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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Hilje Nora Roberts
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zunächst einmal gelten. Und worüber stritten die beiden?“
    „Es war ein Missverständnis.“ Rachel fühlte sich nicht wohl in ihrer Rolle. „Es ist nicht zu leugnen, dass beide ziemliche Hitzköpfe sind, und bei dem Temperament, das beiden eigen ist, kann ein Missverständnis leicht zu ...“
    „Einer hitzigen Debatte führen?“ warf Richterin Beckett ein.
    „Ja.“ Rachel beugte sich vor. „Richterin Beckett, Nick hat so unglaublich große Fortschritte gemacht. Er hatte sich fast aufgegeben, da er in seinem ganzen Leben niemanden hatte, der wirklich für ihn da war, dem er vertrauen konnte. Mit Zackary wollte er es versuchen. Je länger die beiden zusammen waren, desto mehr war zu spüren, wie sehr sich die beiden Brüder im Grunde brauchten.“
    „Inwieweit stehen Sie eigentlich mit Mr. Muldoon in einem, sagen wir, persönlichen Verhältnis?“
    Rachel lehnte sich zurück in ihren Stuhl und sah Richterin Beckett völlig ausdruckslos an. „Ich glaube, das ist für diese Angelegenheit nicht relevant.“
    „Glauben Sie? Nun, gut.“ Sie hob die Hand. „Bitte, weiter.“
    „Fast zwei Monate lang hat Nick sich bewährt. Er erledigt ganz hervorragend alle Arbeiten, die ihm Zackary anvertraut hat. Er interessiert sich auch für die Dinge, die um ihn herum geschehen. Und er spielt Klavier.“
    „Ach, wirklich?“
    „Zackary hat ihm ein Klavier gekauft.“
    „Das klingt nicht so, als müssten deshalb die Fäuste fliegen.“ Sie lächelte und hob das Glas. „Also,Frau Anwältin, kommen Sie bitte zum Kern des Problems.“
    „Es war mein Fehler.“ Rachel stellte ihr Weinglas beiseite. „Ich habe Nicks Gefühle für mich falsch eingeschätzt. Ich konnte nicht glauben, dass er für mich ... nun, so viel empfindet.“
    Beckett stülpte die Lippen vor. „Ah, ich beginne allmählich zu verstehen. Erzählen Sie von Anfang an.“
    Rachel begann die Vorgänge der vergangenen Woche zu schildern. Beckett schwieg zu ihren Ausführungen und nickte hin und wieder. „Und als er dann ins Büro kam und mich und Zackary so eng beisammen sah“, schloss sie ihre Erzählung, „fühlte er sich betrogen. Ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen.“
    „Rachel, Sie sind eine ausgezeichnete Anwältin. Das schließt nicht aus, dass Sie einen Anspruch auf ein Privatleben haben.“
    „Wenn es aber die Beziehung zu meinen Mandanten gefährdet ...“
    „Unterbrechen Sie mich bitte nicht. Ich räume ein, dass Sie in dieser Sache einer falschen Einschätzung erlegen sind. Ich räume ebenfalls ein, dass sich niemand den Ort, den Zeitpunkt oder die Umstände aussuchen kann, unter denen man sich verliebt.“
    „Ich sagte nicht, dass ich mich verliebt habe.“
    Beckett lächelte. „Das ist mir nicht entgangen. Es ist leichter zu ertragen, wenn man sich einredet, das alles habe nichts mit Liebe zu tun.“ Sie hielt inne. „Kein Einspruch, Miss Stanislaski? Nun gut, ich bin auch noch nicht am Ende meiner Ausführungen. Sie sind nicht objektiv geblieben, aber das haben Sie ja bereits selbst angemerkt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob eine objektive Betrachtungsweise immer zu den richtigen Resultaten führt. Zwischen Falsch und Richtig existieren viele Zwischentöne. Wir kämpfen jeden Tag darum, der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. Sie werden das noch herausfinden, sobald Sie auf dem Richterstuhl Platz genommen haben.“
    Rachel griff verwirrt nach ihrem Weinglas. Der viel sagende Blick der Richterin irritierte sie. „Ich wusste gar nicht, dass ich so leicht zu durchschauen bin.“
    „Oh, ich kann Ihre Ambitionen, die Zukunft betreffend, sehr gut nachvollziehen. Ich bin selbst einmal diesen Weg gegangen.“ Sie stieß freundlich lächelnd mit Rachel an. „Noch ein paar Jahre, dann werden Sie eine kompetente Richterin abgeben. Das ist es doch, was Sie erreichen wollen, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Gut. Und jetzt, da ich einen Drink genossen habe, der mich sehr entspannt hat, sage ich Ihnen etwas. Unter vier Augen. Vor dreißig Jahren war ich genau wie Sie. Damals war es für eine Frau noch etwas schwerer, in diese Position zu kommen. Und ich habe mir die Frage stellen müssen, ob ich eine Familie haben oder lieber Karriere machen will. Ich habe es nie bereut, die Karriere gewählt zu haben. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute muss sich eine Frau nicht mehr für das eine oder andere entscheiden. Heute kann sie beides haben. Wenn sie klug ist“, fügte sie hinzu und warf einen kurzen Blick auf Zackary.

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