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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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denn dann seine Gitarre?«

    Â»Nun, ich nehme an … Ich glaube …«

    Â»Ihr Sohn hat komponiert. Songs für die Band.«

    Â»Ich …«

    Â»Kennen Sie die Namen der anderen Schüler?«

    Â»Nein, aber …«

    Â»Hatte Tobias schon einmal Besuch? Von Freunden? Oder Lehrern?«

    Kerstin Maier war verwirrt. »Nein, wenn er zu Hause war,
saß er immer vor dem Computer in seinem Zimmer.«

    Â»Meistens, um zu komponieren.«

    Â»Er hatte immer Kopfhörer auf, aber ich dachte, er spielt
diese furchtbaren Spiele …«

    Stattdessen hatte er furchtbare Musik komponiert.

    Â»Er hatte gar keinen Besuch?«

    Â»Nein, nie.«

    Â»Hat Ihnen das keine Sorgen gemacht?«

    Â»Nein, er blieb meist länger in der Schule, ich nehme an,
er ging danach zu Freunden und hatte seine Kontakte.«

    Diese Frau war ein Phänomen, so wie die anderen Familienmitglieder
auch. »Aber sie wissen nicht, was er gemacht hat?«

    Â»Ich … Nein.«

    Â»Er erzählte nie, dass er mit der Band geprobt oder einen
neuen Song eingespielt hat?«

    Tobias’ Mutter schüttelte den Kopf.

    Â»Frau Maier, ich möchte Ihnen ein paar Namen nennen und
Sie sagen mir bitte, ob Sie die Namen kennen.«

    Kerstin Maier nickte und Nina begann. »Natalie Pflug, Jan
Rosenfelder, Heike Sperling, Jessica Kühnlein.«

    Tobias’ Mutter schaute uns ratlos an. Zwar hatten wir
schon nach der ersten Befragung geahnt, dass die Eltern zu ihrem Sohn nicht die
engste Beziehung hatten, aber jetzt war sogar ich sprachlos.

    Nina fügte noch zwei Namen hinzu: »Veen?«

    Â»Ja, warten Sie, das ist doch … Ich … Nein, ich weiß
es nicht.«

    Dann sagte Nina: »Kling.«

    Kerstin Maier presste die Lippen aufeinander. Ein Ausdruck
von Abscheu trat in ihr Gesicht und durchbrach die Trauer. »Ja.«

    Nina horchte auf. »Sie kennen diesen Namen?«

    Â»Leah Kling ist meine Schwester. Meine Halbschwester, um
genau zu sein«, sagte Kerstin Maier mit eiskalter, schneidender Stimme. Sie
zeigte eine neue Seite von sich, die so plötzlich und unerwartet aus dem Meer
der Trauer aufgetaucht war, dass ich fröstelte.

    Nina nannte ihr die Krefelder Adresse. Frau Maier nickte.
»Dort wohnt sie.« Ihre Augen wurden zu Schlitzen, als sie fragte: »Was hat die
denn mit meinem Sohn zu tun?«

    Â»Das wissen wir noch nicht genau«, sagte Nina ausweichend.
»Sie sind nicht gut zu sprechen auf ihre Halbschwester?«

    Â»Nein.« In diesem einen Wort verdichtete Kerstin Maier so
viel Geringschätzung, dass es wie ein Schlag in die Magengrube war.

    Â»Warum nicht?«

    Kerstin Maier schnaubte. »Diese Person ist unmöglich.
Einfach unmöglich.«

    Ich überlegte, wie viele Menschen ich kannte, die von ihrer
Schwester als ›diese Person‹ sprachen. Die Liste war in jedem Fall sehr kurz.

    Â»Was bedeutet das genau, ›sie ist unmöglich‹?«

    Â»Sie ist ein Flittchen. Sie interessiert sich nur für
Geld. Sie ist Immobilienmaklerin.«

    Ich fragte lieber nicht nach den Zusammenhängen in dieser
Aussage.

    Â»Sie ist Maklerin?«, fragte Nina vorsichtig.

    Â»Sie ist ein Flittchen«, bekräftigte Kerstin Maier nun.

    Nina fragte: »Wie meinen Sie das?«

    Â»Sie geht einfach mit jedem Mann ins Bett. Hat es schon
immer getan. Wird es immer tun.«

    Mir fielen die Shoppingtouren ein, die Tobias’ Mutter unternahm,
und ihr Fitnesstrainer. Woher rührte der Zorn auf ihre Schwester? Vielleicht
lag sogar eine Spur Neid darin, Neid auf die Anzahl der Bettgefährten oder auf
die Menge des Geldes, das ihre Schwester selbst verdiente und für das sie
keinen reichen Mann benötigte.

    Â»Sie ist nicht verheiratet?«

    Â»Nein. Meine Schwester ist nicht in der Lage, eine langfristige
Beziehung zu führen.«

    Ich war sehr neugierig auf Leah Kling. Die Heftigkeit,
mit der Kerstin Maier allein auf den Namen reagierte, konnte bedeuten, dass
diese Beziehung für die Familie nicht unwichtig war.

    Â»Und was hat diese Frau nun mit meinem Sohn zu tun? Wie
kommen Sie überhaupt auf diesen Namen?«

    Â»Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir auch Verwandte des
Opfers befragen«, lenkte Nina ab. »Tobias gibt uns noch einige Rätsel auf.
Hatten Sie denn öfter Kontakt zu Ihrer Schwester?«

    Â»Oh, vielleicht zweimal im Jahr. Zu den üblichen

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