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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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gnädig. »Ich hab mir echt die Woche immer den Arsch abgefroren.«
    »Ja, und das wollen wir doch nicht«, sagte Anton.
    »Ist ohnehin schon wenig genug dran«, sagte Kevin.
    Nelly warf ihm einen bösen Blick zu.
    Ich warf Anton die Jaguar-Schlüssel zu. »Danke, dass du dich um unsere Heizung gekümmert hast, ich hätte gar nicht gewusst, was man da machen muss.«
    Nelly war zu sehr damit beschäftigt, Kevin böse anzugucken, deshalb petzte sie den kleinen Zwischenfall mit dem Mini nicht. Es war ja auch nicht weiter schlimm gewesen. Der winzig kleine Kratzer an der Stoßstange würde den Besitzer sicher nicht stören. Schließlich waren Stoßstangen ja dazu da, das eigentliche Auto vor Beulen und Kratzern zu schützen.
    Julius war in Gedanken offenbar auch woanders.
    »Ist Emily auch da?«, fragte er Anton.
    »Noch nicht. Sie wird nachher von ihrer Oma gebracht«, sagte Anton. Er krempelte sich tatkräftig die Ärmel hoch. »Ich dachte, wo wir schon kein Frühstück hatten« - ich wurde ein wenig rot, als ich daran dachte, was wir stattdessen gehabt hatten -, »koche ich uns jetzt was Leckeres zum Mittagessen. Bleibst du auch zum Essen, Kevin? Übrigens hat irgendwer schon viermal hintereinander angerufen und jedes Mal aufgelegt, wenn ich dranging.«
    Das war mit hundertprozentiger Sicherheit meine Mutter gewesen. Sie rief jeden Sonntagvormittag an, und bestimmt hatte Antons Stimme sie irritiert. Wie gut, dass sie aufgelegt hatte, anstatt Anton auszufragen.
    Was sind Sie? Der Liebhaber? Was? Sie meinen es wirklich ernst? Guter Mann, denken Sie nicht, dass Sie noch was Besseres finden könnten?
    »Ich habe bergeweise Steinpilze und Schweinefilet im Haus.« Ich kitzelte Samantha unter dem Kinn, damit sie Kevin nicht hinterher quengelte, der von Nelly die Treppe hinaufgezogen wurde. »Dazu würden Bandnudeln passen. Einen Apfelkuchen wollen wir auch backen. Mit Schlagsahne. Und zur Vorspeise könnte es eine Blumenkohl-Creme-Suppe geben.« Hungrig wie ich war, hätte ich mir auch noch einen vierten Gang einfallen lassen.
    »Ich denke, das müsste reichen«, sagte Anton mit einem Augenzwinkern. »Ich kümmere mich um das Fleisch und die Pilzsoße.«
    »Und ich mache die Eier in den Teig«, sagte Julius.
    Nelly und Kevin verschwanden oben in Nellys Zimmer. Wie ich meine Tochter kannte, würden sie dort heute eher streiten als herumknutschen, weshalb ich wohl auf meine üblichen Störaktionen im Rhythmus einer Viertelstunde verzichten konnte.
    »Steht dir gut, so ein Baby«, sagte Anton und küsste mich auf die Stirn. Eine Sekunde lang dachte ich, er würde auch Samanthaküssen, aber dann begnügte er sich damit, ihr leicht über die pummelige Wange zu streicheln. »Ach, ich weiß noch, als Emily und Molly so winzig waren. Gott, sie waren so süß! Sie werden leider so schnell groß!«
    »Ja«, sagte ich und wunderte mich, warum ich wieder so ein mulmiges Gefühl im Magen bekam.
    »Ganz ehrlich, gibt es etwas Knuddeligeres als so ein Marzipan-Babyköpfchen?«, fragte Anton.
    Angeblich sagen Männer ja immer direkt, was sie meinen. Das stand in einem dieser Beziehungsratgeber von Trudi, »Warum Männer immer rückwärts einparken, und warum Frauen lieber vorwärts Bahn fahren« oder so ähnlich. So was wie versteckte Botschaften kannten Männer gar nicht. Deshalb konnte man sich auch Fragen wie »Was willst du mir damit sagen?« komplett sparen.
    Trotzdem, als Frau kann man auch nicht aus seiner Haut. Irgendwie war mir, als habe Anton ganz klar und deutlich »Ich möchte unbedingt ein Baby mit dir haben« gesagt.
    »Babys sind nur deshalb so weich und großäugig, damit man sie auch nachts um drei noch gern herumträgt, wenn sie brüllen«, sagte ich. »Wären sie grau, schuppig, und glitschig, würde einem das viel schwerer fallen.«
    Das hieß übersetzt: »Ich habe nichts gegen Babys, aber im Augenblick denke ich ganz sicher nicht daran, noch mal eins zu bekommen.«
    Allerdings, wenn es stimmte, was in dem Buch gestanden hatte, würde Anton meine versteckte Botschaft gar nicht verstehen, weil er ja a) selber überhaupt keine Botschaft versteckt hatte und deshalb auch keine versteckte Antwort erwartete b) ein Mann war. Komplizierte Angelegenheit, das.
    »Kommt ihr endlich?« Julius war schon in die Küche vorgerannt.
    »Hier sind wir doch schon!«, sagte ich, setzte Samantha aufdie Arbeitsplatte und hob auch Julius hinauf. »Na, dann wollen wir mal ein richtiges Sonntagsessen zaubern. Wie sind noch mal die Regeln,

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