Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
Vom Netzwerk:
die zur Hälfte von einem französischen Doppelbett
ausgefüllt wurde. Neben dem Bett stand eine Kommode, deren Schubladen leer
waren.

    Ich schlug auch hier die Decke zurück. Das Laken fehlte. »Aha«,
sagte ich. Wenn hier ein Laken gewesen war, hatte es vielleicht interessante
Spuren enthalten und war von der Spurensicherung konfisziert worden. Spuren auf
dem Bettlaken legten einen Schluss nahe: Hier hatte jemand Sex gehabt. Was zunächst
einmal vieles bedeuten konnte. Nur die Möglichkeit, dass Herr und Frau Maier
die beiden waren, hielt ich für unwahrscheinlich.

    Â»Fragen wir doch mal die Spurensicherung, was die rausgefunden
haben«, sagte Nina.

    Â»Das machen wir«, sagte ich. Ich war erleichtert, dass
wir bei unserer ersten Untersuchung nichts falsch gemacht hatten. Wir gingen
die Treppen hinunter.

    An der Eingangstür sagte ich: »Wollen wir noch bei den
Nachbarn klingeln?«

    Â 
    Der Eingang der Nachbarn befand sich auf der
gegenüberliegenden Seite des Hauses. Wir gingen also die Einfahrt entlang, auf
den Bürgersteig und an den Vorgärten vorbei, bis wir vor der Haustür der
Nachbarn standen. Ein kleines rotes Cabrio parkte vor der Garage, allerdings
mit geschlossenem Verdeck.

    Ich klingelte und kurz darauf hörte ich Schritte näher kommen.
Als sich die Tür öffnete, stand uns eine Frau in legerer Sportkleidung mit
schulterlangen blonden Haaren gegenüber.

    Â»Frau von Neudeck?«, fragte ich.

    Sie nickte. Spontane Begeisterung sah anders aus. Wir
zeigten ihr unsere Ausweise.

    Â»Mein Name ist Wegener und das ist meine Kollegin Frau
Gerling. Wir sind von der Kriminalpolizei.«

    Frau von Neudeck schaute uns abwartend an.

    Â»Wir haben ein paar Fragen an Sie. Dürfen wir hereinkommen?«

    Diese Frage aktivierte die Gastgeberin in ihr. Sie trat
zur Seite und sagte: »Ach, wie unhöflich von mir. Ich wollte gerade zum Joggen,
wissen Sie. Kommen Sie doch bitte herein.«

    Wir bewegten uns in diesem Fall offenbar in einer Welt,
in der die Frauen entweder zu Hause, beim Joggen oder beim Einkaufen waren,
während die Männer arbeiteten. Wir folgten ihr ins Wohnzimmer. Die Häuser waren
spiegelgleich aufgebaut, aber ganz unterschiedlich eingerichtet. Während bei
den Maiers kühle Farbtöne vorherrschten, wirkte das Haus der von Neudecks
wärmer, mit angenehmen Wandfarben und Holzböden.

    Wir setzten uns auf ein weiches Sofa und die Hausherrin
nahm über Eck Platz. Mir fiel auf, dass auch sie eine recht attraktive Frau
war. Ich schätzte sie auf Mitte dreißig, obwohl die dunklen Ringe unter ihren
Augen sie älter erscheinen ließen.

    Â»Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte sie.

    Nina schüttelte den Kopf und ich lehnte ebenfalls ab. Kaffee
war bei der Polizei ein weitverbreitetes Laster, dem man nicht zu sehr
verfallen durfte. »Nein danke, wir hatten gerade erst einen. Ist Ihr Mann bei
der Arbeit?«

    Frau von Neudeck nickte.

    Das war das Zeichen für Nina. Sie sagte: »Frau von Neudeck,
wir sind hier, weil gestern Morgen Tobias Maier im Nachbarhaus tot aufgefunden
wurde.«

    Sie nickte wieder. Die Schatten in ihrem Gesicht wurden
dunkler.

    Â»Kannten Sie Tobias?«

    Â»Natürlich! Wir sind Nachbarn.«

    Â»Wie lange sind Sie denn schon Nachbarn?«

    Â»Wir sind in dieses Haus gemeinsam mit den Maiers eingezogen.
Direkt nach unserer Hochzeit vor zwölf Jahren.«

    Â»Das heißt, Sie kennen die Maiers schon länger?«

    Frau von Neudeck nickte. »Ich hatte mit Peter Maier beruflich
zu tun. Ich bin Übersetzerin und hatte den Auftrag, eine Reihe juristischer
Texte ins Deutsche zu übertragen.«

    Also kannte sie Tobias mindestens, seit er fünf war.

    Â»Wie gut war Ihr Kontakt zu Tobias?«

    Â»So wie man ihn eben mit seinen Nachbarn hat. Man grüßt sich
und plaudert manchmal.«

    Ich war als Teenager kein Meister des Small Talks gewesen
und fragte mich, worüber die beiden wohl gesprochen hatten. Nina fragte sich
das auch. »Worüber haben Sie geplaudert?«

    Â»Worüber man halt so spricht. Das Wetter. Wann der Müll
abgeholt wird. So etwas.«

    Â»Also kannten Sie ihn nicht so gut?«

    Â»Nein, eher oberflächlich. Einmal hat er mir geholfen,
mein Fahrrad zu reparieren. Aber das war auch schon alles.«

    Â»Er konnte Fahrräder reparieren?«

    Â»Ja, er war sehr geschickt. In den Sommerferien hatte

Weitere Kostenlose Bücher