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Gegen alle Zeit

Gegen alle Zeit

Titel: Gegen alle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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Blueskin.
    »Ein Dummkopf!« Blueskin zuckte mit den Schultern und grinste. »Wir müssen weiter.« Er wandte sich nach rechts und wollte durch die erste der beiden Türen, doch die beiden Männer hielten ihn zurück.
    »Da lang!«, riefen sie im Chor und deuteten nach links.
    »Habt ihr zufällig eine Kerze für uns?«, fragte Henry, bevor er Blueskin durch die hintere Tür folgte. »Sonst bekommt der gute Quilt Arnold nie seinen Wein.«
    »Kann sein«, sagte der Dicke, holte einen Kerzenstummel aus der Schublade im Tisch und zündete sie an. Bevor er Henry die Kerze reichte, fragte er leise: »Kann man dem da trauen?« Sein Kopfnicken ging in Blueskins Richtung.
    »Besser nicht«, meinte Henry, »außer man ist ein Dummkopf.«
    »Seh ich genauso«, knurrte der Dicke, steckte den Degen in die Scheide und gab ihm die Kerze. »Hab nichts Gutes über ihn gehört.«
    Henry nickte zum Abschied und verschwand durch die Tür.
    »Das mit dem Dummkopf hab ich gehört«, wurde er von Blueskin empfangen.
    »Umso besser«, antwortete Henry.
    Blueskin wollte ihm die Kerze abnehmen, doch Henry hielt sie fest umklammert, als hinge sein Leben daran. Blueskin lachte, zuckte mit den Schultern und stapfte davon. Henry folgte ihm schweigend durch den Raum und anschließend einen Gang entlang, der sich mehrmals gabelte. Schließlich bog der Gang nach links ab, Blueskin verschwand aus Henrys Blickfeld, und als Henry an der Biegung angekommen war, war von ihm nichts mehr zu sehen. Blueskin hatte sich in Luft aufgelöst.
    »Verflucht!«, murmelte Henry und leuchtete mit der Kerze die Wände ab. Nirgendwo befand sich eine Tür oder Öffnung, auch im Boden und an der Decke war nichts zu entdecken. Henry folgte weiter dem Gang und landete nach wenigen Schritten in einer Sackgasse. »Scheiße!«, entfuhr es ihm, und er drehte sich panisch im Kreis. »Blueskin, wo bist du?«, rief er und war sich zugleich sicher, in eine Falle getappt zu sein. Gleich würde Jonathan Wild oder einer seiner Handlanger auftauchen und ihn gefangen nehmen.
    Doch nichts geschah. Niemand erschien. Kein Ton war zu hören. Henry wartete einige Minuten und ging dann zurück zu der Stelle, an der Blueskin so plötzlich verschwunden war. Er nahm die Wände erneut in Augenschein und tastete die Mauern ab, ohne zu wissen, wonach er eigentlich suchte. Nichts. Gar nichts. Die Angst kroch ihm wie ein Kälteschauer über den Rücken und packte ihn an der Gurgel, sodass er kaum noch Luft bekam. Sein Herz raste, der Atem ging flach, er hyperventilierte und fühlte sich, als müsste er jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Was hatte das alles zu bedeuten?
    Schließlich hielt er das Warten und die bange Ungewissheit nicht mehr aus und ging den Weg zurück, den er vorhin mit Blueskin gegangen war. Zurück zu dem Dicken mit dem Vollbart und dem Schmalen mit der Hakennase. Und hoffentlich vorbei an deren Messer und Degen. Bloß raus aus Wilds Haus.
    »Wo willst du denn hin?«, hörte er plötzlich Blueskins Stimme hinter sich.
    Als Henry sich umwandte und das Grinsen in Blueskins Gesicht sah, wusste er, dass er ihn auf die Probe gestellt hatte. Um zu sehen, ob Henry der Spitzel war, für den Blueskin ihn anscheinend immer noch hielt. Und Henry war froh, nicht zufällig die Geheimtür entdeckt zu haben, durch die Blueskin offensichtlich verschwunden war. Denn das hätte vermutlich seinen Tod bedeutet.
    »Was soll der Scheiß?«, fauchte Henry, um seine Erleichterung zu kaschieren.
    »Komm!«, befahl Blueskin, schob einen Stein in der Mauer zur Seite und drückte gegen die Mauer, die sich plötzlich auftat und einen kleinen Spalt freigab. Henry kam sich vor wie in einem billigen Gruselfilm und konnte ein hysterisches Kichern nicht unterdrücken.
    »Schnauze!«, knurrte Blueskin. »Jetzt wird’s ernst.«
    Henry hatte Mühe, das Kichern herunterzuschlucken, folgte Blueskin durch den Spalt und landete in einem schmalen Treppenhaus, das in ein weiteres Kellergeschoss führte. Erstaunt registrierte Henry, dass sich dieser Teil des Kellers merklich von demjenigen unterschied, den sie auf der anderen Seite der Geheimtür durchschritten hatten. Während dort die Wände aus Stein gemauert und die Räume schmucklos und so gut wie leer waren, waren hier viele Wände aus Holz gezimmert, mit dicken Bohlen und Stützbalken, die scheinbar sinnlos durch die Räume irrten, und die Gänge und Kammern waren mit allerlei Gerümpel und Gerätschaften vollgestellt. Er kam sich vor wie hinter der Bühne eines

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