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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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bleibt ein Gesellschaftsspiel. Elias Grams ist ein anständiger Kerl, der
eine schwierige Zeit durchmacht. Und wir haben Besseres zu tun, als
unbescholtene Bürger zu beobachten, nur weil Ihre Fantasie mit Ihnen durchgeht.«

    Das waren deutliche Worte. Ich sagte: »Ich verstehe
nicht, warum Sie die ganze Sache so abblocken.«

    Â»Wir können Sie nicht zwingen, auf unseren Vorschlag
einzugehen«, sagte Nina. »Aber wir werden ihn schriftlich wiederholen. Alleine
schon, um uns abzusichern, falls etwas passiert.«

    Das war eine Taktik, die manchmal Wunder wirkte. Das
schriftliche Festhalten von Gesprächsergebnissen in Aktennotizen. Wenn man alle
Verantwortung für eventuelle Fehlentwicklungen dem anderen in die Schuhe schob,
bewegte der sich manchmal doch noch.

    Â»Das können Sie ruhig tun«, sagte Kollege Seybold unbeeindruckt.
»Ich wiederhole: Ich werde nicht Zeit und Geld verschwenden für überflüssige
Aktionen, nur weil mit Ihnen Ihre Fantasie durchgeht.«

    Was blieb da noch zu sagen? Unsere Zusammenarbeit war
damit beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Ich stellte fest: »Wir
werden Herrn Grams sicherlich noch einmal befragen. Vielleicht auch den
österreichischen Spieler. Wir werden Sie darüber rechtzeitig informieren.«

    Â»Ja, ich bitte darum. Ich werde dann entscheiden, ob ich
an der Befragung wieder teilnehmen möchte, jetzt wo ich die Hintergründe kenne.«

    Als wir uns verabschieden wollten, klingelte mein Handy.
Es war Reinhold. Und er hatte Neuigkeiten. Einer von Tobias’ Nachbarn, den wir
bisher nicht angetroffen hatten, hatte Elisabeth Veen am Sonntagabend ins Haus
der Maiers gehen sehen. Egon und Marla waren bereits unterwegs, um die Lehrerin
einzusammeln und auf dem Präsidium zu befragen.

    Â»Na«, sagte Seybold mit einem breiten Grinsen im Gesicht,
»wenn der Junge ein paar Stunden vor seinem Tod Sex mit seiner Englischlehrerin
hatte, klingt das doch schon eher nach einer Spur.« Er lachte dröhnend über
seine eigene Bemerkung.

    Und tatsächlich war ich mir nicht mehr sicher, ob Grams
noch ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stand oder ob er gerade von Elisabeth
Veen verdrängt worden war.

    Â 
    Zurück im Auto sagte ich: »Damit ist die Veen
jetzt richtig gut im Rennen.«

    Â»Das kann man wohl sagen.«

    Â»Was meinst du zu Grams?«

    Â»Ich meine, viele Hinweise deuten auf ihn als Täter. Zu
viele, als dass wir sie ignorieren könnten.«

    Â»Wir müssen noch seine E-Mails prüfen.«

    Â»Das werden wir. Denn er hat ein mehr als eindeutiges
Motiv. Und kein Alibi. Er ist aggressiv und aufbrausend, wenn es nicht nach
seinen Vorstellungen läuft.«

    Â»Auf der anderen Seite hatte ich nicht das Gefühl, dass
er etwas zu verbergen hat. Er wirkte ehrlich auf mich. Vielleicht aufbrausend,
aber nicht wie ein Mörder.«

    Â»Ich hatte das gleiche Gefühl«, bestätigte Nina. »Aber
wir dürfen eins nicht vergessen: Er hat über Jahre Dominanz in der Brettspielvariante gespielt. Er hat sehr viel Übung
darin, Menschen anzulügen, die ihn viel besser kennen, als wir es tun.«

    Das war ein Punkt, den ich selbst übersehen hatte. »Aber
wenn er sich so gut verstellen kann, hätte er dann nicht einen viel besseren
Eindruck bei uns hinterlassen müssen? Warum stellt er sich so ungünstig dar?«

    Â»Vielleicht ist das Teil seiner Taktik, um glaubwürdig zu
bleiben«, sagte Nina und zuckte mit den Achseln.

    Â»Fahren wir zurück?«

    Â»Einverstanden.«

    Ich ließ den Motor an und wir machten uns auf den
Rückweg. »Zumindest wissen wir jetzt, was es mit der Billardkugel auf sich hat«,
stellte ich fest.

    Â»Wir wissen, dass sie Elias Grams darstellt. Was meinst
du, hat das zu bedeuten?«

    Das war eine gute Frage. »Er wollte Grams zur Kollision
mit den anderen Spielern bringen?«, schlug ich vor.

    Â»Und er selbst war der Queue? Er stößt ihn praktisch gewaltsam
in den Konflikt mit den anderen?«

    Â»Grams soll leiden. Denk nur an das gequälte Gesicht.«

    Â»Er soll leiden durch Tobias’ Handlungen.«

    Â»Die gefälschte E-Mail.«

    Â»Grams meinte, er sollte öffentlich gedemütigt werden.«

    Und das war bei näherer Betrachtung vielleicht gar nicht
so abwegig. Ich wusste nicht, ob Elias Grams mit Elisabeth Veen mithalten
konnte, aber ich hielt ihn doch noch

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