Gegen jede Regel
Versandhandel,
sonst hätte ich mich über die rege Nachfrage freuen können. Ich ging, so wie
ich war, wieder ins Schlafzimmer. Nina war am Telefon.
»Ich habe gehört, was dir passiert ist«, sagte sie. »Warum
hast du mich nicht angerufen?«
»Das wollte ich gleich tun. Direkt nach der Dusche.«
»Oh. Du stehst unter der Dusche?«
»Nein, ich bin am Telefon.«
»Geht es dir gut?«, fragte sie. In Ninas Stimme schwang
echte Sorge mit.
»Ich denke schon. Mir ist nichts passiert, nur ein paar
Kratzer.«
»Das wird sich zeigen.«
»Ich kann dir gerne alles ausführlich erzählen«, sagte
ich. Dann berichtete ich ihr, warum ich sie hatte anrufen wollen.
»Das gibt es nicht!«, rief Nina.
»Pack dir ein paar Sachen ein, wir bleiben vielleicht
länger in Münster.«
»In Ordnung. Ich brauche eine Viertelstunde.«
»Du musst dich nicht beeilen. Ich werde duschen, dann komme
ich zu dir. Kann also noch eine halbe Stunde dauern.«
»Gut«, sagte sie, verabschiedete sich aber nicht. SchlieÃlich
fügte sie hinzu: »Ich bin froh, dass du so glimpflich davongekommen bist, Markus.«
Ich sagte einfach: »Danke.« Ich wollte mit Nina keine Sprüche
klopfen.
Ich erreichte das Bad, ohne von weiteren Zwischenfällen
oder Telefonanrufen aufgehalten zu werden. Ich duschte heià und kurz und
überlegte, was in Münster alles auf uns zukommen würde. Wie geschickt Kollege
Seybold die weiteren Ermittlungen anpacken würde. Und wie kooperativ er wohl
war.
Nach dem Duschen, mitten im Anziehen, läutete das Telefon
ein weiteres Mal. Ich war wirklich ein gefragter Mann.
Der Anrufer hatte seine Nummer unterdrückt. Ich meldete
mich: »J. J.âs Baumarkt.«
Die Pause am anderen Ende dauerte so lange, dass ich
schon auflegen wollte. Dann gab sich der Anrufer doch noch zu erkennen. »Guten
Morgen, mein Name ist Paul Rauschert von der Westdeutschen Zeitung. Spreche ich mit Kriminalkommissar Markus
Wegener?«
Ich ahnte Schlimmes, blieb äuÃerlich aber ganz ruhig. Eine
besonnene Reaktion konnte mir viel Ãrger ersparen. »Ja, das ist richtig.«
»Herr Wegener, ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen zu
den gestrigen Ereignissen stellen. Wie haben Sie es geschafft, den Serienmörder
zu verhaften?«
Ich versuchte gar nicht erst zu verstehen, wie dieser Reporter
das herausgefunden hatte. Für mich galt nur, Zeit zu gewinnen, bis ich auf dem
Weg nach Münster war. Ich fragte, so unschuldig ich konnte: »Der Serienmörder
ist verhaftet? Das ist ja toll.«
Ich fand es auf eine ganz besondere Art beruhigend, wie
einfach es war, den anderen Mann zu verunsichern. »Ãhm, ja. Sie haben ihn doch
verhaftet.«
»Ich? Oh, da sind Sie aber falsch informiert«, sagte ich
im Brustton der Ãberzeugung.
»Ja ⦠wer hat ihn denn dann verhaftet?«, erwiderte der
Reporter unsicher.
»Das fragen Sie mich? Ich wusste ja bis gerade nicht einmal,
dass er überhaupt gefasst wurde.«
»Ja ⦠Nun ⦠Dann entschuldigen Sie die Störung.«
»Kein Problem. Einen schönen Tag noch.«
Der Reporter legte auf. Er war eben nicht von der BILD-Zeitung.
Ich bemerkte, dass es mir sogar Spaà gemacht hatte, ihn hereinzulegen,
verdrängte aber den Gedanken, dass ich vielleicht auch ein guter Dominanz -Spieler sein könnte.
Jetzt musste ich mich beeilen, bevor tatsächlich die BILD-Zeitung
anrief oder gar vor meiner Tür stand.
Â
Zwei Reporter und ein Fotograf warteten an der Einfahrt
meines Hauses. Ich hielt gezwungenermaÃen an, weil sie mir den Weg versperrten.
Ich erklärte freundlich, aber bestimmt, dass ich nichts von der Verhaftung wüsste
und auf dem Weg zu meinem Wochenendeinkauf sei. Ich fügte hinzu, dass ich an
einem ganz anderen Fall arbeitete. Was sogar der Wahrheit entsprach.
SchlieÃlich gaben sie den Weg frei und ich fuhr zu Nina.
Sie lachte, als ich ihr davon erzählte. »Vielleicht wärst du auch ein guter
Spieler.«
»Mach keine SpäÃe mit mir, ich hasse es zu lügen.«
»So wie Michael Brodbeck.«
Ich antwortete nicht, aber an ihrem Argument war natürlich
etwas dran. Wir schwiegen eine Weile, und als die Autobahn sich so grau wie der
Himmel unter uns abzuspulen begann, erzählte ich Nina von meinem Autounfall.
Von der Verfolgungsjagd. Von der SchieÃerei.
Von einem
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