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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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einen kurzen Moment befiel mich die Vorstellung, es
gäbe große öffentliche Partien mit Profispielern, die gegeneinander antraten,
Interviews gaben und vor ihren Fans beschützt werden mussten. Marcel Blumberg
im Hintergrundgespräch mit Tipps und Tricks für Neueinsteiger. Eine Dominanz -Bundesliga mit
Fernsehberichterstattung und die Intrige der Woche, gekürt durch Expertenwahl.

    Ich schüttelte den Gedanken ab und fragte mich, ob Größenfantasien
eigentlich ansteckend waren. Vielleicht hatte ich ja morgen Gelegenheit, Dr.
Klein danach zu fragen.

    Â»Hältst du ihn für verdächtig?«, fragte Nina.

    Â»Ich würde nicht ausschließen, dass er einen Mord begehen
könnte. Wenn wir mal einen toten Lektor oder Verleger finden, dann erinnern wir
uns an ihn.«

    Â»Das sehe ich auch so. Für einen Mord an Tobias hatte er
kein Motiv. Beide verstanden sich gut, haben sich an die Abmachungen gehalten
und ihre Truppen weit voneinander wegbewegt. Sie hatten so wenig
Berührungspunkte, wie man sie als benachbarte Spieler nur haben kann.«

    Damit war Marcel Blumberg denkbar unauffällig. Seine
windigen Zukunftspläne und sein Archiv alter E-Mails waren zwar bemerkenswert,
für unsere Ermittlungen aber unbedeutend. Und damit wies auch weiterhin alles
auf Grams als Täter.

    Draußen empfing uns dicker Nebel, der sich im Laufe unseres
Besuchs zusammengebraut hatte. Wenn man dem Wetter auch vieles vorwerfen
konnte, so doch nicht fehlende Abwechslung.

    Â»Komm, wir fahren ins Präsidium, dann bringe ich dich
nach Hause«, sagte ich und wir machten uns auf den Weg zum Auto.

    Â 
    Der Tag war lang gewesen, voller Befragungen und
verwirrender Erkenntnisse. Auf meinem Weg allein nach Hause zerflossen meine
Gedanken in alle Richtungen und luden die über den Tag aufgebaute Müdigkeit
ein, ihren Platz einzunehmen. Die geringe Aufmerksamkeit, die ich der Straße
schenkte, ging Hand in Hand mit der eingeschränkten Sicht, die ich bestenfalls
auf fünfzig Meter schätzte. Ohne genau zu wissen, wo ich war, sah ich plötzlich
ein Auto vor mir. Der Fahrer gab ein niedrigeres Tempo vor als ich selbst
angeschlagen hätte, aber ich reihte mich dankbar hinter ihm ein. Ich wählte den
Abstand so, dass ich ihn noch gut sehen konnte, ohne dass er sich bedrängt
fühlte.

    Arglos rollten wir in unserer kleinen Kolonne durch den
niederrheinischen Nebel, als plötzlich ein roter Sportwagen aus dem weißen
Mantel aus kondensierter Luft stach. Ich hörte ihn, bevor ich ihn sah, er
schoss heran, mindestens doppelt so schnell wie wir und damit in einer
Geschwindigkeit, die schon an normalen Tagen mörderisch gewesen wäre.

    Er zischte an uns vorbei, wirbelte den Nebel auf und war
Sekunden später verschwunden. Es war ein Wunder, dass der Fahrer überhaupt die
Straße sehen konnte.

    Einen Augenblick später entpuppte sich das Röhren, das
ich für das Echo des roten Sportwagens gehalten hatte, als das näher kommende
Dröhnen eines weiteren Rasers. Im Rückspiegel sah ich, wie der Nebel heller
wurde, und im nächsten Moment tauchte ein orangefarbener Sportwagen zwischen
den Nebelschwaden auf. Er brauchte nicht auf die Gegenfahrbahn zu wechseln,
denn er befand sich schon dort, offenbar in der Absicht, ebenso wie sein
Vorgänger im Tiefflug an uns vorbeizuzischen.

    Das Unheil kündigte sich in Gestalt eines diffus heller
werdenden Flecks vor uns an. Weder meine Scheinwerfer noch die meines
Führungsfahrzeugs konnten diese Lichterscheinung verursachen. Vernünftig wäre
es gewesen, wenn der Fahrer im orangefarbenen Auto nun abgebremst und sich
hinter mir eingereiht hätte. Zumindest wenn er auch den nächsten Tag noch
erleben wollte. Stattdessen gab er Gas.

    Die Beschleunigung war imposant und drückte das tiefergelegte
Fahrzeug so weit auf die Fahrbahn, dass ich jeden Moment mit Funkenschlag von
der Karosserie rechnete. Doch der blieb aus. Der Flitzer sprang vorwärts, als
wäre es kein Fahrzeug auf Rädern, sondern ein Tiger auf der Jagd. In weniger
als einer Sekunde zog er an mir vorbei. Ich verlangsamte meine Fahrt, um uns
nicht alle zu gefährden und ihm Platz zum Einscheren zu machen.

    Das Licht, das sich uns durch den Nebel näherte, war
breiter, höher und heller, als es ein normaler Pkw hätte ausstrahlen können. Der
Schleier zerriss und der ein Lkw brach aus der grauen Wand hervor, viel zu

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