Gegenschlag Kopernikus
seid ja verrückt!« stammelte Reling.
Er erntete ein homerisches Gelächter. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis sich unser sonst so unerschütterlicher Chef wieder gefaßt hatte.
»Sie wollten mir wohl sofort einen nachhaltigen Eindruck Ihrer Arbeit vermitteln, wie?« fuhr er mich an. »Mr. Konnat, das kenne ich bereits! Ich habe schließlich diese Masken in Auftrag gegeben.«
Boris runzelte die Stirn. »Wie, tatsächlich? Danach haben Sie sich aber gar nicht verhalten, Sir. Mir scheint, Ihnen ist das große Zittern ziemlich gekommen. Oder stimmt das etwa nicht?«
Knurrend schritt Reling davon. Vor den marsianischen Schalttischen blieb er stehen. Nachdenklich sah er zu den Bildschirmen hinauf.
Reling dachte meistens etwas schneller und weitsichtiger als andere.
»Das war einfach großartig«, gab er zu. »Meine Herren, ich glaube bald auch daran, daß Ihnen das Unmögliche gelingt. Das Auftreten des Tumadschin Khan war fraglos eine Improvisation. Ich wurde davon überwältigt. Wenn schon mir so etwas passiert, dürften Fremde ebenfalls schwach werden. Ich muß Sie sprechen, Konnat, kommen Sie.«
Reling nickte den Soldaten der Zentralbesatzung zu und ging auf die stählernen Schiebetüren zu. Dahinter lagen die Regierungs- und Wohnsektoren mit großen Sälen, die von uns ausgebaut worden waren. Dort befand sich auch mein Arbeitszimmer. Natürlich war es meiner Würde entsprechend eingerichtet.
»Die Damen und Herren des militärischen, technischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Stabes sind eingetroffen«, flüsterte mein Adjutant in vornehmer Zurückhaltung.
Zusammen mit Petronko, Anne Burner, dem Chefregisseur Alf Trontmeyer, Captain Jim Dogendal und meinem Hofdichter, Ma jor Inchinger, schritt ich auf die Tür zu.
Zwei Panzerzyklopen hielten Wache. Sie stießen einen Gruß aus und schlugen sich mit beiden Fäusten gegen die Brustharnische, in denen – offenkundig sichtbar! – je zwei »Energiefeldprojektoren« eingebaut waren.
»Lauter und grausiger röcheln«, rügte Petronko. »Mahele, die Hautschuppen an Ihrem rechten Unterarm sind beschädigt. Lassen Sie das sofort reparieren.«
»Jawohl, Sir«, sagte der maskierte Massai.
Wir betraten die Vorräume. Der für diesen Bezirk verantwortliche Offizier verzichtete ausnahmsweise auf die Empfangszeremonie. »Normalerweise« schmetterten die Fanfaren eines Roboterkommandos, das aus nachgeahmten Marsmaschinen bestand. Die Männer, die diese Verkleidung zu tragen hatten, mußten Athleten sein.
Leider war es uns noch nicht gelungen, die Kampfroboter der Marsianer betriebsklar zu machen.
In den Arsenalen hatten wir bis jetzt etwa hunderttausend Roboter entdeckt, die reglos auf ihren Abrufbefehl warteten. Wir kannten die Kampfkraft dieser 2,50 Meter hohen Maschinen, die über ein so hochentwickeltes Steuergehirn verfügten, daß unsere fähigsten Hochfrequenzingenieure und Kybernetiker ratlos waren.
Wenn es uns gelungen wäre, nur einige hundert Vernichtungswerkzeuge dieser Art zu programmieren und in Betrieb zu nehmen, wäre mir wesentlich wohler gewesen.
Die überall sichtbaren Reparatur- und Wartungsroboter konnten wir für unser Schauspiel zwar ebenfalls gut gebrauchen, aber an kampfkräftigen Spezialkonstruktionen fehlte es. Wahrscheinlich gab es irgendwo eine Steuerzentrale, auf deren Impulsgebung die seit 187.000 Jahren wartenden Maschinen reagierten.
Wir hatten uns lange Zeit gefragt, wieso wir von ihnen nicht angegriffen worden waren. Schließlich gehörten wir nicht hierher. Dann waren wir zu dem Schluß gekommen, die
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