Gegen Vaters Willen
du? Du siehst auch nicht besser aus.” Kaum war es raus, bereute er es auch schon. „Tut mir leid.”
„Sollte es auch.”
Leon wandte ihm besorgt den Kopf zu und erkannte, dass Ryan lächelte.
„Darf ich dich was fragen?”, unterbrach Ryan nach wenigen Minuten das danach aufgekommene Schweigen.
„Sicher.”
„Was war mit Tara? Was war toll?” Er wusste nicht, warum er sich so quälte. Die Worte waren ihm über die Lippen gehuscht, bevor er sie hatte aufhalten können.
Leon atmete tief durch. „Willst du das wirklich wissen? Ich bin mir nicht sicher, ob wir darüber reden sollten.”
„Ich will’s wissen. Na los!” Jetzt würde er mit Sicherheit keinen Rückzieher machen.
Leon räusperte sich kurz. „Ähm … eigentlich nichts. Ich habe sie lediglich geküsst. Frag mich nicht, was ich mir damit beweisen wollte.”
Obwohl Ryan mit Derartigem gerechnet hatte, wurde er von dem Schmerz darüber regelrecht überrollt. Er schluckte hart und schloss kurz die Augen. Dann: „Und?”
„Was und?”
„War es besser?”
„Besser als was? Besser als mit dir?”, fragte Leon mit erhobenen Augenbrauen zurück.
„Ja …”, murmelte Ryan und fragte sich im Stillen, warum er dieses Gespräch nicht einfach beendete.
„Gott, Snoopy, du kannst Fragen stellen. Es war anders … nicht so … naja, intensiv.”
Ryan schaute aus dem Fenster und konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Diese Worte allein waren ein guter Grund gewesen, dieses Gespräch überhaupt zu führen.
Leon bog auf den Schulparkplatz ein. Irgendwie fiel es beiden schwer, den jeweils anderen anzusehen. Leon quälte das schlechte Gewissen und Ryan überkam jedes Mal die Sehnsucht, wenn er in die blauen Augen schaute.
„Hi, Jungs. Leon, wie geht es dir? Ryan sagte gestern, dir ginge es nicht gut”, empfing Michelle sie, als Ryan gerade seinen Spint schloss.
„Oh ja. Es geht wieder. Hatte wohl was Falsches gegessen.”
„Ryan sagte, du hattest Kopfschmerzen. Ihr solltet euch besser absprechen”, grinste sie.
Leon und Ryan folgten ihr in den Klassenraum für Bio und warfen sich einen kurzen Blick zu.
„Ich hätte schwören können, du hättest es ihr gesagt”, raunte Leon dem anderen zu. Erleichterung lag unübersehbar in seinem Blick.
„Nein. Wie ich gestern erwähnt habe, ist das allein eine Sache zwischen uns. Sie hat nichts damit zu tun.”
Leon nickte noch einmal dankbar und setzte sich dann auf seinen Platz.
Neben Mr. Hagemann stand die neue Referadarin Allison Peaks. Sie war Ende zwanzig und bei den männlichen Mitschülern sehr beliebt. Ihre dunkelblonden Haare trug sie zu einem frechen Kurzhaarschnitt frisiert, wobei ihr einige Strähnen immer wieder ins Gesicht fielen, die sie dann schon rein aus Gewohnheit aus der Stirn pustete. Irgendwie hatte sie es mit ihrem Charme geschafft, dass alle ihr zuhörten. Ryan fragte sich des öfteren, ob sie irgendwann noch die nötige Autorität entwickeln würde.
„So, dann bitte ich um Ruhe”, rief Mr. Hagemann. „Ich möchte gern die Klausuren zurückgeben.”
Sofort verstummten alle. Der Lehrer ging durch die Reihen, gab hier und da einen Kommentar ab, dann kam er an den Tisch der vier Freunde.
„Ich habe nichts anderes erwartet, Mr. McCoy”, lächelte er und gab Ryan seine Arbeit. In der oberen rechten Ecke prangte ein rotes ‚A’.
Ryan lächelte und blätterte durch die Seiten, während Mr. Hagemann sich den beiden Mädchen zuwandte.
„Miss Mackins, Sie haben mich angenehm überrascht. Gute Leistung. Das gilt auch für Sie, Miss Flynn.”
Michelle und Lauren zwinkerten Mr. Hagemann an, der sich nun Leon zuwandte und irgendwie grinste.
„Na, wie hat Ihrer Frau meine Arbeit gefallen?”, fragte dieser frech.
Mr. Hagemann hob die Augenbrauen und konterte: „Wer immer das glückliche Mädchen aus Frage eins war, ich hoffe, es hat ihr so gut gefallen wie Ihnen.”
Leon wurde knallrot. „Ich hoffe doch ...”
„Wie dem auch sei. Gute Arbeit. Ich denke, es tut Ihnen gut, dass Mr. McCoy an ihrem Tisch sitzt.”
Michelle und Lauren waren zwar nicht gefragt, stimmten jedoch beide leise murmelnd zu.
„Nun, heute wird Miss Peaks den Unterricht leiten. Viel Vergnügen.” Mr. Hagemann setzte sich hinter seinen Schreibtisch, während die Klasse Allison gespannt anschaute, die vor der großen Tafel stand und ziemlich nervös wirkte.
„Da Sie mitten im Sexualkundeunterricht stecken, möchte ich mich heute mit Ihnen über ein Thema unterhalten,
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