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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Internetaktivität waren
bei ihm rückläufig. Das andere nahm zu.«

    Â»Wobei ich vermute, dass auch die E-Mails mit den drei Frauen
nicht mehr lange auf diesem Niveau geblieben wären. In der Regel wenden sich
reife Persönlichkeiten dann Partnern im gleichen Alter zu.«

    Â»Dann wären ja die drei Frauen auch unreif?«

    Â»Unreife Persönlichkeiten, ja. Das ist unabhängig vom Alter.
Sie sind in ihren Beziehungen unzufrieden, aber nicht in der Lage, daran etwas
zu ändern oder die Beziehung zu beenden. Stattdessen suchen sie andere
Aktivitäten als Ablenkung.«

    Mir gefiel es, dass dieser Psychologe, der jünger war als
ich und den die Aura der Weisheit eines sehr viel älteren Mannes umgab, damit
auch meine Exfrau als unreife Persönlichkeit klassifiziert hatte. Mich leider
obendrein, weil ich mich nicht von ihr hatte lösen können. Ich hielt mir immerhin
zugute, dass ich mich seitdem weiterentwickelt hatte.

    Â»Dann hätte Tobias vielleicht auch in seiner Band für
klare Verhältnisse gesorgt?«

    Â»Ja, früher oder später. Zumindest wäre ihm das zu wünschen
gewesen. Niemand kann auf Dauer in solchen Verhältnissen leben.«

    Â»Was ist mit den ganzen berühmten Persönlichkeiten?« Die
Musikszene und Hollywood waren voll von ähnlichen Geschichten. Ganze
Pressegattungen lebten von ihnen.

    Â»Wie viele Stars kennen Sie, die in diesem Spiel
mitspielen und die Sie für gesund halten?«

    Ich wollte schon zu einer Antwort ansetzen, aber Dr.
Klein sprach natürlich nicht von gebräunter Haut, gebleichten Zähnen oder
perfekt modellierten Muskeln. Ich schluckte also meine Antwort hinunter und
sagte stattdessen: »Nun hat er zu alldem keine Gelegenheit mehr.«

    Dr. Klein nickte gewichtig.

    Ich fragte ihn: »Halten Sie es für möglich, dass beim Dominanz -Spiel ein Spieler den anderen
aus Wut umbringt?«

    Er schaute mich nachdenklich an. »Ja, warum nicht? Wut
ist immer ein Motiv für eine Gewalttat und warum sollte sich Wut nicht auch im
Laufe eines solchen Spiels aufbauen?«

    Ich schilderte Dr. Klein unsere Befragung von Elias
Grams.

    Er nickte und sagte: »Das halte ich für möglich. Aber ich
möchte eines hinzufügen. Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem Spiel Dominanz und einem anderen. Ich glaube,
jeder spielerische Wettstreit ist gleichermaßen geeignet.«

    Da war etwas dran.   »Aber dieses Spiel ist schon ziemlich …«

    Â»â€¦ ungewöhnlich? Natürlich. Aber ob ich in einem ungewöhnlichen
Spiel wütend werde oder in einem gewöhnlichen, macht keinen Unterschied. Wut
ist Wut.«

    Â»Ich habe bisher immer gedacht, dieses Spiel hätte ein besonders
großes Potenzial, Wut auszulösen. Wegen der Täuschungsmanöver und Lügen.«

    Dr. Klein faltete wieder die Hände. »Das kann sein. Auf
der anderen Seite ist das aber doch erlaubt. Die Spieler wissen, worauf sie
sich einlassen. Alle waren ausreichend erfahren.«

    Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm hier grundsätzlich
folgen konnte. Doch das war vielleicht auch gar nicht nötig. »In unserem Fall
hat Tobias seinen Mitspieler sehr wütend gemacht.«

    Â»Das ist richtig. Ich sehe diesen Grams auch als verdächtig.
Ich meine nur, auch wenn die zwei Monopoly oder das Häschenrennen gespielt
hätten, wäre der Mann wütend geworden.«

    Ich dachte zurück an Elias Grams. Dr. Kleins Einschätzung
konnte richtig sein. »Wenn Grams Tobias wirklich umgebracht hat, dann muss er rasend
gewesen sein, wenn seine Wut am Ende der Fahrt von Münster nach Krefeld noch
gereicht hat, um ihn tatsächlich zu erstechen.«

    Â»Das ist richtig. Und er bringt von seiner Persönlichkeit
und seiner Lebenssituation einige Voraussetzungen mit, die das begünstigen
könnten. Das ist schwer zu sagen, weil ich ihn nicht kenne.«

    Â»Wenn jemand oft dieses Spiel spielt, als Brettspiel mit
anderen von Angesicht zu Angesicht, wird er dann ein besserer Lügner?«

    Â»Das kann ich mir gut vorstellen. Lügen kann man lernen
wie alles andere auch. Und man muss sogar ein sehr guter Lügner sein, wenn er
seine Freunde beim Spiel täuschen kann.«

    Â»Könnte er auch Sie täuschen?«

    Dr. Klein lächelte. »Ich bin auch nur ein Mensch.«

    Ich lehnte mich zurück. Ich war zufrieden, seit ich den
Raum betreten hatte. Nun versuchte ich, mich

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