, aber es stimmt, meine Damen und Herren, es stimmt. Ich nehme an, dass mich die Schule schon immer tief bewegt hat – auf die eine oder andere Weise.«
Miguel schielte zu Sonia hinüber, die von seinem Vater absolut hingerissen schien. Jorge übte diese Wirkung auf alle Menschen aus. Wenngleich es Miguel manchmal eifersüchtig machte, hätte er jetzt auf seinen Vater nicht stolzer sein können.
In den nächsten 15 Minuten ließ dieser alles Revue passieren, was die Stiftung für das mexikanische Bildungswesen geleistet hatte. Sie hatte neue Schulen errichtet, Klassenzimmer mit der neuesten Technologie ausgestattet und die besten Lehrer angestellt, die in Mexiko und den Nachbarländern zu bekommen waren. Jorge konnte diese Erfolge auch durch Statistiken und Testergebnisse untermauern. Aber das überzeugendste Argument kam dann von den Schülern selbst.
Jorge trat etwas beiseite, während sich eine ganze vierte Klasse hinter dem Lesepult aufstellte. Drei Schüler, zwei Jungen und ein Mädchen, erzählten danach auf beeindruckende Weise von den Verbesserungen in ihrer Schule. Es waren die goldigsten Kinder, die Miguel jemals gesehen hatte. Zweifellos rührten sie das Herz aller Anwesenden – und öffneten deren Geldbeutel.
Als sie fertig waren, forderte Jorge tatsächlich alle auf, vor dem Heimgehen einen Scheck für die Stiftung auszuschreiben. Er deutete auf die Schüler. »Wir müssen in unsere Zukunft investieren«, rief er aus. »Und das gilt auch für heute Abend. Und jetzt genießen Sie Ihr Essen! Und noch einmal vielen Dank!«
Als er hinter dem Rednerpult hervortrat, kam seine Freundin Alexsi auf ihn zu, eine atemberaubende Blondine, die zuvor in der Bar neben ihm gesessen hatte. Er hatte sie auf einer Geschäftsreise nach Usbekistan kennengelernt. Allen war klar, warum er sich seitdem so zu ihr hingezogen fühlte. Ihre Augen waren so strahlend grün wie die Gulas, des afghanischen Mädchens, das es auf den Umschlag des National Geographic- Magazins geschafft hatte. Ihr Vater war vom Präsidenten seines Heimatlandes zu einem Mitglied des dortigen obersten Gerichts ernannt worden. Sie selbst war Anwältin und sah keinen Tag älter als dreißig aus. Miguel wusste, dass sein Vater keine Frau an seiner Seite ertragen hätte, mit der er kein intelligentes Gespräch führen konnte. Sie sprach ziemlich gut Englisch, Spanisch und Russisch und interessierte sich für alles, was in der Welt vorging. Am erstaunlichsten war jedoch, dass sein Vater inzwischen länger mit ihr zusammen war als mit irgendeiner anderen Freundin zuvor. Inzwischen waren sie schon fast ein Jahr liiert.
Miguel hatte sich bereits gefragt, warum am linken Rand der Terrasse so viele leere Stühle standen. Jetzt stellte sich heraus, dass sie für ein Live-Orchester bestimmt waren, das als Erstes einen raffinierten Bossa nova von Antônio Carlos Jobim zum Besten gab.
Jorge zog Alexsi einen Stuhl an den Familientisch. Sie nahm Platz und schenkte der Runde ein bezauberndes Lächeln.
»Nun, ich sehe, dass unsere Weltreisenden wieder aus Spanien zurück sind!«, sagte Rojas und strahlte Sonia an. »Ich freue mich besonders, Sie wiederzusehen, Señorita Batista.«
»Ganz meinerseits, Señor. Danke für Ihren
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