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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Familienfeiern.«

    Â»Weihnachten? Geburtstag?«

    Â»Ja.«

    Â»Wie groß war dieser Kreis?«

    Â»Niemand sonst. Mein Mann hat keine Geschwister und meine
Schwester keine Kinder. Unsere Eltern sind schon vor ein paar Jahren gestorben.«

    Das waren doch noch interessante Informationen und ich
nahm mein Notizbuch, um sie festzuhalten.

    Â»Wie kam Ihre Schwester mit Tobias aus?«

    Â»Ich weiß nicht. Meine Schwester hat sich immer hauptsächlich
mit meinem Mann unterhalten. Ich weiß, dass Tobias ihr wohl einmal ein paar
Musik-CDs geliehen hat.«

    Frau Maier vermied es standhaft, den Namen auszusprechen,
als könnten die Worte in ihrem Mund ernsthaften Schaden anrichten.

    Â»Hatten die beiden denn denselben Musikgeschmack?«

    Â»Das weiß ich nicht.«

    Ich kannte außer Nina keine Frau, die sich für Heavy Metal
interessiert hätte. Zumindest keine ohne schwarze Kleidung. Aber die kreative
Aura des Genies konnte sicher auch unabhängig von der Musikrichtung anziehend
wirken.

    Â»Weiß Ihre Schwester schon von Tobias’ Tod?«

    Â»Ich habe sie gestern Mittag angerufen.«

    Und trotzdem saß Kerstin Maier allein vor ihrem unberührten
Frühstück. Wo wäre ich, wenn der Sohn meiner Schwester ermordet worden wäre?
Wahrscheinlich war Leah Kling sehr beschäftigt und es gab eine Menge Häuser zu
verkaufen in Krefeld, dachte ich. Vermutlich war Frau Maiers Freundin auch nur
zum Einkaufen und Plaudern beim Mittagessen verfügbar und der Fitnesstrainer
nur für ein bestimmtes Spektrum körperlicher Aktivitäten.

    Es war nur noch eine rhetorische Frage, als Nina sagte: »Ist
Ihnen noch jemand eingefallen, mit dem Tobias Streit hatte? Oder andere
Konflikte?«

    Kerstin Maier schüttelte den Kopf und verschloss den bitteren
Zorn über ihre Schwester wieder tief in ihrem Innern. Sie wirkte verloren. Ich
war mir nicht sicher, ob es Trauer oder Selbstmitleid war, aber die Welt von
Frau Maier lag in Scherben. Und sie hatte niemanden, der ihr helfen würde, sie
wieder zusammenzusetzen.

    Â»Wir melden uns bei Ihnen, wenn wir Fortschritte in den
Ermittlungen machen«, sagte Nina.

    Ich streckte Kerstin Maier die Hand zum Abschied hin, aber
sie reagierte nicht darauf.

    Â 
    Wir verließen das Hotel und ich sog die Luft vor
dem Eingang gierig in meine Lungen. Es war kühl und eine Mischung aus hoher
Luftfeuchtigkeit und Nieselregen durchfeuchtete langsam unsere Kleider.
Trotzdem war ich noch nicht bereit, wieder ins Auto zu steigen.

    Â»Meine Güte, was ist in dieser Familie los?«, fragte ich
mehr an den Novembermorgen als an Nina gerichtet.

    Â»Verkorkst«, antwortete Nina. Hätte der Morgen eine
Stimme gehabt, seine Antwort wäre ähnlich gewesen.

    Â»Sie weiß gar nichts über ihren Sohn.«

    Â»Ich frage mich, ob er ihr wirklich nichts gesagt und
sich abgeschottet hat oder ob er versucht hat, mit ihr in Kontakt zu treten,
und sie es nicht bemerkt hat.«

    Ich hielt beides für möglich. »Vielleicht hat er die Aufmerksamkeit
von Frauen gesucht, die seine Mutter hätten sein können, weil seine eigene
Mutter ihn nicht beachtet hat?«

    Nina schaute mich skeptisch an. »Seit wann bist du Psychologe?«

    Â»Ich hatte eine Therapie bei Dr. Klein.«

    Â»Unsinn, du hattest keine Therapie bei Dr. Klein.«

    Â»Doch, letzten Sommer.«

    Â»Da hattest du eine Sitzung mit ihm, nachdem du einen
Verdächtigen angeschossen hast.«

    Der Mann hatte uns mit einer Pistole bedroht und das hatte
ich nicht witzig gefunden. »Zählt das nicht als Therapie?«

    Â»Nein.«

    Â»Dann ist es eben mein Ermittlerinstinkt, der mir zu diesen
Einsichten verhilft.«

    Nina sagte nur: »Auf irgendetwas haben diese Beziehungen
jedenfalls beruht.«

    Â»Fragen wir doch einfach Frau Kling.«

    Wir machten uns auf den Weg zum Parkplatz, während ein
trüber Morgen langsam in einen trüben Vormittag hinüberglitt. Ich drehte die
Autoheizung auf. In den Nachrichten des lokalen Radiosenders hörten wir, dass
die Polizei einen Zeugen präsentieren konnte, der angeblich eine Beschreibung
des Serienmörders abgegeben hatte. Damit wussten die Medien mehr als wir.
Reinhold würde uns heute Mittag sicher auf den aktuellen Stand bringen. Danach
schilderte die Moderatorin noch die Tötungsmethode und Eigenheiten des Serienmörders,
damit auch ganz sicher jeder Hörer

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