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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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mindestens für eine mittelheiße Spur.

    Es war kurz nach dreizehn Uhr, als wir von der Autobahn
abfuhren und auf die Bundesstraße Richtung Krefeld einbogen. Ich hatte so eine
Idee, dass uns im Präsidium ein Egon erwarten würde, der mit geschwellter Brust
auf und ab stolzierte und jedem, der es wissen wollte, erzählte, wie er die
dunklen Geheimnisse der Englischlehrerin aufgedeckt hatte. Natürlich würde er
das auch jedem erzählen, der es nicht wissen wollte.

    Die Aufgaben für uns an diesem Nachmittag waren beschränkt,
wir konnten allenfalls zuschauen, wie Frau Veen vernommen wurde, diesmal
allerdings als Beschuldigte. Das war zweifellos spannend, aber unsere Mitarbeit
war nicht erforderlich.

    Ich wählte Reinhold über Kurzwahl an. Er bestätigte, dass
Elisabeth Veen ins Präsidium gebracht worden war und ängstlich auf das Verhör
wartete. Sie war über ihre Rechte aufgeklärt worden, aber Egon hatte
beschlossen, sie ein wenig zappeln zu lassen, und würde erst in einer halben
Stunde mit der Vernehmung beginnen.

    Danach rief ich beim Autohändler an. Ich erklärte ihm,
dass ich gerade jetzt Zeit hätte, mein Auto einzutauschen. Er war gerne bereit,
seine Mittagspause zu unterbrechen, und deshalb stiegen wir auf dem Parkplatz
des Präsidiums in meinen Wagen und fuhren direkt dorthin. Mein neues Auto stand
vollgetankt auf dem Hof bereit, es gab noch eine Unterschrift zu leisten und
innerhalb von fünfzehn Minuten war der Deal abgewickelt.

    Als wir vom Hof hinunterrollten, saßen wir ein ganzes
Stück höher als beim Heraufrollen. Die Federung war überhaupt nicht
vergleichbar mit der meines alten Vehikels und im ersten Moment hatte ich wie
bei der Probefahrt am Tag zuvor das Gefühl, überhaupt kein Auto zu fahren.
Vielleicht hatte ja das Wort ›Straßenkreuzer‹ in Gefährten wie diesem seinen
Ursprung genommen. Ich setzte Kurs auf das Präsidium, das wir in weniger als
zehn Minuten erreichten.

    Reinhold informierte uns, dass Elisabeth Veen immer noch
auf kleiner Flamme garte. Wir gingen gemeinsam in den Beobachtungsraum, von wo
aus wir durch den Einwegspiegel einen guten Blick auf sie hatten. Sie saß
unruhig in dem tristen Verhörzimmer, ihr Blick wanderte unstet über die Wände,
zur Tür und zum leeren Stuhl ihr gegenüber. Sie wirkte nervös und angespannt
und sie hatte niemanden, an dem sie diese innere Unruhe abarbeiten konnte.

    Egon stolzierte durch die Tür des Beobachtungsraums,
tatsächlich mit geschwellter Brust, gefolgt von Staatsanwalt Macke.

    Â»So, dann wollen wir mal«, sagte Egon und in diesem
Moment betrat Marla den Verhörraum.

    Sie ging auf die Lehrerin zu, lächelte freundlich und beugte
sich zu ihr hinunter. »Guten Tag, Frau Veen, es tut mir sehr leid, dass Sie so
lange haben warten müssen. Darf ich Ihnen etwas bringen? Einen Kaffee
vielleicht?«

    Ich sagte: »Guter Polizist, böser Polizist?«

    Egon grinste. Man nahm ihm den bösen Polizisten problemlos
ab. »Ganz genau.« Und damit verschwand er durch die Tür, um gleich darauf im
Verhörraum wieder aufzutauchen.

    Tobias’ Lehrerin hatte den Kaffee abgelehnt. Marla
schreckte hoch, als Egon die Tür aufstieß, als sei sie bei etwas Verbotenem erwischt
worden. Das gehörte zum Spiel dazu, das Egon und Marla offenbar nach allen
Regeln der Kunst spielen wollten.

    Marla zog sich ein wenig verschüchtert in eine Ecke des
Raumes zurück. Egon nahm sich den freien Stuhl und setzte sich breitbeinig Elisabeth
Veen gegenüber.

    Â»Frau Veen, ich bedaure, dass Sie so lange warten mussten«,
sagte er ohne Bedauern in der Stimme. »Ich habe gerade noch einen Zeugen
befragt und es sind einige Widersprüche aufgetreten zwischen seiner Aussage und
den Auskünften, die Sie uns gegeben haben.«

    Es funktionierte. Die Lehrerin kippte aus der Balance und
ihre Fassade bekam Risse. Sie wirkte verunsichert.

    Â»Ich möchte Sie noch einmal fragen, wo Sie am Sonntagabend
waren, Frau Veen. Ich muss Sie nicht daran erinnern, was es bedeutet, einen
Polizeibeamten bei einer Mordermittlung zu belügen.«

    Â»Ich war zu Hause«, sagte sie mit schwacher Stimme.

    Â»Frau Veen, ich brauche Ihre Aussage im Grunde überhaupt
nicht, weil ich beweisen kann, dass Sie nicht zu Hause waren. Wenn Sie weiter
das Gegenteil behaupten, schaden Sie nur sich selbst.«

    Ich war mir sicher, Egon und

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