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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Werle, allerdings ohne den wilden Bart.

    Â»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht viel über Tobias sagen«,
meinte der Informatiklehrer, während er uns einen Kaffee einschenkte.

    Â»Wir sind vor allem deshalb hier, weil wir etwas über Tobias’
Fähigkeiten in Informatik erfahren möchten.«

    Â»Aha«, sagte Hirschmann und es klang wie eine neugierige
Frage. »Ja, Tobias war in meinem Informatikkurs. Er war sehr begabt und hat von
mir immer eine Eins bekommen.«

    Das hatten wir uns schon gedacht. »Welche Themen haben
Sie behandelt?«

    Â»In der Mittelstufe lernen sie die Grundlagen. Wie ist
ein Computer aufgebaut, wie funktioniert er, was ist ein Betriebssystem und so
weiter. In der Oberstufe behandeln wir einige Programmiersprachen und spezielle
Anwendungsfelder. Wir haben vor den Ferien Programme für E-Mails und nach den
Ferien Programme für das Internet behandelt.«

    Â»Was waren das für Programme?«

    Â»Die ganz normalen E-Mail-Klients und Browser. Wir sind
aber auch die Sicherheit im Internet durchgegangen, also Sicherheits- und
Hackerprogramme.«

    Ich tauschte einen Blick mit Nina.

    Hirschmann fragte: »Warum wollen Sie das wissen?«

    Â»Wir haben auf Tobias’ Computer ein Programm zum Hacken
von E-Mails gefunden.«

    Â»Sie meinen ein Programm zum Knacken von Passwörtern?«

    Weil Hirschmann wenig Chancen haben würde, das zu verstehen,
wenn wir es ihm erklärten, nahm ich mein Handy.

    Ein Mann meldete sich: »Price’s Safariausstatter.«

    Â»Ich würde gerne eine Führung durch das Land der Compusaurier
buchen«, sagte ich.

    Â»Alles klar«, meinte Simon.

    Â»Wir sind bei Tobias’ Informatiklehrer. Kannst du ihm
vielleicht das Programm erklären, mit dem Tobias E-Mails manipuliert hat?«

    Â»Her mit ihm«, sagte Simon. Ich gab mein Handy an den
Lehrer weiter.

    Hirschmann hörte Simon sehr konzentriert und aufmerksam
zu. Falten begannen, seine Stirn zu kräuseln. Mehrmals murmelte er »Aha« und »Oh«.
Am Ende von Simons Schilderung folgte eine angeregte Fachdiskussion. Günter
Hirschmann spulte in einer beeindruckenden Geschwindigkeit Begriffe ab, die ich
noch nie zuvor gehört hatte, und ich sah, dass auch Nina Schwierigkeiten hatte,
ihm zu folgen. Nach ein paar Minuten bedankte er sich und gab mir das Handy zurück.

    Â»Alles klar, der Mann ist im Bilde«, sagte Simon.

    Â»Ich danke dir.«

    Wir schauten Hirschmann erwartungsvoll an.

    Er hob nachdenklich einen Finger an den Mund. »Geben Sie
mir eine Minute. Ich überlege gerade, ob er davon irgendetwas aus unserem
Unterricht hat.« Er starrte noch eine Weile sinnierend ins Leere, dann stand er
auf. Kurz darauf kam er mit einem dünnen Notebook wieder. Der Computer startete
ohne wahrnehmbare Geräusche in Sekundenschnelle. »Ich habe eine Idee, auf
welchen Unterrichtseinheiten seine Arbeiten beruhen könnten.« Er navigierte mit
seinen Fingern durch den Rechner, bis er gefunden hatte, was er suchte.

    Nina reichte ihm einen Speicherstick und er kopierte die entsprechenden
Dateien. Aber wir waren eigentlich nicht gekommen, um uns Unterrichtseinheiten
aus dem Informatikunterricht zu beschaffen. »Hat er jemals etwas von seinem
Vorhaben erwähnt?«, fragte Nina.

    Â»Nein. Während der ganzen Unterrichtsreihe zur Sicherheit
war er sehr interessiert, aber das war er von Anfang an bei allen anderen
Themen auch.«

    Â»Hat er jemals Fragen gestellt, die darauf hindeuteten,
was er vorhatte und woran er arbeitete?«

    Der Lehrer schüttelte den Kopf. »Nein, aber das musste er
auch gar nicht. Die Schüler arbeiten bei mir sehr selbstständig. Sie lernen,
sich selbst die Informationen zu beschaffen, die sie interessieren. Im
Unterricht legen wir gemeinsam eine Basis dafür. Wenn Schüler noch
Unterstützung brauchen, gebe ich sie ihnen.«

    Â»Tobias brauchte keine Unterstützung?«

    Hirschmann lächelte. »Nein. Nicht bei den Unterrichtsthemen.
Und bei diesen Programmierungen, E-Mails abfangen und manipulieren, hätte ich
ihm sowieso nicht weiterhelfen können. Selbst wenn es nicht illegal wäre und
ich es gewollt hätte. Das übersteigt meine Fähigkeiten.«

    Ich erinnerte mich an sein Gesicht, als er Simon zugehört
hatte. Der Informatiklehrer mochte mehr Fachbegriffe kennen und ein
detaillierteres Verständnis von Tobias’ Programm haben als

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